Die Schlacht ist bald zwei Wochen her doch noch immer kann ich die Schreie der Sterbenden hören. Nachts wache ich schweißgebadet auf und selbst tagsüber zucke ich zusammen, wenn jemand etwas umwirft oder ein unerwartet lautes Geräusch an mein Ohr dringt. Ich kann diese Bilder nicht vergessen, so sehr ich es auch versuche. Marbo meint es nicht gut mit mir. Ich ertappe mich dabei, wie ich zittere oder einfach minutenlang vor mich hinstarre. Es ist viel schlimmer als ich es zunächst vermutet habe, aber ich möchte die anderen damit nicht belasten. Ich bilde mir ein, das Schlachtfeld sogar riechen zu können. Blut, Feuer, Exkremente, Schweiß. Dann habe ich plötzlich diesen metallischen Geschmack im Mund und merke wie sich mir die Kehle zuschnürt. Und je mehr ich versuche Luft zu holen, desto schlechter kann ich atmen.
All diese Menschen. So viele Leben. So viel Leid. Alles an diesem Ort in diesen wenigen Stunden. Und wie wenige konnte ich retten. Warum nur bin ich noch am Leben und nicht diese Soldatin die in meinen Armen verblutet ist? Oder der junge Reiter? Kaum den ersten Flaum hatte er auf den Wangen. Sein Bein hatten sie ihm abgenommen, aber gegen den Wundbrand konnten wir nichts tun. Meine Kraft war erschöpft, der Kashrastein ebenso und noch mehr Lebenskraft wagte ich nicht umzuwandeln, so schwach war ich schon. Ich konnte nur bei ihm sitzen und seine Hand halten habe während er qualvoll langsam dahinschied. Er hat geweint, so bitterlich geweint und nach seiner Mutter gerufen. Er hatte kaum das Mannesalter erreicht. Er hatte noch sein ganzes Leben vor sich. Es ist nicht fair. Warum lebe ich und all diese Menschen nicht mehr? Habe ich es mehr verdient zu Leben als sie? Ich fühle mich schuldig. Hätte ich nur mehr retten können. Wenn ich nur besser wäre, hätte ich mehr tun können...