Tagebuch von Victor Dondoya Aureumresistis Stellamane D'Pelisario von Al'Anfa
Spuren der Verheißung - Finale

Nachdem ich kurz nach Nandurin und Ulmjescha gesehen hatte, die beiden waren damit beschäftigt Holzklötzchen zu einer Burg zu stapeln – wobei eher Ulmjescha stapelte und Nandurin alles lachend wieder zum Einsturz brachte – machte ich mich ans Werk. Die kleine Kiste mit dem Labor unter dem Bett hervorgeholt, alles auf dem Tisch aufgebaut – Mohagonischneidbrett, das feine Stahlmesser, Stößel und Mörser aus Granit, sechs kleine Schalen, sechs blaue Tücher, die Feinwaage. Die Arbeitsschritte wiederholte ich jeweils sechsmal, bevor ich zum nächsten ging. Es war ja nicht die Arbeit, die die Herstellung eines Heiltranks so in die Länge zog, sondernd das warten darauf, dass er endlich „reifte“. Die Storchenfedern fein gemahlen und mit dem Diamantstaub und dem Alraunenpulver vermischt. Dann die Knoblauchzehen hauchdünn geschnitten und die Blätter und Blütenstände der Pfeilblüte fein säuberlich getrennt. Eine Lage Staub, eine Lage Pflanzenteile, dann wieder Staub, wieder Pflanzen… bis die Schüsseln jeweils zur Hälfte gefüllt waren. Damit sich daraus ein Sud bilden konnte noch ein wenig von einem Tsa-Priester geweihtes Wasser darüber geträufelt und zuletzt einfach mit den Tüchern bedeckt und auf das oberste Regalbrett zum ruhen gestellt. Fertig. Ich hatte ein gutes Gefühl dabei, und die ruhige Arbeit wirkte sich sehr entspannend auf meine Nerven aus. Wenn alles vernünftig geriet, würde ich in einer Woche jedem meiner Begleiter für die Dschungelfahrt einen ordentlichen Trank mit auf den Weg geben können… nur für den Notfall natürlich, aber wer wusste schon genau, was uns erwartete?

Der Nachmittag war schneller vergangen als ich gedacht hatte, und so blieb mir nur wenig Zeit, mich für den anstehenden Besuch bei Alabastus in der Villa Zornbrecht am Silberberg vorzubereiten. Glücklicherweise war das ja reine Routine. Einmal schnell Hände und Gesicht gewaschen, die Haare ordentlich zurecht gemacht und rasiert. Die gute Robe und die Irianlederstiefel angezogen, den Stab der Seite und fertig. Dann ließ ich mir die kleine Sänfte fertig machen und mich von den Trägern an mein Ziel bringen. Im Gepäck hatte ich mein Vademecum mit der fein verästelten Thesiszeichnung das Namens Arunjoors und dem Pendant in Zahyad-Lautschrift. Das sollte genügen, um ihm im Laufe[MP1]  des Abends entsprechend zu unterweisen. Seltsam war nur, dass ich mich gar nicht daran erinnern konnte Alabastus damals in den Lehrstunden zur praktischen Dämonologie und Sphärenkunde gesehen zu haben. Dieser Teil war ja eines der Wahlfächer außerhalb des regulären Curiculums gewesen und wir waren nur eine kleine Schaar eingeschworener Studiosi, die sich hierfür interessiert hatten. Aber er mochte sich nach dem Abschluss natürlich auch noch entsprechend weitergebildet und diese Lücke geschlossen haben. Für einen Leibmagier waren die Siebtsphärischen sowohl zum Schutz des Herren als auch das Wissen darum wie man sie abwehrt natürlich immens wertvoll. Und für einen Abgänger des Seekriegszweiges war das Wissen um den wahren Namen des dämonischen Herrn der Stürme ebenfalls Gold wert. Sei es um das eigene Schiff vor einen günstigen Wind zu setzen, sei es, um ein feindliches in Seenot zu bringen… wenn man fähig genug und bereit war das Risiko zu tragen diese mächtige Wesenheit zu rufen, konnte dies jederzeit das Blatt zu den eigenen Gunsten wenden!

Und natürlich versuchte jede der einflussreichen Familien Al’Anfas einen Sohn oder eine Tochter an die Akademie zu bringen, auch wenn sie nur einen Funken arkane Begabung hatten. Ein renommierter Magus in den eigenen Reihen steigerte die Reputation nicht unerheblich! Natürlich war auch ich genau auf diese Art an die Akademie gekommen, aber im Gegensatz zu manchem der fast talentfreien Grandensöhnchen oder Töchtern habe ich mir meinen Abschluss ehrlich verdient, und nicht wie diese zweitklassigen Dilettanten von den Eltern erkaufen lassen! Aber egal… ich war einen Handel eingegangen, und diesen hatte ich in Phex Namen nun auch einzuhalten. Die Villa Zornbrecht war einer der protzigsten Bauten auf dem Silberberg. Und entsprach damit natürlich genau dem Status der Familie, alles andere wäre ja auch nicht standesgemäß gewesen. Ich wurde offensichtlich bereits erwartet, denn ein kleines Komitee an Sklaven eskortierte mich vom überdachten Ankunftsbereich für die Sänften direkt in die Gemächer von Alabastus. Leider bekam ich dabei nur einen kleinen Einblick in den Prunk des Hauses, aber allein dabei wurde mir schon bewusst, welchen langen Weg meine Familie noch vor sich hatte, um irgendwann auch hier auf dem Silberberg anzukommen. Und mochte es auch noch ein oder zwei Generationen dauern, mein Vater arbeitete ja schon sein Leben lang an diesem Ziel und wer weiß… vielleicht würden meine Schwester, mein Bruder oder deren Kinder mit meiner Hilfe noch zu meinen Lebzeiten erreichen, was unsere Vorfahren begonnen hatten. Und wenn ich selbst vielleicht mit Visaria in die Familie Ulfhard einheiraten würde… ich verlor mich fast in einem Tagtraum und stand unvermittelt in Alabastus Gemächern, der mich bereits an einer gedeckten Tafel erwartete.

Auch hier war der Unterschied wieder offensichtlich. Ich hatte im Haus meiner Eltern eine kleine Zimmerflucht mit drei Räumen, Alabastus verfügte eher über etwas, das für andere von der Größe her Herrenhaus durchgegangen wäre. Sein Blick drückte deutlich aus, dass er von mir als „armen Schlucker“ erwartete, beeindruckt zu sein. Ich war hin und her gerissen dazwischen, ihm den Gefallen zu tun, man konnte ja nie wissen wofür man diesen Kollegen noch einmal brauchen mochte, und meinem eigenen Stolz, der so etwas niemals zugegeben hätte. Aber ich war kein Heuchler, und ich bin mir sicher, am Ende auch der kompetentere Magus von uns beiden… deswegen ließ ich mir meinen Neid so gut es ging nicht anmerken, bevor wir uns bei einigen wirklich exquisiten Häppchen und einem prickelnden horasischen Wein dann daran machten, in seinem Vademecum den Namen Arunjoors zu verankern, die korrekte Matrixbildung und die richtige Aussprache im Zhayad zu üben. Dabei merkte ich schnell, dass er zumindest kein völliger Anfänger mehr war. Ob ich dabei sein wollte, wenn er den Herrn der Stürme das erste Mal selbst auf einer Galeere auf dem Meer beschwor? Soweit würde ich nicht gehen… aber es war zumindest nicht völlig aussichtslos, dass er dabei ein feindliches statt des eigenen Schiffs versenken mochte… so verging der Abend recht schnell und es war schon mitten in der Nacht, als ich wieder zurück im Haus meiner Eltern ankam. In Nandurins Zimmer hatte sich Ulmjescha mittlerweile ein eigenes kleines Lager direkt neben seinem Bettchen eingerichtet, beide schliefen friedlich in Borons Armen und ich tippelte, wohlwollend auf die süße Szenerie blickend, leise in meine eigene Schlafkammer um mich zur Ruhe zu legen.

