Tagebuch von Cileham Curtius
Ein Traum von Orks

Unser Weg aus dem Nebelmoor hinaus führte uns zunächst zurück zur Burg, um einen kurzen Bericht zu erstatten sowie die Pferde zu holen. Da wir aber als nächstes ja nach Donnerbach wollten, mussten wir die Kutsche ohne uns zurück schicken. Galwen führte uns dann über den Knüppeldamm durch das Moor gen Firun, was sich noch einmal als unangenehmer, aber deutlich besserer Weg als mitten durch die Suppe darstellte. Da der Damm stellenweise überspühlt war zeigte es sich als die deutlich schlauere Entscheidung, die Kutsche nicht mitgenommen zu haben. Selbst die Pferde verschwanden manchmal fast bis zum Bauch im Dreckwasser und mussten danach von Egeln befreit werden. Aber insgesamt schafften wir die Strecke in guten 5 Tagen und waren dann froh, das nicht mehr passiert war als noch einmal von einem Irrlicht behelligt worden zu sein.

In Trallop hatten wir ein klares Ziel, das wir direkt ansteuerten. Der Rondratempel war wie immer ein erhebender Anblick, verborgen in den Fluten des Wasserfalls in der Kaverne, das Donnern der rauschenden Massen wie eine dauerhafte Erinnerung an die Herrin des Sturms. Aldare war natürlich noch abwesend, aber wir erzähltem ihrem Stellvertreter unsere Geschichte und dieser nahm den Stern dann in Verwahrung. Damit sollte das Stück Stein erst einmal in Sicherheit sein, oder? Die Herrin Rondra würde es wohl nicht zulassen, dass eine Horde Elfen etwas aus ihrem Heiligtum entwenden... Wir hinterliesen dann noch einen Gruß an Isleif, falls er hier demnächst ankommen sollte und ich opferte noch, dankbar für den Segen und den Sieg über den Shruuf, 2 Goldstücke beim Gebet. Dabei schwor ich mir, mit dieser Waffe in der Hand den idealen des ehrenhaften Kampfes zu folgen. Es wäre töricht, den Segen der Herrin leichtfertig zu verspielen!

Danach widmeten wir uns erst einmal uns selbst. Ein warmes Bad um den Dreck abzuspülen, die Kleidung reinigen lassen und die Dienste eines Barbiers für Bart und Haupthaar. Endlich fühlte ich mich wieder wie ein normaler Mensch,  und auch der ständige Gestank nach Sumpf und Egelschreck verflog langsam, was eine wahre Wohltat war. Solchermaßen zivilisiert besuchten wir noch die Anconiten, wo Sindaja und ich rein vorsorglich noch einige kleinere Heiltränke erwarben. Und auch wenn die Preise im Vergleich zu sagen wir Gareth oder Kunchom, sehr moderat waren, ließ ich trotzdem 32 Goldstücke in den Händen der Magier zurück und auch Sindaja jammerte etwas, das ihre Barscharft bedenklich schrumpfte. Aber zum selber Zutaten suchen und die Gebräue in einem Leihlabor herstellen fehlte mir einfach die Zeit. Da wir als nächstes in die Rote Sichel wollten, besorgte ich mir am Markt noch Vorräte für eine gute Woche. Mein Rat an Alari und MaLuf, dies ebenfalls zu tun verhallte aber ungehört, sie wollten sich auf die Jagdfähigkeiten der Elfe verlassen. Sindaja war da besonnener... zuletzt machte ich mich am Abend in der Herberge noch daran, Hesindes Wehr, mein Amulett, wieder aufzuladen. Man konnte ja nie wissen, wann einem das nächste mal ein Elf den Fulminictus oder schlimmeres an den Hals werfen wollte. 

Die nächsten 2 Tage waren eine entspannte Reise am Rahjaufer des Neunaugensees entlang, in denen ich meine verlorenen Kräfte wieder gewann. Wir waren kurz davor in die Rote Sichel abzubiegen, als Sari Alari im Traum erschien. Sie erzählte uns am nächsten morgen von einem Wolf, Bergen aus schwarzem Gestein und einem Gipfelzug mit 5 "Fingern" im Hintergrund, einem Bach im Nadelwald und das wir zu ihre kommen sollten. Die Beschreibung passte nicht zur Roten Sichel, die ihren Namen ja nicht umsonst trug. Aber etwas weiter gen Praios gab es ja noch die schwarze Sichel... also wurde der Plan spontan geändert. In die Rote Sichel wollten wir ja nur, um auf Nummer sicher zu gehen und nachzusehen, ob die dortige Wacht wirklich die von Artiel und nun verlassen war. Das würde uns nicht weglaufen. Also marschierten wir durch  bis nach Trallop, was ja dann ohnehin auf dem Weg lag. Dann konnten wir auch gleich noch bei Arlan Bericht erstatten, wenn wir schon einmal da waren.

Als wir in Trallop ankamen hatte sich nur wenig geändert. Arlan war jetzt Volljährig und hatte eine Krönung hinter sich, die man aber in Trallop nachgeholt und nicht wie geplant als Höhepunkt des Tuniers durchgeführt hatte. Zum Glück legte gerade er uns gegenüber weniger Wert auf Förmlichkeit, wie waren uns zunächst nämlich nicht sicher, wie wir ihn jetzt anreden sollten. aber auch das klärte sich. Da auch Aldare und ein Magister aus Donnerbach anwesend waren, gaben wir erneut unseren Bericht ab, ließen jedoch vorsichtshalber den Teil mit den Werwölfen aus, immerhin hatten wir es versprochen. Das Sindaja es später Arlan doch unter 4 Augen erzählte und ihm damit offenbar einen gehörigen Schrecken einjagte, fand ich reichlich überflüssig. Aber gut, sie stand da ja in ganz anderen Verpflichtungen als ich, und ihre moralischen Verpflichtungen gegenüber dem Lehnsherren wogen anscheinend deutlich schwerer für sie. Nun ja, ihre Entscheidung. Auf jeden Fall würden wir am nächsten Tag weiterziehen um so schnell wie möglich in die Schwarze Sichel zu kommen. Nur wohin genau war uns noch nicht ganz klar, weswegen ein Sekretär namens Palidan ins Stadtarchiv gehen sollte, um ein wenig zu recherchieren.

Der freundliche Magister aus Donnerbach gab uns dann noch einmal 2 Heiltränke für alle Fälle mit. Hätte ich das geahnt, ich hätte mir das gute Gold gespart... und Arlan gab jedem von uns in einem kleinen Beutel noch 5 Goldstücke als Handkasse für die Reise mit, um die notwendigsten Auslagen zu decken. Dann wurden wir auf unsere Zimmer geleitet, die gleichen wie zuletzt, und auch der pickelige Linnert war wieder zu Diensten. Als ich Alari fragte, ob sie in der Lage wäre in Gedankenbildern zu sprechen, ich wollte es einfach für den Notfall wissen falls wir uns im Gebirge verlieren sollten, bejahte sie dies, fast schon beleidigt, und zeigte mir prompt ihren Traum von Sari. Die Nivesin saß an einem ausgebauchten Bachufer und lies Steine hüpfen, der Bach ergoss sich über eine Bergflanke und in der Ferne sah man diesen markanten Gipfel. Das machte es deutlich klarer für mich und ich beschloss, mit Sindaja selbst ein wenig im Stadtarchiv zu forschen. Etwas anderes hatten wir bis zum Abend eh nicht mehr vor. Der Gipfel selbst war allerdings von den Anwesend leicht zu identifizieren. Sie nannten ihn Sokramurs Klaue, wohl nach irgend eine Art Goblingottheit in den nördlichen Ausläufern der Schwarzen Sichel. Das würde unsere Suche im Archiv auf jeden Fall erleichtern.

Das Archiv befand sich im Gebäude der Stadtverwaltung im Gewölbekeller und hätte andernorts den Namen wahrscheinlich gar nicht verdient. Jedem Hesindegeweihte währen angesichts dieser Schriftensammlung die Tränen gekommen... vor Wut und Trauer! Viele der Papiere in diesem schummrigen Gewölbe waren wegen der Feuchtigkeit die sich hier sammelte, und die besser zu einem Bierkeller gepasst hätte, in keinem guten Zustand. Palidan hatte bereits angefangen zu suchen und lotste uns zielgerichtet zu einem Bereich, in dem sich Schriften zu Verwaltungskosten und geschichtlichen Ereignissen außerhalb trallops befanden. Das war ein guter Anfang. Es dauerte auch nicht übermäßig lange, bis wir fündig wurden. In einem älteren Geschichtsband fanden wir Eintragungen über eine mittlerweile aufgegebene Eisenmine die gleichzeitig als Straflager gedient hatte, deren Ertrag aber mit der Zeit zu gering war. Zu dieser Mine, die "Durmkramur" genannt wurde, was sich für mich irgendwie zwergisch anhörte, gehörte auch ein Dorf gleichen Namens, das angeblich heute noch existierte und 400 Schritt unterhalb der Mine lag. Es musste sich bei diesem Lager um eine recht große Anlage, fast eine Festung gehandelt haben um die zahlreichen Goblins von denen immer wieder die Rede war abzuwehren. Von diesem Dorf aus würde man Sokramurs Klaue bereits sehen, und es wären dann nur noch einige Meilen durch die Vorberge bis dorthin. Das hörte sich für mich schon recht vielversprechend an. Auch eine Wegbeschreibung fand sich. Man könne dieses Dorf über Baliho, Altnorden, Espen und von Dort über einen Karrenpfad erreichen. Das Reisen zu Pferd war also zumindest bis dort hin möglich und würde uns das Fortkommen deutlich erleichtern. Guter Stimmung verließen wir am Abend das Archiv, um mit den Anderen zu Speisen.

Wenn wir schon einmal zu einer Mine kamen, die vielleicht sogar noch das ein oder andere Geheimnis bergen mochte, könnte ja ein kurzer Abstecher auch nicht schaden. Ja, ich weiß, eigentlich völlig überflüssig und abseits unserer Ziele... aber so etwas weckte einfach stets meine Neugier. Daher fragte ich beim Essen Alari und MaLuf, ob sie Probleme mit lichtlosen Höhlen hätte, aber beide meinten, das wäre kein Problem für sie. Gut so! Irgendwie schweiften wir dann ab, und ich erkundigte mich aus einer Laune heraus bei Alari, welchem Seelentier sie sich zugewand fühlte. Die Antwort überraschte mich etwas, mit einem Hermelin hatte ich nicht gerechnet. Auf der anderen Seite... so gut kannte ich sie ja auch noch nicht, das ich mir da überhaupt ein Urteil hätte erlauben können.

Unsere Abreise am nächsten Tag verzögerte sich noch einmal, weil Sindaja unbedingt nach ihrem Nashorn sehen wollte, weswegen wir erst am frühen Nachmittag loskamen. MaLuf und Alari bestanden darauf selbst zu reiten und nicht noch einmal die Kutsche zu nehmen, und so trabten wir bald auf der Reichsstraße gen Baliho. Die nächsten Tage vergingen wie im Flug auf dem Rücken der Pferde. Vorbei an Braunsfurth und Anderath nach Baliho brauchten wie knappe 2 Tage. Weiter nach Altnorden, wo wir die Reichsstraße verließen ging es dann auf einem ausgetretenen Weg nach Espen, das einen halben Tagesritt abseits der Reichsstraße lag. Hier merkte man schon deutlich, das Weiden eine der wilderen Provinzen des Reichs war - in Garetien wären wir durch blühende Äcker geritten, hier gab es lediglich Kuhweiden oder unbestellte Wildnis. Espen war ein Dorf von vielleicht 400 Seelen, also noch recht groß, geschützt von einem Erdwall. Ein alter Mann, den wir am Dorfplatz ansprachen und nach dem Weg fragten deutete auf einen schmalen Karrenpfad hinter dem Ort Richtung Berge. Anscheinend, das erfuhren wir von ihm, fand in Durmkramur übermorgen ein Fest statt, bei dem die örtliche Jugend aus der näheren Umgebung eine Art Flaggenlauf zum höchten Turm der Festung unternahm. Das hörte sich spaßig an, und MaLuf war ja ein junger Spund... vielleicht würde er da direkt mitmachen können. So hätten wir auf jeden Fall einen guten Zugang zu den ansonsten als recht verschlossen und eigenbrötlerisch geltenden Weidenern. Ich dankte Hesinde, Phex und Kor, das unsere Reise bisher so glatt verlief.

Die Nacht über bezogen wir Quartier im Schlafsaal des örtlichen Gasthauses - Zimmer für Herrschaften gab es nicht, was Sindaja recht zu treffen schien. Dafür war das Essen, wir orderten Lamm und Bier, deftig und würzig, dass es in einem Lokal in Gareth nicht viel besser hätte sein können. Und die 4 Silbertaler, die jeder von uns am morgen für Kost und Logis den Wirtsleuten schuldete, waren im Vergleich zu den Preisen die dafür woanders aufgerufen worden wären, geradezu lächerlich. Der Pfad gen Rahja dem wir aus dem Dorf hinaus folgten war zu Anfang noch Breit, wurde aber mit der Zeit schmäler. Früher musste das einmal eine gut ausgebaute Straße gewesen sein, hier und da sah man noch die Überreste von Wegbefestigungen und Pflaster. Kein Wunder, hatten sich hier sicherlich schwere Gespanne mit dem Eisen oder Erz der Mine den Berg hinab bewegen müssen. Aber heute war davon nicht mehr viel übrig. Weiter hinten in konnten wir tatsächlich schon in der Ferne die Gipfel der Klaue sehen, der Weg schien also der richtige zu sein. Dann verloren wir die Gipfel aus den Augen, weil wir in einen Nadelwald eintauchten, der sich wie es schien um das komplette Gebirge zog. Erstaunlich war, wie "ordentlich" der Wald wirkte. Ein dichtes Bett von Tannennadeln bedeckte den Boden und es gab kaum Unterholz oder Bewuchs, der einen auch abseits des Pfades am Fortkommen gehindert hätte. Der würzige Geruch von Harz lag in der Luft. Hier konnte man sich regelrecht wohlfühlen.

Das änderte sich, als wir schon viel tiefer im Wald auf einmal einen Geruch in der Nase hatten, der mir nur zu vertraut war. Alari war die erste, die es mit ihren feinen Elfensinnen wahrnahm, aber auch wir anderen rochen es, als sie uns darauf aufmerksam machte. Unverkennbar lag der metallische Geruch von Blut in der Luft, aber der Ursprung war nicht zu sehen. Alari schickte sich an zu suchen, woher es kommen würde, und wurde schnell fündig. Irgend jemand hatte sich Mühe gegeben seine Spuren zu verbergen, aber ihren scharfen Sinnen entging anscheinend nichts. Sie zeigte uns die unter Nadeln verdeckten blutigen Schleifspuren, denen wir ein Dutzend Schritt abseits des Weges folgten bis wir einen gut versteckten, blutigen Kopf fanden. Armer Bursche, anscheinend war der Mann, ich würde sagen etwa Ende 40, bärtig in der Kluft eines Handwerkers, hier überfallen, ausgeraubt und verscharrt worden. Die klaffende Wunde am Kopf deutete auf eine Keule oder Axt hin, irgend etwas mit großer Wucht, das ihm fast den Schädel gespalten hatte. umso größer war unser erstaunen und erschrecken, als dem Mann auf einmal die Augenlieder flatterten und er ein ersticktes Röcheln von sich gab. Anscheinend glomm noch ein letzter Lebensfunke in ihm, der aber sicher auch bald verlöschen würde. Alari machte sich sofort daran, ihm ein wenig Heilung zukommen zu lassen, scheiterte aber an der schweren Verletzung. MaLuf machte es dann schon deutlich besser, die Wunde verlor ein wenig an Tiefe und zumindest das Bluten hörte auf. Mit einem zucken und keuchen setzte sich der Mann auf.