Am nächsten Morgen erhielten wir wie jeden Tag ein üppiges Frühstück mit der Familie, bevor wir uns ans Tageswerk und die Organisation der Reise machten. Pamina und Faramud machten sich auf, auf dem Hanfla das Boote fahren zu üben. Sollten wir Probleme mit den Sklaven haben, würden wenigstens die beiden uns zur Not den Jalob hinunter aus dem Dschungel bringen können. Man weiß ja nie, ob auf so einer Expedition nicht der ein oder andere Träger auch einmal verlustig gehen würde. Das würde ja auch kein Spaziergang im Stadtpark werden. Ich selbst machte mich in Begleitung von Melissa und Surina auf zur hiesigen Loge der derografischen Gesellschaft um dort nach Unterstützung oder Information für unser Vorhaben zu Fragen. Der örtliche Sitz war einer der eher kleineren, handelte es sich bei der Gesellschaft doch um eine eher mittelreichisch-liebfeldische Institution, und damit um politisch eher schwieriges Terrain. Nichtsdestotrotz hatte man hier eine Zweigstelle eingerichtet, da natürlich Al’Anfa der beste Ausgangspunkt im Süden für jegliche Art von Expedition war und man damit nicht umhinkam, sich hier einzurichten.

Ein junger Mann namens Meridianus, ich war mit nicht sicher ob er ein Angestellter, Forscher oder selbst Mitglied war, empfing uns und brachte uns die Vorzüge der Gesellschaft näher. Hier würden wir wohl genau das Wissen und die Unterstützung finden, die wir brauchen konnten. Allerdings stand dies, sowie die damit verbundenen Vergünstigungen bei Expeditionsausstattern, nur eingetragenen Mitgliedern der Gesellschaft offen. Ich ließ mich also, nach einigem Überlegen, dazu hinreißen, für den Jahresbeitrag von 10 Dukaten, Mitglied der derografischen Gesellschaft zu werden. Wobei es sich irgendwie richtig anfühlte dies zu tun. Auch diese Männer und Frauen handelten ja in der Maxime, hesindianisch das Wissen um unsere Welt zu mehren. Und ich hatte ja auch einen gewissen forscher- und abenteurerdrang  in mir, der mich immer wieder hinaus in die Welt trieb. Insofern fühlte ich mich mit diesen Männern durchaus verbunden. Und der Zeitvertreib, Abends auch einmal bei einem Glas Wein den Geschichten dieser Entdecker zu lauschen und selbst ein aufgeschlossenes Publikum für meine Erzählungen zu finden, war die 10 Dukaten schon bald alleine Wert. Nur auf die Professora Montez und ihren Diener Hanoto angesprochen schien dieser Meridianus eine andere Auffassung zu haben. Zwar bescheinigte er unserem Führer durchaus, die erforderlichen Qualitäten mitzubringen da er von der Professora anscheinend schon desöfteren für andere Expeditionen ausgeliehen worden war. Aber ein versteckter Unterton und seine Wortwahl schienen anzudeuten, dass sich die Professora ihren Moha vielleicht auch eher wegen anderer Qualitäten hielt, die er mitbrachte. Diesen Gedanken verfolgten wir aber bewusst nicht weiter…

Als nun eingetragenes Mitglied der Gesellschaft, ich erhielt ein mit silbernen Lettern und Ziffern geprägtes Mohagoniholzkärtchen als Ausweis, oblag es mir, die übrigen Mitreisenden unserer Expedition hier zu registrieren und für den Fall unseres Verschwindens im Dschungel eine Kontaktadresse zu hinterlegen, wo man Nachricht über unseren Verbleib geben sollte. Zur Beschaffung der erforderlichen alchemischen Mittel und der verwies Meridianus uns dann an einen Apothekarius, bei dem wir auch durch meine Mitgliedschaft Rabatt erhalten würden und gab uns einige Hinweise für die Ausstattung der Expedition und den Rat, alles was wir benötigen aus Kostengründen eher in Hirlop statt direkt in Al’Anfa einzukaufen, da hier zwar alles verfügbar, aber am Ende doch recht teuer sein würde. Nun… er musste es ja wissen. Also würden wir uns hier nur ein paar Tragtiere für den Weg von Vater leihen und das Groß des Einkaufs später erledigen. Nur die Apotheke suchten wir direkt im Anschluss auf um dort ein qualitativ hochwertiges Antidot und etwas Hiradwurz zu erwerben. Und zwei Dutzend Portionen Rauschkraut. Uns war der Gedanke gekommen, dass es vielleicht nicht zu gut wäre, unnötige Mitwisser, und seien es nur die Rudersklaven, zu haben, wo unser Schatz zu finden sei. Da uns aber der Gedanke sie zu „entsorgen“ allen nicht behagte hatte ich vorgeschlagen, sie mit ausreichend Alkohol und Rauschkraut zu gegebener Zeit in einen Zustand zu versetzen, der es ihnen unmöglich machen würde, sich so zu erinnern, dass es uns schaden können würde. Damit waren, erstaunlicherweise, alle einverstanden gewesen.

So verging die Woche recht schnell. Drei Tage vor dem Aufbruch brachten meine Gefährten ihre Waffen zur Segnung in den Phextempel und einen Tag bevor es losging suchten wir die Professora Montez auf um unseren Führer einzufordern. Dann ging es endlich los. Trotz des meist unangenehm nassen Wetters kribbelte schon wieder eine verräterische Vorfreude in mir. Nicht nur, dass ich vielleicht einer der reichsten Männer des Südens sein würde. Auch die Erwartung etwas Neues zu erleben und ins unbekannte Aufzubrechen hob meine Laune über jedes Maß. Vielleicht war es genau dieses Gefühl, das ich einmal einen alten Questador als „Dschungelfieber“ bezeichnen hörte. Männer und Frauen, die einmal davon gekostet hatten, so sagte er, würden davon ihr Leben lang nicht mehr loskommen – bis sie eines Tages endgültig im Dschungel verschwanden. Das würde mir natürlich nicht passieren, und ich hatte ja auch keine Passion für den Dschungel an sich. Aber das es mich nicht zurück in die Studierstube, sondern hinaus in die Welt trieb konnte ich nicht leugnen… im Gegenteil. Würde man mich in den staubigen Mauern einer Akademie wie Punin unter lauter alten Stubenhockern einsperren, das mochte am Anfang noch seinen Reiz haben, aber irgendwann würde ich dort vermutlich eingehen wie eine Blume die man in ewiger Dunkelheit hielt. Ich hatte einfach den Wert der praktischen Erfahrung, neben der ganzen Theorie, als elementaren Bestandteil des Wissenserwerbs erkannt!

Unser Weg nach Hirlop war feucht, wenig glamourös und eintönig. Einige meiner Gefährten sahen hier zum ersten Mal in ihrem Leben, worauf sich der Reichtum und die Macht Al’Anfas sützten: Plantagen! So wie die meiner Familie. Und natürlich das, was diese Plantagen so effizient machte. Die Nutzung humaner Ressourcen, sprich Sklaven. Wobei nicht jeder dafür das nötige Verständnis aufbrachte, aber das verwunderte mich wiederum nicht. Andererseits habe ich diese gespielte moralische Entrüstung der nördlichen Kulturkreise nie nachvollziehen können. Auch ein Leibeigener im Bornland oder der an seine Scholle gebundene Bauer im Kaiserreich war doch, wenn auch nicht so bezeichnet, quasi nichts anderes als ein Sklave seine Lehnsherren, wenn man einmal ehrlich war. Aber diese Diskussion zu führen hatte sich schon öfter als müßig erwiesen. Besonders so sanften Seelen wie Pamina würde man das einfach nicht beibringen können… es blieb nur festzuhalten, dass das Land, je weiter wir von Al’Anfa fortkamen, immer spärlicher kultiviert war. Ich legte den Anderen dar, dass wir unseren zu erwartendem Reichtum vielleicht selbst in eine Plantage investieren sollten, als Grundlage eines fortwährenden Einkommens. Naftastaude könnte sich als exklusives und ertragreiches Produkt erweisen – aber die Idee stieß nur auf geringe Resonanz und der zu erwartende Verschleiß an Arbeitskräften bei der Nafta-Gewinnung schien das Unbehagen auch nicht zu verkleinern.