Sein verwirrter Blick huschte unstet herum, bevor er an uns hängen blieb. Er stellte sich als Geiserich Windhag vor und war mit seinen beiden Töchtern, von denen weit und breit nichts zu sehen war, auf dem Weg zum Fest nach Durmkramur. Er stammte aus der Gegend, auch wenn er jetzt in Altnorden wohnte, und wollte seinen Töchtern die Möglichkeit bieten, bei diesem Fest etwas Spaß zu haben. Eine Ehrensache, das wir die beiden Mädchen, Myrnhilda und Osna, retten mussten. Leider konnte er uns nicht genau sagen, wer oder was ihn überfallen hatte, da es anscheinend recht schnell ging bevor er den Hieb an den kopf erlitten hatte. Nur Goblins, da war er sich sicher, waren es nicht gewesen. Alari nahm die Spur auf und wir folgten ihr mit etwas Abstand. Aber weit mussten wir nicht gehen, bevor aus dem Gehölz grunzende Laute zu vernehmen waren - laut Sindaja unzweifelhaft orkisch. Das anschleichen, Sindaja war in ihrem Blech eh nicht gerade leise, erübrigte sich allerdings, als über den kleinen Hügel 5 Orks stürmten und uns mit schwingenden Äxten angriffen. Ich schaffte es gerade noch mich mit einem kleinen Armatrutz zu schützen und mit Sindaja eine Kampfreihe zu bilden, bevor die Schurken auf uns einschlugen. Aber was soll ich sagen... es waren 5 Orks. Eigentlich hatten wir ken Problem mit ihnen, sogar Alari gelang es einen mit ihrem Speer auzuspießen, das die Spitze hinten aus seinem Rücken wieder hervortrat, während ich mit Sindaja einen unüberwindbaren Schildwall bildete. Die einzige Überraschung war, das hinter den Orks auf einmal ein etwa 15-jähriges Mädel auftauchte und ihnen wie eine Furie versuchte mit einer Eisenstange ins Kreuz zu schlagen. Die Ältere Tochter war damit schon einmal gefunden. Die Jüngere fand ich nach dem Kampf gefesselt und geknebelt im Orklager, womit die Familie erst einmal wieder glücklich vereint war.

Wir setzten den Weg gemeinsam fort und unterhielten uns dabei noch ein wenig.Dabei erfuhren wir, dass man um an dem Flaggenlauf teilzunehmen auch noch einen "Strick" benötigte. Ein geflochtenes Seil, an dessen Ende ein möglichst kunstvoll verschlungener Knoten das Gewicht bildete, mit dem es erlaubt war, auf die Kontrahenten einzuschlagen. Das hörte sich ziemlich schmerzhaft an... Nach 2 Stunden Marsch erschien im Unterholz vor uns eine Bruchsteinmauer, durch die ein Tor führte. Besorgte Personen warteten dort bereits auf die Nachzügler, und da wir diese gerettet hatten wurde uns ein warmer Empfang bereitet. Mich interessierte ja im wesentlichen immer noch die Mine, aber das würde bis nach dem Flaggenlauf warten müssen. Dafür hatten wir aber schon eine Führerin gefunden. Da es anscheinend zu den üblichen Mutproben der Jugend gehörte, die finstere Mine zu erkunden, kannte sich Myrnhilda wohl recht gut darin aus. Was meine Entdeckerlust allerdings wieder deutlich dämpfte, denn wo lag der Reiz, in einer Mine herumzustreunen, die selbst die Dorfjugend schon auswendig kannte? Geheimnisse mochten sich da wohl nicht mehr entdecken lassen... sehr bedauerlich. Vor dem einzigen Gasthaus richtete man bereits den Festplatz her. Bänke wurden aufgestellt und Girlanden und Lampen gespannt. Ich verband erst einmal Sindaja, die doch ein paar Schläge abbekommen hatte, aber dann schloss ich mich zunächst den bereits vorfeiernden Erwachsenen an, die uns ob unserer Heldentat gegen die Orks immer wieder hochleben ließen. MaLuf, der sich wohl wirklich an dem Rennen beteiligen wollte, besah sich dagegen die Strecke, solange es noch hell war. Er erzählte dann, man könne einen längeren Serpentinenweg den Hügel hinauf zur Festung nehmen, oder aber direkt den steilen Hang erklimmen um abzukürzen. Keine Ahnung wie geübt die Jugend in diesem Spiel war, ich vermute einmal schon ziemlich, aber auf MaLuf würde ich acht geben müssen, nicht das er sich dabei noch den Hals brach. Das letzte mal als er versuchte einen Hang hinunter zu eilen ging ja auch nicht gut aus. Also morgen rechtzeitig losgehen...

Nach dem Frühstück, es gab einen einfachen aber sättigenden Brei, ging ich mit einem gut gefüllten Bierhumpen bewaffnet die Serpentine zur Festung hinauf. Eine gut 5 Schritt hohe Mauer schloss das Gelände der ehemaligen Mine ein, unterbrochen von einem Tor, das durch zwei unterschiedlich hohe Türme flankiert wurde. Das Tor war geschlossen, aber wir konnten es mit etwsa Mühe aufdrücken. Im inneren sahen wir die alten Gebäude, Treppen die zur Wehrmauer hinauf führten und natürlich den dunklen Eingang unter Tage. Auf einem Turm befand sich ein Fahnenmast, so das wir als Beobachtungspunkt den anderen wählten. Von dort hatte man einen hervorragenden Ausblick ins Tal und in die Ferne. Auch Sokramurs Klaue konnten wir hinter uns in etlichen Meilen Entfernung sehen. Die Leute im Dorf wimmelten herum wie Ameisen und schienen sich langsam bereit zu machen. eine Abordnung von 6 Männern und Frauen marschierte den Berg hinauf, eine lange Flagge in den Armen, die dann am Mast auf dem anderen Turm hochgezogen wurde, während sich unten 9 Jugendliche und MaLuf am Start bereit machten. 

Es war spannend zu beobachten. Wie die Windhunde flitzten die Jungs und Mädels, wohl alle etwa im Alter von vielleicht 12 bis 16 Jahren, den Berg hinauf. Manche nahmen den direkten Weg, so auch MaLuf, andere die längere Strecke. Die Schlagseile kamen auf dem Weg hinauf nur gelegentlich zum Einsatz, ja es schien, als hätten sich einige der jungen Burschen und Mädels sogar abgesprochen und eine Art vorübergehenden Waffenstillstand ausgehandelt. Aber ich vermute, der wäre hinfällig wenn einer davon die Flagge tatsächlich erbeuten würde. MaLuf machte sich zu Anfag recht gut, scheiterte dann aber wiederholt am letzten Steilstück und einer Geröllhalde, von der er immer wieder abrurtschte und dadurch an Boden verlor. Die Flagge holte sich ein kräftiger Bursche, den aber hinter dem Tor eine böße Überraschung in Form eines Hinterhalts ereilte. Mehrmals wechselte die Flagge auf dem Weg nach unten den Besitzer, und ich folgte den kleiner werdenden Pulk in 2 Dutzend Schritt Abstand nach unten. Die Rennteilnehmer waren alle nur mit Hosen und Hemden angetan. Entsprechend schmerzhaft sahen die Schläge aus, die sie sich gegenseitig mit den Stricken um die Ohren hauten. Ohne Rüstung... ich beneidete keinen dieser jungen Menschen, aber was sie nicht umbrachte, machte sie nur härter. Auch maLuf traf es ein ums andere Mal ziemlich heftig, und er blieb auf dem Weg hinunter von zahllosen Schrammen und blauen Flecken übersäht erledigt liegen. Am Ende gewann ein Mädchen namens Heidelinde, ein kleines unscheinbares Ding, das ob ihres Sieges mit Praios um die Wette strahlte, während der Rest übel zugerichtet nach und nach zurück humpelte oder eingesammelt wurde. Ich gab der Kleinen als Belohunng einen Silbertaler, was sie noch breiter Grinsen lies, aber der eigentliche Hauptpreis war eine Ziege. Zum Glück hatte MaLuf nicht gewonnen... was hätten wir mit dem blökenden Vieh anfangen sollen?

Dann begann die eigentliche Feier, und ich warf mich mit Sindaja ins Tanzgetümmel. Natürlich tanzten die Leute hier keine höfische Kuslikana, und weder Sindaja noch ich waren die größten Tänzer. Aber Spaß hatten wir bei den bäuerlichen Hopsa-Tänzen und den lustigen Wechselreigen allemal. So gelöst hatte ich die ansonsten steife Ritterin bisher kaum erlebt, aber es war schön zu sehen, dass auch sie sich an den einfachen Dingen des Lebens erfreuen konnte. Alari war das aber anscheinend alles zu viel und zu laut, denn sie verschwand noch während des Festes. Als es bereits dunkelte kam sie aber mit besorgter Miene zurück und meinte, sie hätte Sari getroffen, die sie gewarnt hätte. wir sollten "So früh so viele wie möglich bereit sein." Mehr Orks in einem Hinterhalt, vielleicht ein Angriff der zu erwarten war? Das waren keine guten Nachrichten. Alari meinte, dort oben läge auch ein toter Ork mit Pfeil in der Brust und durchgebissener Kehle, was ein deutliches Zeichen für Sari und Wala war.

Ich ging mir ihr den Ork holen, wir sollten keinen vorgezogenen Angriff provozieren. Sindaja bekam in der Zwischenzeit die Aufgabe, den bereits recht angetrunkenen Dorfältesten davon zu überzeugen das die Leute sich vielleicht in Sicherheit bringen müssten. MaLuf und der von uns gerettete Vater sollten sie dabei unterstützen. In der Dunkelheit fanden wir dank Alaris scharfen Sinnen den Ork schnell wieder und ich schleppte ihn als Beweis zurück, während Alari nach weiteren Orks oder gar einem Lager spähen sollte. Angesichts der Leiche war der Dorfälteste, wenn auch nicht begeistert, aber rasch überzeugt, dass zum Wohle aller eine Evakuierung des Dorfes wohl das sicherste wäre. Und als Alari zurückkehrte und auch noch von einem Orklager erzählte, das aus 80 bis 100 Zelten bestand war klar, das wir die Leute in Sicherheit bringen musste. Eine kleine Orkschaar, die hätte man im Morgenrauen vielleicht noch zurückwerfen können. Aber das hier? Das war ein regelrechtes Heer! Für einen verstreuten Raubtrupp eindeutig zu viele, hier ging etwas nicht mit rechten Dingen zu. Die Sichel hätte eigentlich von Goblins bewohnt sein müssen, nicht von Orks. Und etwas, das uns vorhin an den Orken schon komisch vorgekommen war, kam mir wieder in den Sinn. Die sahen sich alle verdammt ähnlich, wenn nicht geradezu gleich aus!

Den besten Schutz für das Dorf würden wir in der Festung bieten können, also mussten alle, möglichst noch im Schutze der Dunkelheit, hinauf und die Tore geschlossen werden. Zwar waren die Leute nicht begeistert, ihre Häuser schutzlos einem Feind überlassen zu müssen, aber was wog schwerer? Hab und Gut oder das eigene Leben? Da aber damit zu rechnen war, das wir von den Hängen aus beobachtet wurden, gingen Alari und ich noch einmal hinaus in die Finsternis. Was brachte es, die Leute auf die Festung zu schaffen, wenn die Orks es bemerkten, Alarm gaben und uns auf dem Weg angreifen würden? Sollte es Späher geben, und davon ging ich fest aus, dann mussten wir diese schnell und leise beseitigen. Ich vereinbarte mit Sindaja, ich würde ihr von oben ein Lichtsignal geben, wenn es sicher war, und dann liefen wir los. Gemeinsam mit Alari schlich ich durch den dunklen Wald, der sich zwischen uns und dem Orklager erstreckte. Und tatsächlich, verteilt auf den Hängen fanden wir 2 Spähposten, an die wir uns anschlichen. Zum Glück war das nicht das erste mal, das ich so etwas tun musste, und Alari bewegte sich leise wie eine Waldkatze. Kurz vor unserem Angriff ließ ich die Geräusche mittels eines kleinen Silentium verstummen, so dass wir beide Orks geräuschlos ausschalten konnten. Ich hielt den Feind mit dem Schild auf, und Alari, die anscheinend schnell lernte effektiver mit ihrem Speer umzugehen, stach die Orkenbrut  an mir vorbei nieder. Sie machte das mittlerweile richtig gut, solange sie unbehelligt agieren konnte. Nachdem wir uns so bis zur Festung vorgearbeitet hatten, gab ich Sindaja das vereinbarte Signal, und der Zug von Menschen setzte sich aus dem Dorf heraus in Bewegung den Berg hinauf. Wir schafften die toten Orks noch etwas beiseite, nicht das beim Wachwechsel dann Alarm geschlagen würde. Und zur 3. Stunde der Nacht saßen wir alle hinter dem geschlossenen Tor und harrten der Dinge die da kommen würden.

Den Tag über mit Feiern zu verbringen war anstrengend, die Nacht bisher wenig geruhsam und der nächste Tag würde wahrscheinlich einiges an Mühsaal bringen, deswegen legten wir uns noch etwas schlafen. Die Türme waren mit Posten bemannt, so dass wir es wohl mitbekommen sollten, wenn Alarm geschlagen würde. Als wir erwachten war es bereits hell, aber einen Alarm hatte es noch nicht gegeben. Eine kurze Inspektion auf den Zinnen zeigte mir, dass die Orks zwar schon im Dorf waren und plünderten, aber aus der Entfernung sah das eher halbherzig aus. Außerdem war es regelrecht ruhig und diszipliniert. Kein Geschrei, kein streiten um die Beute, nichts war zu hören. Auch Schamanen oder Oger waren nicht zu sehen, und auf die Entfernung hatte ich erneut den Eindruck, dass die Orks sich auf unheimliche Art und Weise sehr ähnlich sahen. Dafür waren es wirklich viele. Zu viele, um selbst damit fertig zu werden, auch wenn Wasser, es gab einen Brunnen in der Festung, und Nahrung, die alte Mine wurde von den Dörflern als Vorratsspeicher benutzt, kein Problem darstellten. Aber wenn die Orks nicht freiwillig weiterzogen, würden wir trotzdem ein ernstes Problem bekommen.

Wir beratschlagten uns, aber am Ende waren wir uns alle einig, dass wir dies wohl nur mit fremder Hilfe überstehen würden. Myrnhilda, die bereits gesagt hatte das sie die Mine gut kannte, meinte irgendwann, sie würde sogar einen zweiten Ausgang kennen, der aber sicher nicht für jeden gangbar war. Man müsste durch kaltes Wasser gehend oder schwimmend in einem tieferen Teil der Mine einem natürlichen Stollen folgen, der zu einem Wasserfall auf der anderen Seite des Berges führte. Endlich ein Lichtblick am Horizont! Da wir alle hier gebraucht wurden, erkoren wir Myrnhilda, die ja bereits einiges an Tapferkeit gezeigt hatte, zu unserer Botin. Sindaja gab ihr in einer verschlossenen Flasche eine Nachricht und ihr Gunstband der Familie Löwenhaupt als Beweis mit. Damit sollte sie nach Baliho eilen, um Hilfe zu bringen. Das würde aber mehrere Tagen dauern, so lange mussten wir schon aushalten. Dazu bekam sie meinen Wasserdichten Rucksack,, Sindajas Laterne und Öl, sowie Proviant. Dann begleiteten ich und MaLuf das Mädchen und ließen uns den versteckten Ausgang zeigen. Sicher war sicher...