In Hirlop, einem Kaff aus zwei Dutzend Hütten und einer Handelssation, kauften wir dann alles was für unseren Aufbruch in den Dschungel den Jalob hinab nötig war. Auch hier, man soll es kaum glauben, erhielt ich wieder einen Rabatt durch meine Mitgliedschaft in der derografischen Gesellschaft. Ich glaube meine 10 Dukaten hatten sich für Melissa mehr als ausgezahlt – eigentlich hätte ich sie von ihr wohl zurückverlangen können. Aber ich war ja keine Krämerseele… Wir würden mit sieben Einbäumen die Fahrt den Fluss hinab antreten – 6 für uns und ein mit trocknem Holze um beim Lagern auch während der Regenzeit Feuer machen zu können. Proviant und alles was man so würde brauchen können für eine gute Woche. Da ließ die Beratung des schmierigen Händlers der ein gutes Geschäft witterte nichts zu wünschen übrig. Wir waren zu dieser Jahreszeit sowieso die einzigen, die es in den Dschungel trieb – was ihn schon wieder verdächtig neugierig machte. Am interessantesten war die Auswahl der Rudersklaven. Hier erwies sich Hanoto erstmals als richtig nützlich. Und Faramud verschaffte seiner Meinung dem Händler gegenüber dem nötigen Nachdruck, so dass wir mit anscheinend erstklassigen und kräftigen Ruderern versehen waren. Das Beste war, dass wir diese in einer Niederlassung in Al’Anfa würden zurückgeben können, wovon sie dann wieder hierher verbracht wurden, so dass uns kein weiterer Aufwand entstand. Das war ein Dienstleistungsgedanke, der von echter Professionalität zeugte! Und die Verlustgebühr von 90 Dukaten, sollten wir einen Sklaven nicht aus dem Dschungel mit zurückbringen, war auch sehr anständig. Nur Pamina war, wieder einmal, recht schockiert das wir so ohne weiteres das Leben eines Menschen in Gold auszudrücken bereit waren. Das Abendessen im Schankraum offenbarte uns den Bodensatz des Abenteurerlebens und der gescheiterten Existenzen – Männer und Frauen, denen das Glück bisher nicht holt war und denen ich mein Leben im Dschungel nicht hätte anvertrauen wollen. Aber alle mit diesem irrigen Glanz in den Augen, es irgendwann noch zu schaffen. Die dann folgende Nacht im Schlafsaal der Herberge, etwas anderes gab es nicht, war weder besonders komfortabel noch standesgemäß, aber leider mangels Alternativen unumgänglich. Dafür war der Eintopf den wir zum Frühstück erhielten, wohl die letzte richtige warme Mahlzeit der nächsten Tage oder Woche, weniger übel als erwartet. Trotzdem war ich froh, als wir uns, in strömendem Regen, in die Boote setzten und endlich flussabwärts fuhren.

Es handelte sich noch nicht um den Jalob, wie uns Hanoto mitteilte, sondern zunächst um einen kleineren Zulauf zu diesem. Das merkte man schon allein daran, dass der Fluss hier in der Regenzeit mit recht starker Strömung floss. Die Ruderer mussten eigentlich gar nicht rudern, sondern sich fast ausschließlich um das Steuern und Lenken kümmern. Es dauerte eine ganze Zeit, bis wir am Jalob ankamen. Aber als es soweit war, fiel sogar mir als in Wildnisdingen eher Unerfahrenem der Unterschied sofort auf. Die Strömung ließ merklich nach, der Fluss wurde breiter und ströme auf hunderten Schritt zwischen den Bäumen hindurch und sogar die Farbe des Wassers änderte sich von einem dunklen Farbton hin zu einem eher hellen, schmutzigen Braun. Am Rande sei bemerkt, dass wir mehrfach darauf hingewiesen wurden auf giftige Schnecken zu achten, die es in diesem Wasser wohl gäbe. Was für eine Farce, sah man doch keine zwei Finger weit in das trübe Wasser hinein! Da würden wohl am ehesten stabile Schuhe helfen… so wie meine Stiefel. Aber ich hatte eigentlich eh nicht vor in das Wasser zu steigen.

Unsere Ruderer schienen ihr Handwerk tatsächlich zu verstehen – solange man sie einfach machen ließ. Wir kamen gut und sicher voran, bis auf das Boot mit Pamina, die meinte Mitrudern zu müssen und dabei ihr Boot eher in Gefahr brachte zu kentern, als das sie dem Sklaven eine Hilfe war. Sein Geschimpfe, natürlich zumeist auf mohisch, konnte ich gut verstehen und musste dabei ein Grinsen unterdrücken, ersparte mir aber es für Pamina zu übersetzen. Sie hatte auch so am Tonfall erkannt, dass es wohl besser war den Mann seine Arbeit machen zu lassen und nicht zu „helfen“. Die Fahrt war zunächst auch eher ereignislos, bis sich das Flussbett durch eine Schlucht zwängte wo das Fahrwasser recht unruhig wurde. Dort war es auch, als wir an einen Baum auf einer kaum noch erkennbaren Landerhebung, ein Otan-Otan-Weibchen mit seinem an die Brust geklammerten Jungen sahen, die augenscheinlich Mühe hatte sich aus den Wasserfluten zu befreien. Hatte ich schon Paminas sanfte Seele erwähnt, die anscheinend Mitgefühl für so gut wie jede lebende Kreatur in sich barg? Die Frau hätte vielleicht statt Großwildjägerin eher Perainegeweihte werden sollen… auf jeden Fall gab sie sich größte Mühe ihr Boot dorthin zu bugsieren – und es dabei fast zum kentern zu bringen – um das Tier zu retten. Es gelang aber eher dank ihres Ruderers als ihr, und so hatte sie kurze Zeit später auch noch zwei Affen bei sich im Boot, und schien sich prächtig mit den Tieren zu verstehen.

Am Abend fanden wir einen halbwegs tauglichen Lagerplatz auf einer aus dem Wasser ragenden Anhöhe. Die Boote zogen wir, dank meiner Idee mit um einen Baum gelegtem Seil, recht einfach den schlammigen Hügel hinauf, damit sie in der Nacht nicht fortgespült werden konnten. Pamina beschäftigte sich weiter meist mit ihren neuen Affenfreunden und Hanoto erklärte uns am Feuer einige Grundregeln zum überleben im Dschungel. Dinge wie, wenn wir verloren gehen würden, sollten wir einfach immer dem Wasser folgen. Die Bäche gingen in den Fluss, der Fluss ins Meer und da wäre die nächste Siedlung zu finden. Oder das man die Affen beobachten sollte, denn alles was diese Fressen würde sei normal auch für uns Essbar. Mit solchen und ähnlichen Dingen verging der Abend, bis ich, müde von einem Rauschkrauttee den ich mir zubereitet hatte, in meiner Hängematte einschlummerte. Die Wache würden die Anderen und das Gesinde übernehmen können…

In der Nacht hörte es auf zu regnen, aber die Sicht im Unterholz war durch Dunst und Nebel recht gering – meinten zumindest meine Begleiter. Ich saß außerhalb des spärlichen Feuerscheins unseres Lagers rein gar nichts. Nur durch die Baumkronen konnte ich stellenweise schnell dahinziehende Wolken und gelegentlich der Sternenhimmel zu sehen, da der Mond hoch am Firmament stand. Den silbrigen Schein des Madamals empfand ich als sehr beruhigend. Wenn Mada über mir wachte, war das sicher ein gutes Vorzeichen für unser Unterfangen. Mit solchen Gedanken schlummerte ich wieder friedlich in meiner Hängematte ein. Am Morgen erwachten wir mit klammen, feuchten Kleidern, die unangenehm auf der Haut klebten. Diese Unannehmlichkeit, gegen die man rein gar nichts tun konnte, war wohl einer der Gründe warum in dieser Jahreszeit nur wenige wagten in den Dschungel zu ziehen. Die allgegenwärtigen Geräusche des Regenwaldes – nie hatte er seinen Namen mehr verdient als derzeit - werden lauter. Nach einem kurzen Frühstück wollten wir wieder aufbrechen.