Wir folgten ihr durch die Dunkelheit der Stollen immer tiefer in die Mine hinein, die ansonsten wenig spektakulär war. MaLuf brachte an den Abzweigungen und Seitengängen Markierungen an. Das war zwar schlau, aber zeugte für mich davon, dass er seiner eigenen Orientierungsfähigkeit wenig traute. Je tiefer wir kamen, umso salziger und klammer wurde die Luft. Auch Tropfsteine fanden sich hier und da, es galt einige nicht allzu schwere Passagen zu überklettern und an einer Stelle mussten wir uns kriechend durch einen engen Schluff quetschen, der für fülligere Zeitgenossen ein unüberwindbares Hinderniss darstellen würde. Am Ende des Kriechganges fassten wir in eiskaltes Wasser, dass hier durch eine kleine Höhle strömte und in der Dunkelheit verschwand. Myrnhilda erzählte uns, dass ihre Entdeckung eigentlich ein Unfall gewesen sei, denn beim ersten mal wurde sie vom Wasser mitgezogen, als sie hineingefallen war. Aber der Gang durch den der Bach strömt sei zwar eng, aber man habe normalerweise immer ein wenig Luft über dem Wasser. Auch sei der Weg gar nicht so weit, nach wenigen Minuten käme eine große Höhle mit dem eigentlichen Ausgang, und wenn man sich genug anstrengte könne man auch gegen den Strom zurück gehen und wieder hierher kommen. Als sie uns den Ausgang beschrieb erinnerte mich das stark an de Szenerie, die ich in Alaris Traumbild gesehen hatte. Und da meine Neugier eh schon geweckt war und eine Rückkehr möglich wäre, beschloss ich spontan, Myrnhilda bis zum Augang zu begleiten. Was natürlich bedeutete, das sich MaLuf wie eine Klette an uns hängte, aber das konnte ich ihm nicht verdenken. Der kleine Kerl war tapferer, als es den ersten Anschein hatte.

Er versuchte sich schwimmend hinter Myrnhilda her zu bewegen, schluckte dabei aber ordentlich Wasser und schien sich auch gelegentlich den Kopf zu stoßen. Ich ging vorsichtig am Rande des Bachs entlang, die Hände immer oben und zur Seite an Decken und Wänden abgestützt, und hatte wenig Probleme des Weg die etwa 150 Schritt zu folgen. Allerdings war das Wasser wirklich saukalt, so dass wir schlotterten, als wir endlich auf der anderen Seite heraus kamen. Die Höhle war wirklich groß, schon fast eine Kaverne, die weiter vorne nach links wegknickte und zur Seite hin anstieg. Später sahen wir, dass der Bach hier im Bogen bis zum Ausgang um eine Erhöhung floss. MaLuf zeigte sein arkanes Talent mit einem kleinen FlimFlam und sorgte für ein wenig, wenn auch sehr schwaches, Licht. Das Wasser lief nach 100 Schritt auf breiter Fläche aus der Höhle ab und strömte als kleiner Wasserfall in ein tiefer liegendes Becken. Der Ausgang war von grünen Schlingpflanzen überwuchert, so dass man ihn von außen wohl gar nicht sehen konnte und am Rande des kleinen Sees saß Wala der Wolf und schien uns regelrecht zu erwarten. Vorsichtig kletterten wir die paar Schritt hinunter und folgten Wala, die uns anscheinend führen sollte.

Dari war ein vorsichtiges Mädel und hatte sich anscheinend geschützt. Wala verschwand vor unseren Augen, aber wir waren zunächst nicht in der Lage ihr zu folgen. Es war, als ob das Lager mit einer Art Ingorantia ungesehen umgeben war, den wir erst überwinden mussten, was uns nach kurzer Zeit auch gelang, aber Orks hätte dieser Schutzkreis aus Knochen sicher dauerhaft abgehalten. Schlaues Mädel! Sari hatte bis zu unserer Ankunft sicher in ihrem Schutzkreis geschlafen, aber nun konnten wir uns unterhalten. Ich war froh, sie hier wieder zu treffen, bisher hatten sich ihre wenn auch seltsamen Orakel meist als richtig erwiesen. Zunächst dachte ich, wir könnten sie Myrnhilda als zusätzliche Bedeckung mitgeben, aber Sari schien das nicht zu wollen, weswegen unsere tapfere Botin bald alleine Richtung Espen loszog. Dafür klärte uns Sari auf, dass viele der Orks ebenfalls nach Sokramurs Klaue strömten. Das Unheil schien irgendwie von dort auszugehen. Uns zurück durch den Berg begleiten wollte sie aber nicht, was nicht wunderte, sie hatte mit dunklen engen Umgebungen ja so ihre Probleme. Aber hier auf uns warten würde sie sicher. Um die Bergflanke herum waren es nur etwa 800 Schritt, ein vorsichtiger Blick von hier, wie die Lage aus der nähe war würde sicher nicht schaden bevor wir zurück gingen.

Was ich dann aber sah, stimmte mich wenig froh. Nicht nur war zu sehen, dass eine Horde Orks begonnen hatte mit Äxten auf das Tor einzuhämmern, was zwar nicht die effektivste Art war hindurch zu kommen, aber angesichts fehlender wirksamer Gegenmaßnahmen auf Dauer wohl trotzdem zum Erfolg führen würde. Besonders, da das Tor schon deutliche Kerben aufwies und wackelte. Dazu kamen in zweiter und dritter Reihe Orks, die mit Wurfspeeren die Mauer eindeckten (und den unseren damit immerhin Munition zum zurückwerfen lieferten). Aber das schlimmste war die schier unüberschaubare Anzahl weiterer Schwarzpelze, die sich den Hügel hinauf drängten. Ich würde schätzen es waren mindestens 400 an der Zahl! Das konnte nicht gutgehen, selbst in der Festung schienen wir auf verlorenem Posten auszuharren. Und erneut fiel mir die Ruhe auf, mit der die Orks uns bestürmten, als wären sie gelenkt von einer fremden Kraft. Viel zu diszipliniert und unorkisch. Auch jetzt, aus der nähe... irgendwie sahen sie wirklich alle gleich aus, gerade einmal das man sie an der Bewaffnung, entweder Äxte oder Speere, unterscheiden konnte. Ich war jetzt wirklich nicht der größte Orkkenner, und einen Ork vom Anderen zu unterscheiden war für mich schon schwierig genug, aber gewisse Merkmale konnte man ja doch immer wieder einmal sehen. Narben, die Form der Hauer oder die Haartracht, Schmuck oder erbeutete Kleidung oder Waffen die diese Pest trug... hier nichts davon! Alles irgendwie einförmig, so als hätte man eine Ausgabe des gleichen Orks in zahlloser Kopie vor sich. Ich schüttelte verwundert den Kopf. Wie konnte das sein?

Es bieb uns nichts anderes übrig... wir mussten das Tor sichern und verstärken lassen, damit die Leute so lange wie möglich aushielten und uns um den Ursprung dieser Plage kümmern. MaLuf und ich machten uns auf den Weg zurück durch die Höhle um Sindaja und dem Dorfschulzen die bedrückenden Neuigkeiten zu bringen. Als wir auf der Feste ankamen zeigten sich schon die ersten Risse im Tor. Es war weniger stabil, als ich gehofft hatte. Zum Glück hatten wir auf dem Weg zurück noch einmal  mit Sari gesprochen, die versprochen hatte zu helfen. Es dauerte einige Stunden, aber dann bebte die Erde unter unseren Füßen. Ein steinernes Wesen erschien im Hof, das Tor brach endgültig auseinander und dann schoben sich die Mauern zusammen und schlossen die entstandene Lücke. Das Mädel hatte einiges auf dem Kasten, wenn es um diese Elementarwesen ging, das musste ich ihr lassen! Das die Gebäude der Festung dabei zum Teil einstürzten war ein unangenehmer Nebeneffekt, aber das mussten wir in Kauf nehmen. Die wenigen Orks die es geschafft hatten durch die Lücke hereinzukommen wurden rasch niedergemacht. Der Dorfälteste war nicht begeistert, dass wir als die stärksten anwesenden Kämpfer nun gehen würden, aber er sah die Nowendigkeit ein. Gegen diese Gegnerhorden würden auch wie vor Ort nichts ausrichten können, ja selbst ein Banner aus Baliho würde angesichts der Massen nur in den Untergang ziehen. Hier musste eine andere Lösung her.

Mit MaLuf, Sindaja und Alari im Schlepp ging es zurück zu Sari, dann schritten wir zügig aus um den Berg herum. Unser Ziel, Sokramurs Klaue, war in der Ferne zu sehen und gab uns die Hoffnung, noch rechtzeitig dort anzukommen, bevor die Orks sich an den Dorfbewohnern vergreifen konnten. Wir marschierten bis zur Dämmerung. Es war anstrengend, da das Gelände meist anstieg, aber von der Karte her wusste ich, dass wir später noch einmal hinunter in eine Senke mussten, bevor es dann endgültig hinauf zur Klaue ging. Unsere Vorräte würden für 3 bis 4 Tage reichen, das sollte langen, und am Abend fand MaLuf ein Lager das uns ausreichend geschützt erschien. Die Nacht teilten wir auf 5 Wachen auf, aber nichts geschah. Am Mittag des nächsten Tages überschritten wir den Höhenzug, aber kamen erst einmal nicht weiter. Im Tal dahinter war eine unglaubliche Menge an Orkzelten zu sehen, so als würde hier ein ganzes Heer lagern. In unheimlicher, ruhiger Stille. Auf dem Hang hätte der Feind uns direkt gesehen, wenn wir dort hinunter gehen würden, und umgehen hätte uns sicherlich nicht nur einen weiten Weg sondern auch viele Stunden gekostet. Also warteten wir den Nachmittag ab, beobachteten die Wachwechsel und Aktivitäten der Orks, um uns in der Dunkelheit dann an passender Stelle hindurchzumogeln. Viel passierte nicht, außer das es anscheinend einmal einen Alarm gab und 3 Trupps in Bannerstärke in Richtung der Klaue davonzogen, die bis zum Abend nicht zurück kehrten. Das leerte das Lager noch etwas, so dass unsere Chancen unerkannt einen Weg hindurch zu finden, die Zelte standen nicht dicht beisammen sondern locker und auch eher Truppweise angeordnet, stiegen. Viele Wachen konnten wir nicht ausmachen, der Ork schien sich sicher zu fühlen. Aber wen wunderts, hier oben musste er ja auch nicht mit einem Reichsheer rechnen, das sich auf ihn stürzen würde. Bei Einbruch der Dämmerung brachen wir auf, um unser Glück zu versuchen.

Wir mussten zunächst etwas seitlich versetzte gehen um einen geeignetten Durchgang zwischen zwei Wachposten und getrennten Lagern zu erreichen und machten uns dann an den Abstieg. Leise und vorsichtig schlichen wir den Hügel hinunter und um den Zeltplatz herum. Auch jetzt, wo man in einem normalen Orklager lautes Feiern, streiten und Lärm erwarten würde, wieder diese seltsame Ruhe. Sindaja hatte vorsorglich ihr Rüstung abgelegt, um uns nicht durch Scheppern und Klingeln zu verraten, aber trotzdem waren von ihr immer wieder einmal dezente Geräusche zu hören. eine wiedener Ritterin ist nun mal kein Waldläufer... Wir huschten wie Schatten von Fels zu Fels, von Baum zu Baum und von Busch zu Busch. Es klappte erstaunlich gut, diese Orks waren nicht nur recht ruhig, sondern auch nicht gerade aufmerksam. Zu unserem Glück. Wir waren fast schon am Ziel, als es dann doch passierte. Und ausgerechnet mir selbst. Die Anderen hatten schon ausreichend Abstand zwischen sich und dem letzten Wachposten, nur ich musste noch ein kleines Stück Weg überwinden, da blieb ich mit dem Fuß an einer Wurzel hängen, knallte nach vorne weg und rollerte lautstark einen kurzen Hang hinunter. Diesen Lärm konnte selbst der dümmste Ork nicht überhören, und so fanden wir uns, statt vorsichtig weitergehend auf einmal in einer wilden Flucht wieder, verfolgt von etlichen Schwarzpelzen.

Während MaLuf und Sindaja wie die Wiesel rannten und schnell einen kleinen Vorsprung gewannen, fielen Alari und ich langsam aber sicher zurück. Meine Rüstung war zwar leicht, aber beim Dauerlauf merkte man sie dann doch irgendwann. Stück für Stück holten uns die Orks ein, es war nur eine Frage der Zeit, wann wir uns ihnen stellen mussten. Sindaja hatte auf der Flucht zwischen zwei Felsen eine Engstelle gefunden, die sie für gut verteidigbar hielt, erwartete uns dort, und wir nahmen wieder nebeneinander mit den Schilden Aufstellung. Ich glaube, sie hatte es sogar geschafft noch in ihr Kettenhemd zu schlüpfen, bis wir dort angekommen waren. Ich sicherte mich noch schnell mit einem Armatrutz, MaLuf tat gleiches bei Sindaja und dann begann der Tanz. Die ersten erschlugen wir recht schnell, sahen dann unsere Chance und lösten uns von den wenigen verbliebenen, da wir die nächsten schon heraneilen hörten. Sie hatten ja quasi unbegrenzt Nachschub im Lager, das konnten wir nicht ausfechten. Aber in einem wenige dutzend Schritt weiter hinten gelegenen Wäldchen wurden wir erneut eingeholt und gestellt, und diesmal hatte der Feind dummerweise auch noch Speerwerfer zur Unterstützung dabei. Ich hatte noch keinen richtigen Treffer eingesteckt, aber Sindaja blutete schon etwas. In meiner Not aktivierte ich noch den Leib des Erzes aus dem Matrixgeber, den ich in Draconia erhalten hatte. So würde ich länger durchhalten, egal was uns der Feind entgegen warf. Aber ewig würde es natürlich auch nicht gutgehen...

Wir standen einer fast dreifachen Übermacht entgegen, weswegen der Feind uns auch vorne binden und nach den Seiten und hinten langsam umgehen konnte. Der erste von uns der mit einem Schrei zu Boden ging war MaLuf, aus dessen Brust auf einmal ein mit brutaler Gewalt geworfener Speer ragte und ihn regelrecht an den Boden spießte. Über die Schulter sah ich blutigen Schaum aus seinem Mund quellen und sein Röcheln verriet mir, das hier jemand im sterben lag. Eigentlich hätte ich, um den Feind schnell besiegen zu können dank meines magischen Schutzes auf das Abwehren der Gegner weitgehend verzichten können, aber mittlerweile waren die Orks so weit um uns herum, dass ich Alaris Rücken decken musste, die nun von mehreren Seiten bedrängt wurde, während Sindaja verzweifelt versuchte, die durch MaLufs Ausfall entblößte Flanke zu halten. Da sah nicht gut aus... Als nächstes ging Alari zu Boden. Den Holzschild hatten die Orks mittlerweile zerhauen, so dass ich auf Drachentrutz ausweichen musste, auch wenn mir das gegen so profane Gegner sehr zuwider war. Aber einen anderen hatte ich nun mal nicht mehr dabei. Mehrere Schläge der Orken auf Alari hatte ich abwehren können und ihr Rücken und Seite frei gehalten, aber irgendwann waren doch ein paar Hiebe durchgedrungen, und die zarte Elfe war nicht gerade dafür gebaut, Axthieben lange zu widerstehen. So standen nur noch die bereits aus zahlreichen Wunden blutende Sindaja und ich zwischen den Angreifern. Sollte so unser letztes Gefecht aussehen?