Während Pamina noch mit ihren Affen herumalberte war auf einmal Lärm von hinten zu hören. Zwei der Ruderer hatten Mühe das Boot ohne vernünftige Seilsicherung wieder die Schlammrutsche herunter zu bekommen. Die Sklaven hatten anscheinend das Prinzip nicht verstanden, da das Seil zwar an Boot gebunden, aber nicht um einen Fixpunkt gelegt, sondern lediglich aufgewickelt war… Pamina und Faramud hechteten zur Rettung zum Seil. Sie hatten es wohl besser verstanden und sicherten das Boot mit einigen Mühen. Anscheinend machte es ihnen das im Schlamm glitschige gewordene Seil und das sich schon in Bewegung befindliche Boot nicht gerade einfach es zu halten. Zu allem Überfluss war das Boot dem einen Sklaven über den Fuß gerollt, der nun dreckig und blutig aussah. Faramud kümmerte sich statt Pamina, die sich wie immer zierte, um die Wunde, damit sich das nicht entzündete. Der Sklave schien eher verwundert, dass man sich um ihn bemühte, wollte aber lieber mit naturheilkundlichen Verfahren von Hanoto behandelt werden. Dieser strich eine stinkende Paste die er dabei hat auf die mit Teewasser ausgespülte Wunde und legt große Blätter darüber die Surina widerwillig auf seine Bitte hin geholt hatte. Diese band er dann mit Lianenfasern fest. Ich vermutete, dass es sich bei der Salbe um ein Gemisch aus Roter Pfeilblüte handeln könnte, war aber nicht sicher. Da würde ich ihn bei Gelegenheit fragen müssen.

Dann fuhren wir weiter und eine Stunde später setzte wieder Regen ein. Der Dschungel verschwamm erneut in Grautönen und es war einfach nur eintönig weiter zu fahren. Nach einiger Zeit steuerten die Ruderer die vorderen beiden Einbäume ins eher seichte Wasser an den Rande des mächtigen Stroms. Die Fahrrinne schien eine zu starke Strömung zu haben. Strudel und mitgerissene Baumstämme machten das Fahren dort augenscheinlich zu gefährlich. Im Regen erspähten wir eine kleine Rotte Selemferkel, die von einer Sandbank Richtung Ufer schwammen. Unvermittel verschwand eines davon platschend und Blut stieg auf, als vermutlich ein Alligator sich eines davon schnappte. Diese gepanzerten Echsen waren eine nicht zu unterschätzende Gefahr in diesen Gewässern! Allerdings war ich der Meinung, wir sollten uns auch eines der Ferkel fürs Abendessen besorgen, die Gelegenheit war einfach zu günstig. Faramud schien das ähnlich zu sehen, spannte seinen Bogen um eines zu schießen und hieß den Ruderer sein Boot in die Richtung zu lenken. Er hatte ein Seil am Pfeil befestigt und traf das schwimmende Schwein mit sicherem Schuss. Aber statt das Tier einzuholen, seine Pfeile hatten wohl keine Widerhaken, sicherte er es nur während sein Boot sich näher heran manövrierte. Surinas Boot platzierte sich derweil unterhalb und kreuzte heran. Dann stach die edle Dame mit ihrem Rapier das Tier endgültig ab. Ich beobachtete das Geschehen und sah eine schnelle peitschende Bewegung am Ufer. Da wollte uns wohl ein Krokodil die Beute streitig machen! Ich warnte die andere sich zu beeilen. Surina wollte allerdings das dreckige, blutende Tier partout nicht zu sich ins Boot holen, was Faramud etwas aufregte.

Als er dann selbst das Tier einholte schnappte ein großes Maul nach der Beute. Faramud war aber einen Tick schneller und zog es gerade noch rechtzeitig weg. Hanoto schien recht zufrieden mit der Idee, das Tier noch im Wasser zu jagen statt im Unterholz, meinte er doch das die Schweinchen recht flink auf ihren kleinen Füßen waren. Faramud brach das Wild bei der Mittagsrast schließlich auf. Das Wetter wurde ebenfalls wieder etwas besser so das meine Stimmung sich deutlich hob. Hanoto meinte, wir kämen morgen Vormittag in die Gegend mit unserem Ziel. Er empfahl, vorher eines der Dörfer der Napewanha aufzusuchen, dass er Naponescha nannte. Dort würden wir nicht nur nach unserem Ziel fragen können, sondern vielleicht auch die Ruderer auf uns warten lassen. Und da er den Stamm als recht gastfreundlich bezeichnete hätten wir auch Aussichten dort zu Essen und übernachten zu können. Wir grillten dabei dünne Fleischstreifen am kleinen Feuer und wickelten den Rest in große Blätter um es zumindest transportieren zu können. Aber das es bei der Witterung nicht lange genießbar bleiben würde ohne gegart zu werden war sogar mir klar.

Wir fuhren weiter und es bleibt erstaunlicherweise sogar nach dem Mittag trocken, regnete sich aber leider am Abend wieder ein. Wir fanden eine erhöhte Landzunge die als Lagerplatz halbwegs geeignet schien. Wegen des anhaltenden Regens sahen wir uns aber direkt nach einem höhergelegenen Lagerplatz um und brachten auch die Boote weiter hinauf. Nach und nach grillten wir weiteres Fleisch, was ein mühsames Unterfangen war, weil wir ja mit dem trockenen Holz sparsam sein mussten.  Währenddessen erzählte Hanoto über das Volk der Napewanha und ein Tabu, dass sich um eine böse Echse drehte, dass diese bewachen würden. Die Schamanen würden das Tabu um die Echse ewig kalt um die Echse in Schach zu halten. Deswegen sollte man dieses Volk respektieren auch wenn sie sonst wohl eher friedlich und wenig kriegerisch waren. Der Gedanke faszinierte mich. Eine solche „Ewige Wacht“ musste den Schamanen enorme arkane Anstrenungen abverlangen. Las ich Hanoto fragte zu welchem Stamm er eigentlich gehörte, ich hatte angenommen er sei selbst einer der Napewanha, meinte er ein Tipokateute vom Unterlauf des Jalob ein gutes Stück in den Dschungel hinein zu sein. Von diesen hatte ich allerdings noch nie gehört. Was nicht verwunderlich ist, denn wer konnte schon all die zahlreichen kleinen und kleinsten Stämme kennen die sich zwischen dem ewigen Grün versteckten? Die Nacht verging dann ruhig, nur unterbrochen vom gelegentlichen patschen der Stockwachen die mit ihren Stäben nerviges Getier vertrieben.