Wir machten uns schon bereit im Namen Rondras, Praios und Kors einen verzweifelten Ausfall zu wagen, da stürmten unvermittelt 3 Elfen aus dem Unterholz. Einen davon erkannte ich als Alaris Bruder, der den Orks ein "Nur ich darf meine Schwester töten!" entgegen brüllte. Innerhalb kürzester Zeit wendete sich das Blatt, und vereint schlachteten wir die verbliebenen Orks ab. MaLuf wurde vermittels eines Heiltranks, zum Glück hatten wir uns eingedeckt, wieder soweit hergestellt, das er zumindest nicht mehr verblutete, während Alaris Bruder seine Schwester heilte. Fast rechnete ich damit, das wir nun gegen die Elfen antreten musste, aber diese zogen sich mit der Drohung, uns beim nächsten mal wirklich zu töten, zurück. Wir schleppten uns weiter, fort von den Orks, wobei ich MaLuf tragen musste, bis wir tiefer im Wald auf Sari stießen, die schon ein geschütztes Lager eingerichtet hatte. Das nutzten wir, um kurz zu verschnaufen und Alari heilte MaLuf noch, so dass dieser zumindest wieder selbst gehen konnte. Dann brachen wir auf und marschierten bis zum Morgengrauen durch, um möglichst viel Abstand zwischen uns und die Orklager zu bringen. Erschöpft suchten wir im Dusnt des Morgens einen Rastplatz. Nun brauchten wir alle erst einmal eine Pause. Ich legte Sindaja noch Verbände an, dann legten wir uns Abwechselnd zur Ruhe, bevor es zweit Stunden nach Mittag weiter ging.

Unser Ziel hatten wir weiter klar vor Augen, die Klaue erstreckte sich wie ein steinernes Mahnmal in den Himmel. Auf dem Weg zogen wir nun unsere Elfenmäntel an, sicher war sicher. Nichts wäre ärgerlicher, als aus dem Hinterhalt von Pfeilen gespickt zu werden, weil sie uns nicht als Freunde erkennen konnten. Nach einer guten Stunde Wanderschaft bergauf bot sich auf einer Lichtung vor uns ein erschreckender Anblick. Ein Trupp Orks, sicherlich 50 Stück, war dort hingemetzelt worden. Die Leichen wiesen dünne Stiche, Pfeilwunden und gebrochene Genicke auf. Andere Leichen waren nicht zu sehen. Die Schwarzpelze mussten in einen Hinterhalt der Elfen geraten sein und schienen nicht den Hauch einer Chance gehabt zu haben. Ich schluckte. Diese Elfen mussten wirklich verdammt gefährliche Gegner sein, ähnlich wie diejenigen, die das Tunier überfallen hatten. Auf eine kämpferische Konfrontation sollten wir es nicht ankommen lassen.

Kurz darauf stolperten wir schon fast über einen kegelförmigen Krater, an dessen Grund ein schwarzer Stein lag. Konnte es so einfach sein? Natürlich nicht... auf der anderen Seite des Kraters tauchte plötzlich als wir uns zum Abstieg bereit machen wollten Kalandir, Alaris Bruder auf. Nun gut. Er hatte ja eh gedroht, uns bei der nächsten Begegnung zu töten. Dann war es wohl jetzt soweit, und dieses Problem würde sich nun auf die ein oder andere Weise endgültig lösen. Wir starrten uns an, Spannung lag in der Luft, als wie aus dem nichts am rechten Kraterrand eine neue Rotte Orks auftauchte und in unserem Rücken Aldare Donnerhall mit 5 Rondrianern erschien und sich, mit einem Schlachtruf auf den Lippen, in den Krater und auf die Gegner zu stürzte. Nun galt es! Wir stürmten los, Seite an Seite und auch Elfen und Orks setzten sich in Bewegung. Das würde einen wilden Zusammenprall am Grunde des Kraters geben, aber diesen Stein würden wir keinem der Feinde überlassen!

Wir hatten uns kaum nch vorne in den Krater gestürzt, als etwas seltsames geschah. Nicht, das nicht schon genug an den Ereignissen der letzten Tage seltsam gewesen wäre. Die Welt um uns herum begann zu verschwimmen, so als würden wir wieder einmal die Grenze von Wirklichkeit und Traum überschreiten. Zuerst lösten sich vor unseren Augen die heranstürmenden Orks auf, worüber ich eher froh war. Dann wiederfuhr gleiches den Rondrianern, was mich weniger erfreute, als nächstes die Elfen und zuletzt Sari und Wala. War hier denn gar nichts real? Oder waren am Ende wir diejenigen, die träumten und selbst nicht wirklich hier? Anstatt auf dem zerwühlten Hang des Kraters standen wir auf einmal auf einer strahlend grünen Lichtung, wo uns eine wirklich uralt aussehende Elfe erwartete, die von drei anderen Elfen in kriegerischer Montur gestützt wurde. Ich brauchte zwei, ja drei Blicke bis ich die Elfe als Nyosil erkannte, die anscheinend in wenigen Wochen schlagartig gealtert war. Ich erschrak. Ich hatte noch nie eine Elfe gesehen, der man Satinavs Spuren so deutlich ansah. Sie blickte uns aus ihren alten Augen entgegen, dann richtete sie das Wort an uns. Da wir sie verstehen konnten war ich mir nun ziemlich sicher, das wir jetzt in einer ihrer Traumwelten waren. "Habt dank das ihr gekommen seid." (Als ob wir eine Wahl gehabt hätten...). "Meine Zeit auf dieser Welt schwinder." (Das sah man ihr deutlich an.) "Wir werden uns hier zum letzten mal sehen. Diese Wacht hat sich verändert. Ihr Träumer, Myalor ist gestorben, aber anders als in anderen Wachten hat sich hier ein Nachfolger gefunden, und er ist stärker als sein Vorgänger, aber auch unerfahrener und unbeherrschter. Seit der Schleier durchtrennt wurde breiten sich seine Träume auch in die Welt hinaus aus. In dieser Wacht wurden unsere Kämpfer gegen die Orks ausgebildet. Die Orks werden als Herausforderung für unsere Krieger herbeigeträumt, damit sie ihre Kampfkunst verbessern können und so dem Feind in der echten Welt Widerstehen." (Das erklärt dann wohl, warum die alle gleich aussehen. Dem Träumer mangelt es an Fantasie... oder der Erfahrung mit echten Orks!") "Ich kann nicht zu dem neuen Träumer durchdringen, daher müsst ihr ihn aufhalten. Dies," dabei deutete sie auf die anderen 3 Elfen, " sind alte Freunde von mir. Alveinen, Sinision und Neymariel. Sie werden euch ins Herz der eigentlichen Wacht führen. Aber bevor ihr dorthin geht, werden sie euch lehren, zu bestehen. Denn gegen die Kämpfer dieser Wacht, die seit Urzeiten trainieren, hättet ihr sonst keine Aussicht zu gewinnen. Der Stein ist in der Wacht beim Träumer selbst. Das einzig gute ist, das auch Atriel nicht zu dem Träumer durchdringen konnte, um ihn auf seine Seite zu ziehen. Hier, an diesem Ort könnt ihr Ruhen, üben und ausharren, die Zeit die ihr hier verbringt" (doch kein Traum?) "verläuft zur Zeit auf Dere nicht weiter. Und sorgt Euch nicht um Eure Freunde. So wie die Träume schlimmer werden, waren auch sie nur Traumgebilde, die ich zu Eurer Hilfe und um Euch zu rufen geschickt habe."