 Am Morgen regnete es leichter, dafür aber kontinuierlich durch. Ich war mittlerweile völlig durchnässt, sehr unangenehm, und hatte auch kaum Hoffnung das sich dies so schnell würde ändern können. Es blieb mir nichts anderes als mir einzugestehen, dass Magierroben nicht die beste Kleidung für eine Fahrt im Dschungel zur Regenzeit waren. Aber die anderen waren genause nass, also gab es da überhaupt geeignete Kleidung? Am besten schien es unseren Sklaven zu gehen die quasi ganz ohne Kleidung auskamen und an deren dunklen Körpern der Regen einfach abzuperlen schien. Fast schon gegen Mittag sahen wir am Ufer eine Frau bis zu den Knien im Wasser stehen und mit einem Speer konzentriert die Oberfläche beobachten. Dann stieß sie blitzartig zu, stach einen Fisch und verschwand schnell im Wald, als sie unserer gewahr wurde. Wir landeten daher in der Nähe wo sie verschwunden war, um bei einem Tee zu warten bis die Napwanha zu uns kommen würden, da Hanoto meinte, es wäre vergebliche Liebesmühe ihr folgen zu wollen. Es dauerte kein ganzes Stundenglas. Ich hörte zunächst ein rascheln im Gebüsch, aber anstatt eines Mohas spitzte ein possierliches, kleines Tier heraus, das ich als Stinkmarder kategorisieren würde. Ich ließ es von Pamina mit dem Schweinefleisch anlocken, damit sie das Sekret für mich würde ernten können. Es kam auch tatsächlich heran und macht sich über das Fleisch her. Während ich noch mit Pamina diskutierte die sich zierte dem Stinker auf den Leib zu rücken, kam eine Gruppe Frauen und halbwüchsige aus dem Busch, die uns interessiert musterten. Eine Frau trug einen auffälligen Kopfschmuck und sprach uns auf Mohisch an. Sie nannte sich Tonca-Nipa, Häuptlingin der Napewanha. Ich unterhielt mich mit ihr in ihrer Sprache, da meine Begleiter alle nur fragend dreinblickten. Der Dialekt war zwar etwas ungewohnt, aber durchaus verständlich. Als ich unser Ziel erwähnte, ich sah keinen Sinn darin sie belügen zu wollen, zuckten ihre Augen und ihre durchaus hübschen Züge wurden etwas härter. Ihre Begleiter schienen ebenfalls angespannt zu sein und tuschelten. Sie wollte sich mit ihrem Schamanen im Dorf besprechen - oder wir sollten mit ihm sprechen. Ganz sicher war ich mir bei ihrer Wortwahl nicht. Aber wir wurden als Gäste ins Dorf eingeladen und folgten ihnen.

Eine leichte Anhöhe hinauf führte einen kaum erkennbaren Dschungelpfad entlang. Ich hätte ihn selbst sicher nicht gesehen. Fast ein halbes Stundenglas wurden wir in den Wald hineingeführt, bis wir ein von Palisaden umgebenes Runddorf mit etwa anderthalb dutzend Hütten auf Pfählen erreichten. Es sah, für mein Empfinden, erstaunlich planvoll angelegt aus. Viele Leute liefen herum und gingen ihrem Tagwerk nach. Wir folgten der Häuptlingin ins Dorf. Als wir in die Palisade traten sahen wir nur Frauen, Kinder und Alte, aber keine Männer. Unsere Gastgeberin erklärte ihren Leuten, das wir ins Gebiet des Jop-Nic-Pakao wollten und Gäste seien, bis sie darüber entschieden und der Schamane uns angehört hatte.

Als sie sich erneut an uns wandte sprach sie, zur allgemeinen Überraschung, in gebrochenem Tulamidia und wies uns eine Hütte zu. Sie hatte die Sprache etwas gelernt um Handel mit Fremden treiben zu können. Wir würden auf die Rückkehr des Schamanen von oder aus einer Grube mit bunten Erdfarben warten müssen. Da uns ohnehin nichts anderes blieb richteten wir uns in der trockenen Unterkunft ein. Auf einem Schemel stand prominent ein Schrumpfkopf. Ich war mir aber unsicher ob dieser als Gastgeschenk gedacht war oder dazu diente ein Hauswächter zu sein. Hanoto meinte, das könnte der Großvater der Häuptlingin sein und wir sollten ihn lieber nicht nehmen. Die Nähte um Augen und Mund, erklärte ich Pamina, schützten den Toten vor einer Beseelung durch Yaq-Hai. Die Vorstellung das es in den Regenwäldern des Südens frei herumstreifende Dämonen gab die Besitz von Toten ergriffen schien ihr nicht gerade zu behagen.

Unsere Gastgeberin kam bald zurück und lud uns zum gemeinsamen Essen ein. Ich fragte sie nach dem Schrumpfkopf, der wohl tatsächlich einer ihrer Vorfahren, der Vater des Vaters und großer Häuptling vor ihr gewesen war. Sie hätte auch jemand nach ihrem Schamanen geschickt, der aber erst am Abend wieder hier sein würde. Bis dahin sollten wir uns ausruhen, würden zu Essen erhalten und dürften uns frei bewegen. Ein Mädchen kam um unsere nasse Kleidung zum Trocknen mitzunehmen. Das Angebot nahm ich dankend an! Da die Leute hier eh nur das notwendigste trugen, Lendenschurz und Brustbund, passte ich mich an und legte bis auf einen Schurz und Stiefel beim Rundgang durchs Dorf alles andere ab. Mein Aussehen, stellten meine Gefährten fest, war von diesem Volk gar nicht so unterschiedlich, lediglich meine Hautfarbe war etwas heller. Aber für einen Fremden hätte ich vermutlich wirklich als Stammesangehöriger durchgehen können. Das Blut meiner leiblichen Mutter konnte die Natur nun einmal nicht verleugnen.

Lediglich in eine der Hütten sollten wir nicht eintreten wie uns beschieden wurde, da es sich um die Totenhütte handelte. Wir wurden aber sehr höflich gebeten die Ruhe der Toten nicht zu stören und es gab ja auch keinen Grund, dies nicht zu respektieren. Für einen Nekromanten wäre der Brauch dieses Volkes aber unglaublich praktisch! Man stelle sich vor, immer eine ganze Hütte mit passend präparierten Leichnamen zur Verfügung zu haben, die man jederzeit erheben konnte um zum Beispiel das Dorf bei einem Angriff zu verteidigen! Man müsste natürlich nur erst einmal einen Stamm finden, der mit derlei Praktiken kein moralisches Problem hätte oder nicht in abergläubischer Furcht fliehen oder gewalttätig werden würde…

Als wir das Dorf erkundet hatten, was schnell ging da es ja klein war – gerade einmal eineinhalb Dutzend Hütten, gingen wir in die uns zugewiesene Unterkunft zurück. Hanoto hatte sich schon zum Schlafen hingelegt. Uns wurden Schalen mit Früchten und gebackenem Fisch mit Brei gebracht, aber ansonsten geschah nicht mehr viel. Später am Tag gab es eine kleine Aufregung weiter hinten im Dorf. Eine Traube von Leuten stand bei der Häuptlinging und einem Mann. Ich meinte den Namen Meribati aus dem Stimmgewirr zu verstehen. Sie kamen zu uns als er mich aus der Hütte blicken sah. Meribati, ich hatte also richtig gehört, war der Schamane des Dorf Naponescha und Kamaluqs. Er musterte uns, sah uns in die Augen und ging dann wieder ohne ein Wort zu sagen. Die Häuptlingin, die ich ob des befremdlichen Verhaltens ansprach meinte „Gesichter sprechen mehr als Worte“. Er würde mit uns sprechen, wenn wir zusammen Essen. Er war heute in den Lehmgruben mit den bunten Farben und hatte deswegen Zeichen im Gesicht, die die Geister beruhigen sollten. Die Männer des Stammes, auch nach diesen fragte ich, waren auf der Jagd nach Wasserbüffeln zusammen mit einem anderen Stamm und daher noch länger unterwegs.

Wir wurden dann von einem Kind zum Abendessen in eine größere Hütte die nach vorne zum Dorfplatz hin offen war gerufen. Viele Schalen und Schüsseln mit Essen und Getränken standen schon bereit. Auf diese Schätze des Dschungels war ich schon recht neugierig. Der Schamane saß etwas erhöht um seinen Status zu zeigen. Wir saßen direkt um ihn und die Häuptlingin herum. Er hieß uns mit ausgebreiteten Armen willkommen, sprach sogar recht vernünftiges Tulamidia. Er fragte uns was wir an unserem Ziel wollten, und wieder war ich ehrlich. Was würde es uns bringen diese Leute zu belügen? Die Häuptlingin übersetzte für den Stamm, wenn auch, wie ich verstehen konnte, nicht alles richtig. Ihr Verständnis für das Tulamidia war tatsächlich auf die einfacheren Sachverhalte beschränkt. Dabei aßen und tranken wir mit den freundlichen Leuten. Als es schon dunkel war schien der Schamane endlich sein Urteil gefällt zu haben. Und das war, wenn auch nicht gänzlich unerwartet, nicht erfreulich. Wir können dort nicht hin. Irgendetwas mit Kamaluqu und einer Spinne und einen Pfahl der ein Tabu ist. Die Schamanen hüteten dieses Wissen. Von allem was ich über die Völker der Moha wusste war so etwas in der Art zumindest vorher schon zu befürchten gewesen. Schließlich waren die Tabus genau für solch gefährliche Orte erfunden worden, um die Kinder Kamaluqs vor Schaden und dem unbedachten Betreten dieser Plätze zu schützen. Ich hatte mir sogar, dies erwartend, schon eine Argumentation zurechtgelegt um mit dem Schamanen darüber zu diskutieren warum wir doch dorthin müssten, kam aber gar nicht mehr dazu.