Was für Aussichten! Also sollten wir uns ins Herz einer von nahezu unbezwingbaren Elfenkriegern begeben, um einen übermächtigen Träumer davon abzuhalten weiter seine Hirngespinste auszusenden. Kor, was hast DU dir bei dieser Aufgabe für mich gedacht? Dann begann eine, wenn auch sehr lehrreiche, ziemlich ernüchternde Nicht-Zeit für uns. Ich hatte eigentlich gedacht, das ich ein recht passabler Kämpfer sei. Rondra, wie habe ich mich getäuscht! Gut, auf dem Tunier hatte mich Aldare schon in meine Schranken gewiesen, aber was ich hier erlebte war noch einmal etwas ganz anderes. Einer der Kämpfer meinte, mit den Orks würde es doch langsam langweilig werden, deren Angriffe könnten sie nun nach über 2000 Jahren!!! Übung bereits blind voraussagen. Es bräuchte nicht mehr als diese 3 "Lehr-)Meister um ein ganzes Banner der Orks (das erklärt wohl das Schlachtfeld) aufzuhalten. Da die Verteidiger der Wacht aber alle die gleichen ungemein starken, erlernten Kampfmuster verwendeten, würden sie uns nun zeigen, wie man diese als Schwäche nutzen und auch vorhersehen und überwinden könne um in die Wacht vorzudringen.

Zunächst ruhten wir, erschlagen von diesen Offenbarungen, auf einem Mooslager am Fluß für unbestimmte Zeit, waren danach aber sowohl körperlich als auch geistig erholt. Die folgenden Lehrstunden waren dann ernüchternd, fast schon eine Demütigung. Sindaja stellte sich zunächst allein einem der Elfen, sie bestand wegen ihres Ehrenkodex darauf, fand sich aber schneller mit der Klinge am Hals wieder, als sie "Für PRaios" rufen konnte. Das war unsere erste Lektion. Nur wenn wir alle gemeinsam vorgingen und uns die Gegner (Feinde will ich sie eigentlich gar nicht nennen), vornahmen, hätte wir eine Chance. Und selbst dann... wir stellten uns im Kreis um den Elfen auf, der seelenruhig unsere Angriffe erwartete... und uns mit unglaublicher Geschwindigkeit und Präzision einen nach dem anderen innerhalb von Liedschlägen bezwang. Ich erzielte gerade mal ein paar kleine Achtungserfolge, indem ich mehrere seiner Hiebe mit dem Schild abwehrte und sogar einmal mit dem Brabakbengel zu ihm durchdrang, auch wenn der Schlag an seiner magischen Rüstung verpuffte. Aber letztendlich war der Kampf für uns so aussichtlos, wie einen Waldbrand mit einer Teetasse löschen zu wollen.

Das einzig gute war, so zumindest die Auskunft dieser Meister, das die Schüler auf die wir treffen würden bei weitem nicht so gut waren, wie sie, wobei sie jedem einzeln von uns trotzdem noch um Jahrhunderte des Trainings und der Erfahrung voraus waren. Aber dafür waren wir nun hier, um zu lernen, wobei jeder von uns etwas nützliches nach seinen eigenen Fähigkeiten erlernen solle. Ich weiß gar nicht, was Sindaja sich genau zeigen lies. MaLuf jedenfalls ließ sich einen Zauber beibringen, der dem Visibili ähnelte, den ich von anderen Elfen kannte, der aber auch seine Kleidung und Waffen genauso mit verschwinden lies. Und das für eine unglaublich lange Zeitspanne. Sehr praktisch, wenn man sich irgendwo einschleichen sollte! Alari ließ sich in einen der wohl mysteriösesten Kampf-Zauber einweisen, die die unglaublichen Fertigkeiten dieser Elfen begründeten - neben der langen Erfahrung. Die Wirkung entspach wohl am ehesten dessen, was mit theoretisch als Sensatacco Meisterstreich bekannt ist, aber auch hier war die Wirkung ungleich länger, als es bei einer menschlichen Formel möglich hätte sein sollen. Ich versuchte ebenfalls, mich in die Zaubermuster dieser beiden Formeln einweisen zu lassen, aber die Art, wie diese Elfen ihre Zauber webten war mir einfach zu fremd. Ich hätte es wahrscheinlich auch hinbekommen, aber es hätte sich immer irgendwie falsch für mich angefühlt, auf ihre Art zu zaubern. Das würde mir einfach nicht von der Hand gehen. Also trainierten sie mich doch lieber in der profanen Fertigkeit mit der Waffe, und das taten sie mehr als kompetent. Sie meinten, ich sei einfach zu langsam, um mit meinen Gegnern mitzuhalten. Also zeigten sie mir nicht nur, wie ich die Schläge des Feindes antizipieren konnte, sondern auch wie ich selbst schneller und intuitiver zu kämpfen hatte. Bei Kor, was für eine Erfahrung diese Wesen hatten. Ich lernte von ihnen in Tagen (oder waren es Wochen, Monate?) so viel, wie ich sonst vielleicht in meinem ganzen Leben auf dem Schlachtfeld nicht durch Erfahrung auf dem Schlachtfeld gelernt hätte. Aber es war es wert. Am Ende waren wir alle nicht nur in der Lage, die Manöver der Elfen deutlich besser zu umgehen und abzuwehren, sondern ich selbst hatte auch gelernt, mit völlig in den Fluß des Kampfes zu werfen, auf meine Gefühle zu hören und meine Reflexe deutlich zu beschleunigen. Ja, es gelang mir nun sogar, wenn einmal einer der Hiebe die mich ereilen sollten nicht traf, mich so schnell darauf einzustellen, dass ich direkt zurückschlagen konnte, ohne vorher noch einmal lange darüber nachdenken zu müssen.

Sie ließen uns sogar an sich ausprobieren, wie unsere begrenzten magischen Fähigkeiten gegen die Elfen eingesetzt werden konnten. Wenn es knapp war würde ich vielleicht einen der Elfen, ähnlich wie beim Tunier damals, mittels eines arkangen Schlages auschalten können oder müssen. Und je unvorhergesehener das kam, umso besser wären unsere Chancen. Ich erprobte sogar einen doppelten Kulminatio, da es uns hier an Kraft ja nicht mangelte. Den ersten Blitz nahm der überraschte Lehrmeister hin, dem zweiten, und das hatte ich noch nie gesehen, tanzte er aus und lief ihm regelrecht davon. Was für unglaubliche Wesen diese Elfen waren. Wir konnten nur hoffen, das die "Schüler" nicht nur etwas, sondern sogar um Welten schlechter waren als ihre Meister, sonst würden wir heillos versagen... aber irgendwann, wer mochte sagen wie lange es gedauert hatte, war unsere Lehrzeit vorbei, und es hieß, sich erneut dem Schicksal zu stellen. Mögen die Zwölfe mit uns sein...

 

Abenteuer: Ein Traum von Orks
Dieser Eintrag wurde am 9.08.2021 (14:50) verfasst und 286 mal aufgerufen.
Kommentare:
Dieser Eintrag wurde noch nicht kommentiert.
DAS SCHWARZE AUGE, AVENTURIEN, DERE, MYRANOR, THARUN, UTHURIA und RIESLAND sind eingetragene Marken der Significant Fantasy Medienrechte GbR. Ohne vorherige schriftliche Genehmigung der Ulisses Medien und Spiel Distribution GmbH ist eine Verwendung der genannten Markenzeichen nicht gestattet.
Diese Webseite nutzt Grafiken aus dem "Das Schwarze Auge" - Fanpaket.
Wir freuen uns über deine Unterstützung:
Hinweis:
Einige Funktionen dieser Webseite verwenden Cookies.
Weitere Informationen: Datenschutzerklärung | Impressum Verstanden und akzeptiert