Als wir uns noch unterhielten ertönte von draußen Geschrei, jemand rief um Hilfe immer wieder „Enkue, Enkue“ wiederholend. Vom Dorfeingang her vernahm ich lautes Krachen, Grunzen und dann brach im Schein des großen Feuers ein Matacho-ha – ein leibhaftiger Schwarzoger ins Dorf. Sabber lief aus seinem Maul, gut drei Schritt groß mit einer Keule, Netz und einer Art Holzgestell mit Stoffbespannung auf dem Rücken. Die Schweine des Dorfes aber auch seine Bewohner schienen in sein Beuteschema zu passen. Da wir zum Abendessen natürlich nur das nötigste dabei hatten rannten wir zunächst zu unserer Hütte um unsere Sachen zu holen. Leichter Regen fiel und verlieh der Szene etwas Surreales. Außerhalb des Lichtkreises des Feuers war es für mich Stockdunkel so das ich mich an Pamina halten musste. Aber ich benötigte außer meinem Stab den ich sowieso bei mir trug und meiner Umhängetasche eh nichts. Ob ich nun die mittlerweile trockene Robe tragen würde oder nicht machte bei einem Hieb der Ogerkeule sicher keinen Unteschied. Und eine Beschwörung würde ich im Notfall nackt sogar besser durchführen können als im Reisegewand!

Dann stellten wir uns dann dem Feind, der im Schweinepferch schon ordentlich gewütet hatte. Surina und Faramud belegte ich jeweils mit einem schnellen Armatrut, das mochte in diesem Fall Leben retten. Pamina spannte ihren Bogen. Das Monster hatte unterdessen ein Kind gepackt und hielt es am Bein hoch um es gegen eine Hütte zu klatschen. Für ein so großes und massiges Wesen bewegte es sich erstaunlich geschmeidig und flink. Als wir uns ihm entgegenwarfen schleuderte die Bestie das Kind fort. Der erste Pfeil Paminas drang in sein Fleisch ein und ein furchterregendes Brüllen erfüllte das Dorf. Faramude stellte sich ihm todesmutig in den Weg und hielt ihn auf. Surina traff mit ihrem ersten Stich seinen massigen Oberschenkel, mein Blitz Dich find aber prallte wirkungslos an ihm ab. Das Biest musste so stumpf sein, dass es schon wieder recht unempfänglich für Bezauberungen war. Der Kampf wogte kurz hin und her, aber Faramud blockte die mächtigen Hiebe eins um andere mal mit seinem Schild, während Surina den Schlägen geschmeidig auswich. Nach einigen weiteren mächtigen Hieb Faramuds und einem Stich Surinas sank das Mönster tödlich getroffen zu Boden, ohne dass wir einen Blutzoll zu zahlen gehabt hätten. Ich musste noch nicht einmal mit einem Fulminictus eingreifen, der mir schon in den Fingern gejuckt hatte!

Die Napewanha kamen langsam und vorsichtig dazu. Der Schamane nahm sich, das war ja immerhin auch seine Aufgabe, des verletzten Kindes an. Ich zapfte unterdessen Ogerblut für ein Kraftelixier oder einen Berserkertrunk als Substitut in Fläschchen bis der Schamane wieder zurück kam. Er richtete direkt das Wort an uns: „Kamaluq hat euch gesandt in einer Zeit ohne Jäger, in der das Dorf dem Biest zum Opfer gefallen wäre. Vielleicht dürft ihr doch an diesen Ort gehen, ich werde die Geister befragen ob ihr diejenigen seid die diesen Ort reinigen sollen.“ Wir sollten uns erholen, Ruhe finden und er würde bei Sonnenaufgang noch einmal mit uns sprechen. Diese Wende konnte ich nur begrüßen, das würde unser Vorhaben sicher einfacher machen. Faramud zog sich unterdessen aus, nahm etwas Blut, bemalte sich damit und tanzte ums Feuer… dieser Mann war einfach faszinierend. Bisweilen machte er fast einen gebildeten Eindruck und man konnte höchst interessante Gespräche mit ihm führen, und dann verhielt er sich wieder wie ein archaischer Barbar aus den Bergen…

Wir gingen in unsere Hütte, die Mohas begannen dem Oger den Kopf abzutrennen. Vermutlich um ihn zu schrumpfen und zu vernähen. Ob sie den dann wohl Faramud oder Surina als Trophäe anbieten würden? Ich nahm die Kette des Ogers, vermutlich Pantherzähne, an mich. Die würde ein schönes Andenken an diesen übermächtigen Gegner sein. Dann legten wir uns zur Ruhe.

Beim Frühstück kam wie versprochen der Schamane zu uns: Er habe die Ahnen befragt und sich mit der Häuptlingin beraten. Sie würden uns an den Rand des Tabus führen, von dort müssten wir aber selbst weitergehen. Nur er und die Häuptlingin wüssten davon und wir sollten es niemand sagen damit keine Unruhe entstünde. Und wenn sie falsch lägen würden die Strafe Kamaluqus auch nur sie tragen müssen. Vielleicht will Kamaluq, dass wir den Weg gehen und sie unsere Führer sein sollen, vielleicht auch nicht – ganz so deutlich schienen die Geister da ja nicht gewesen zu sein. Das hätte Sari, die ich schon seit Al’Anfa nicht mehr gesehen hatte, sicher ebenfalls interessiert. Sie würden bald mit uns aufbrechen ins Tal des glitzernden Wassers.

Wir sollten uns noch einen weiteren Tag ausruhen, was wir mangels Alternativen auch taten. Die Überbleibsel des Schwarzogers boten einen Anblick wie im Schlachthaus. Faramud hatte MEribati mit dem Haumesser noch in der Nacht geholfen den Kopf abzutrennen, was eine ziemliche Sauerei gegeben hatte. Die Napewanha erklärten das sei, um die Beseelung mit einem Yaq-Hai zu verhindern, was im Falle eines Ogers sicher eine recht unangenehme Sache sein mochte. Der Kopf wurde dann aber nicht geschrumpft wie ich zunächst angenommen hatte, sondern im Fluss versenkt. Noch weit vor Anbruch des nächsten Tages wurden wir dann geweckt und verließen ungesehen von den übrigen Bewohnern mit dem Schamanen und der Häuptlingin das Dorf.

Ich hätte gedacht von hier aus würden wir zu Fuß weiter gehen, aber sie brachten uns zurück zum Fluss wo wir die Boote bestiegen und weiter den Strom hinab fuhren. So viel also zum Plan, unsere Ruderer im Dorf zurück zu lassen. Es mochten drei Stundengläßer vergangen sein und war mittlerweile hell, als wir am anderen Ufer anlandeten. Hier endlich konnten wir die Ruderer dann bei den Booten zurücklassen. Ich gab ihnen sieben Päckchen vom Rauschkraut, das mochte sie ausreichend ablenken von unserem Aufenthaltsort. Mit Meribati und Tonkanipa als Führer für den Hinweg und Hanoto der uns dann zurück bringen sollte ging es anschließend Richtung des Tabus.

Für mich war kein Pfad erkennbar, ich hatte den Eindruck wir würden geradewegs durchs Unterholz brechen, aber unsere Führer schienen recht zielstrebig einen Weg zu kennen. Das Wetter war heute wieder besonders eklig, vom starken Regen waren wir binnen Minuten bis auf die Haut durchnässt. Wäre meine Vorfreude auf den Schatz nicht so groß gewesen, das hätte mir sicher aufs Gemüt geschlagen. Aber die Aussicht bald ausgesorgt zu haben machte vieles Erträglicher. Im Dampf des Dschungels scharten sich schnell scharen von Mücken um uns, weswegen wir auch alle Egelschreck auftrugen. Ein notwendiges Übel, das aber unbestreitbare Vorteile hatte. Der Marsch war anstrengend wie wenig, was ich zuvor erlebt hatte und dauerte gefühlt eine halbe Ewigkeit. Zudem ging es die meiste Zeit auch noch bergauf. Wenigstens blieb mir die Arbeit mit dem Haumesser erspart, die die anderen übernahmen. Allerdings wurde zumindest dieser Teil einfacher, je weiter hinauf wir kamen.

Es dauerte wohl erneut um die 3 Stundengläßer, bis unsere Führer meinten, sie würden uns nun allein lassen da wir den Rand des Tabus erreicht hatten. Ein besonders gewachsener Baum – der für mich eben wie ein Baum aussah – sei hier von Kamaluq als Zeichen gesetzt worden. Sie wollten zurück in ihr Dorf gehen, da sie sonst dort sicher bald vermisst würden. Aber wir sollten uns nicht zu viel Zeit lassen, denn der Pfad den wir gehauen hatten würde ich spätestens 4 Tagen wieder zugewachsen sein. Nicht, dass wir Vorräte für so eine lange Zeit mitgenommen hätten… wenn dem aber so sei sollten wir uns bergab zum Fluss halten, nach einer markanten Felsnadel am Fluss Ausschau halten und sehen wo wir herauskämen. Aber das war nicht meine Sorge, wofür hatten wir schließlich Hanoto dabei? Der würde uns sicher auch so wieder aus dem Urwald hinausführen können, oder nicht?

Als wir allein weitergingen waren wir etwa auf halber Höhe des Yok Nipakau und umrundeten den Berg bis wir das angekündigte Tal mit dem See in der Mitte fanden. Hier würden wir also unser Ziel finden! Ich rief Phex an, er möge uns beistehen, aber der niederhöllisch kalte Schauer der mir dabei über den Rücken fuhr machte schnell deutlich, in Wessen Reich wir gerade eindrangen. So wie es keine gute Idee war den Namen eines Dämons in einem Tempel zu rufen, sollte man sich hier wohl hüten den Herrn der Sterne beim Namen zu nennen. Ich war mir ziemlich sicher, hier auf unheiligem Boden zu stehen. Aber ich wäre kein Wissenschaftler, wenn ich diese These nicht überprüft hätte. Mit erhobenem rechtem Arm und laut vernehmlich rief ich ein „Hei Zholvar!“ in den Dschungel. Die erschrockenen bis entsetzten Blicke der Anderen, für die das natürlich aus heiterem Himmel und ohne den erforderlichen Kontext geschah brauche ich vermutlich nicht näher zu beschreiben. Aber der Effekt der eintrat bestätigte mich nur. Ein warmer Schauer lief mir über den Rücken und ich hatte eine erhebende Vision, wie ich über meinem besiegten Gegner stand und ihm das Artefakt abnahm. Genau so stellte ich mir die Zukunft vor…

Nachdem sich die Aufregung etwas gelegt hatte, konnten wir endlich weiter gehen. Wir gelangten an etwas, das wie eine Wetterscheide aussah. Auf der einen Seite, von der wir kamen, troff der Regen vom Himmel. Auf der anderen Seite, fast wie mit einer Schnur gezogen, erwartete uns wärmender Sonnenschein in dem Tal mit dem kristallklaren See. Als wir hinein traten sahen wir, dass überall außen herum die Welt in grauem Regen versank, nur hier nicht, wo in kürzester Zeit aufs angenehmste unsere Kleider trockneten. Dieses Phänomen verursachte bei einigen der Kleingeistigeren Begleiter schon wieder das übliche Mimimi aus Vorsicht, Verzagtheit und unangebrachter Angst. Aber deswegen würde ich sicher nicht wieder zurück in das Mistwetter gehen! Wir gingen vorsichtig weiter im Zik-Zak den Hang hinunter bis zum See. Um Pamina den Effekt zu demonstrieren wo wir hier waren rief ich noch einmal Phex an – auch weil ich den Namen des Dämons nicht zuletzt wollte stehen lassen. Unangenehmerweise wurde das Stechen nun deutlich stärker als zuvor, tat regelrecht weh. Und als ich, nur um es der Vollständigkeit halber auszuprobieren, auch den Namenlosen nannte, wurde es schier unerträglich und stach mit niederhöllischer Kälte bis hinab in die Nieren. Wenn das so war würde ich mir die Anrufungen für die Zukunft wohl lieber verkneifen…

Als wir am See ankamen und Faramud dort zu weiterer Vorsicht mahnte, fragte ich ihn warum eigentlich? Immerhin wusste der Herr des Tals seit wir es betreten hatten von unserer Ankunft, wir hatten uns ja in jeder Hinsicht lautstark genug angekündigt. Darauf machte Faramud ein recht belämmertes Gesicht, als ihm dämmerte das die Vorsicht der letzten zwei Stunden uns nur unnötig aufgehalten hatte. Wieder einmal versuchte er mir die Schuld zu geben, warum ich nicht schon früher darauf hingewiesen hätte, wenn ich dies doch von Anfang an gewusst habe. Aber so war er nun einmal… die Schuld suchte er immer mit dem Fernglas, statt einfach einmal in den Spiegel zu blicken! Aber so war er nun einmal, zu stolz um sich seine Fehler und Unzulänglichkeiten einzugestehen, im Gegensatz zu mir. Aber diesen Grad der Weisheit mochte er noch erreichen, wenn er nur lange genug mit mir Reisen würde, er brauchte sich ja nur an meinem Beispiel orientieren.

Am See angekommen war es regelrecht schön zu nennen. Eni 15 Schritt hoher Wasserfall ergoss sich erhaben in das klare Wasser. Und unser Ziel war nicht weiter zu verfehlen, denn am Berghang daneben glänzte unübersehbar etwas darüber ein goldenes Portal. Allein bei diesem Anblick wollten mir die Gedanken an das Gold und Geschmeide, die ich bald erlangen würde gar nicht mehr aus dem Kopf gehen. Nach kurzer Diskussion, wieder mit Faramud der wohl am liebsten zurück in den Regen gegangen wäre, schlugen wir dann doch unser Lager am See auf. Mich hätten ja keine 10 Yash-Natam wieder zwischen die tropfenden Bäume gebracht! Als es daran ging die Wachen einzuteilen meinte Hanoto, im Dschungel sollten die erste und die letzte Wache die besten Kämpfer halten. Und da ich im Dunkeln nutzlos sein würde, blieb mir, wieder einmal, der leidige Dienst erspart. Ich konnte mir schlimmeres ausdenken als das.

Dennoch blieb mir eine ruhige Nacht verwehrt. Pamina faselte in ihrer Wache ständig wirres Zeug vom Schatz, der ihr wohl langsam zu Kopf stieg. Oder sie erlag gerade den Einflüsterungen Zolvars, das würde ich im Auge behalten müssen. Und dann manifestierte sich auch noch ein Nebel über dem See, genauer konnte ich es im Dunkel nicht erkennen, wobei die anderen meinten dort könne man sehen wie Melissas Uronkel von Zholvar in die Niederhöllen gerissen wurde, aus dem leidendes Kreischen und unheimliche Kratzgeräusche drangen. Aber die Erklärung schien plausibel, was sollte denn sonst mit der Seele eines verstorbenen Paktierers geschehen sein? Ein weiteres Argument, warum man stets die Herrschaft über Dämonen antreten sollte, sich aber nie in deren Knechtschaft begeben durfte. Aber diese Erkenntnis kam ja dann bei den Unglücklichen die den Schritt in die Kreise der Verdammnis gegangen waren üblicherweise zu spät…

Am Morgen war es auch um das Tal herum überall sonnig. Faramud erzählte bei Frühstück noch von einer weiteren Erscheinung, die er in seiner letzten Wache gesehen zu haben meinte. Leute, deren Köpfe rollten als sie sich am Schatz vergriffen, was er als Warnung vor Fallen deutete. Nun, damit konnte, musste er aber nicht recht haben. Aber sowohl auf dem Weg als auch beim Schatz, da musste ich ihm recht geben, war eine gewisse Vorsicht natürlich durchaus angebracht. Das man uns die Reichtümer völlig ohne Gegenwehr oder Gefahr überlassen würde, daran glaubte nicht einmal ich. Trotz meines nahezu grenzenlosen Optimismus, der mich von solchen Miesepetern, Pessimisten und Das-Glas-ist-halb-leer-Gestalten wie Faramud und Surina unterschied.

Nach einem kurzen Frühstück machten wir uns dann auf die letzte Etappe zu unserem Ziel zu bestreiten. Am Wasserfall fanden wir einen Durchstich im Fels der zum Portal führte. Im Gänsemarsch folgten wir dem Pfad aufwärts, als unvermittelt ein spitzer Stein aus der Decke fiel, sich neben Surina in den steinigen Boden bohrte und dort stecken blieb. Faszinierend! Als Pamina, die eine Falle vermutete, am Boden herumkrabbelte um den Auslöser zu suchen wurde sie von einem weiteren Stein, der ihr eine tiefe Wunde am Arm riss, getroffen. Eiligst gingen wir zurück aus dem Gefahrenbereich heraus. Faramud war sogar so freundlich und brachte mir den Stein mit Paminas Blut, das ich feinsäuberlich mit einem Lappen abwischte den ich einsteckte, mit. Das weder Surina noch Faramud, der den Stein übrigens als Feuerstein identifizierte, an dieser Stelle Einspruch erhoben schien mir fast wie ein Wunder. Oder sie hatten es nicht mitbekommen, weil sie sich um Pamina kümmerten…

Die Lösung des Problems war am Ende dann Faramud, der ja einen großen Schild mit sich herumschleppte. Unter diesem eskortierte er uns einzeln und nacheinander durch die Höhlung und fing die gelegentlich herunterfallenden Steine ab, so dass uns keine weitere Gefahr drohte. Das musste man ihm lassen, für solche Dinge war er wirklich gut zu gebrauchen! Auf der anderen Seite führte dann eine Treppe die restlichen Schritt zum Portal hinauf. Faramud, jetzt endgültig der Paranoia verfallen, tastete alle Stufen mit Paminas Speer ab, bevor er uns die Treppe betreten ließ. Die rollenden Köpfe der letzten Nacht gingen ihm wohl mehr nach, als ich dachte. Aber es geschah… nichts. Hinter der letzten Stufe erwartete uns ein Vorplatz von 5 Schritt im geviert, der von feinstem Rasen bedeckt war. Das gut neun Rechtschritt große Portal selbst bot einen schaurig-schönen Anblick. Umlaufende Dämonenfratzen und Darstellung absonderlicher Wesen beherbergten sechs silbrig schimmernde Einlegefelder, die mich an Mindorium erinnerten. Allerdings waren diese Felder ohne jede Kontur, so dass nicht abschätzbar war, ob eines davon das richtige sein mochte oder jedes einem der Schlüsselteile entsprach – und wenn letzteres, dann welches wozu?

Während wir noch begannen uns fruchtlos darüber Gedanken zu machen vernahmen wir unvermittelt ein leises „Plopp“ hinter uns auf dem Rasen. Während meine Gefährten erschrocken ob des Anblicks zurückwichen, machte ich fasziniert einen Schritt nach vorne. Dort hatte sich aus dem Nichts eine grolmenartige, verhutzelte Gestalt manifestiert auf deren Stirn ein prominentes Horn prangte. Von diesen Wesen hatte ich bisher nur im Unterricht von den „Dienern der Sieptsphärigen Domänen“ in der Theorie gehört. Aus seinem Räuspern, das für alle anderen wohl wie ein Husten klang, konnte ich deutlich seinen Namen heraushören. Das war wohl seine Art, sich den Wissenden vorzustellen. „Haquoum“. Dann ließ es seine hohe Fistelstimme vernehmen. „Guten Tag allerseits“ schob er seine Nickelbrille zurecht und sah uns über deren Rand stechendem Blick an. „Bevor ihr dies tut ... wäre es vielleicht interessant für Euch etwas über den Mechanismus zu erfahren ... ich meine für einen Zholvarstaler könnte ich Euch diesbezüglich evtl. weiterhelfen“.

Hier hatten wir also, zu meiner völligen Begeisterung, also Haqoum, den dämonischen Steuereintreiber, den verfluchten Feilscher vor uns. Ich musste direkt Surina und Faramud zurückhalten, denen nichts ferner lag als hier Handeln zu wollen, sondern den Dämon am liebsten sofort mit blankem Stahl begegnet wären. Es kostete mich einige Mühe ihren Drang soweit zu zügeln, dass ich dem Dämon einen Dukaten aus meinem Beutel – das, meines Wissens nach, gültige Äquivalent für den von ihm geforderten Zholvarstalers, überreichen konnte. Und ich lag wohl richtig und hatte auch als einziger keine Scheu, mit diesem Wesen auf zivilisierte Weise zu verhandeln. Nachdem er die Münze in seiner kleinen Truhe an seinem Schreibpult verstaut hatte hob er wieder an zu sprechen.

„Nun,“ dabei schlug er ein golden eingebundene Buch auf, dass er mit sich trug, legte es auf einen sich manifestierenden Buchständer, blätterte ein wenig, herum, bis er fortfuhr, „aah hier ist es ...“. Er räusperte sich erneut, schob die Nickelbrille zurecht und sah noch einmal in die Runde. „... gemäß § 7 Abs. 1 Satz 1 der Portalgabevereinbarung zwischen den in § 1 genannten Parteien, soll der Inhalt des Schutzortes nur auf dem Wege durch das Portal zugänglich sein. Die Öffnung desselbigen soll nur dann erfolgen, wenn alle sechs, zur Öffnung vorgesehenen und speziell zu diesem Zwecke geschaffenen Schlüssel in der richtigen Reihenfolge in die dafür im Portal eingearbeiteten Einlagefelder eingebettet wurden. Das Einlegen der Schlüssel in der falschen Reihenfolge ist zwingend als eindeutiges Indiz für den Versuch eines unberechtigten Zutritts zu werten und dementsprechend – seitens des Auftragnehmers – zu ahnden.“

Ich lauschte fasziniert dem nüchtern im Stil eines Notars vorgetragenen, monotonen Wortschwall. Am Verständnislosen Ausdruck auf den Gesichtern meiner Begleiter konnte ich erahnen, das diesen Worten nicht jeder folgen konnte. „Kurz: die falsche Reihenfolge könnte ... nun ... beschreiben wir es einmal so ... je nachdem welchen Schlüsselteil ihr falsch einlegt schwerste Folgen nach sich ziehen, denn entweder ihr oder einer von Euch wird vor eine Aufgabe gestellt oder etwas wird von Euch oder einem von Euch als Gabe verlangt. Es ist also schlicht etwas zu tun, ihr werdet erkennen was, da es einfach logisch betrachtet nur einen vernünftig gangbaren Weg gibt und dieser Weg ...“ dabei summte er eine Meldoie “wird kein leichter sein er wird steinig und schwer,“ wobei er niederhöllisch grinste, „... verzeiht!!“

Für mich lag ja auf der Hand mit wem, oder besser was wir es zu tun hatten, aber Surina meinte dennoch nachfragen zu müssen wem er diente. „Mein Herr ist bekannt als der ... zielstrebige Verhandler, ... der sich auch mit nicht-materiellen Dingen begnügende Wohlstandsmehrer.“ Eine recht euphemistische Beschreibung für einen Erzdämon, aber auf seltsam einleuchtende Art und Weise auch irgendwie… zutreffend wie ich zugeben musste. Nicht, dass es das in Surinas oder Faramuds Augen besser gemacht hätte. Dann setzte das Männchen aber schon seinen Wortschwall fort.

„Sagt, habt ihr Euch schon einmal mit „Permutation“ beschäftigt?“ Da dies, außer in meinem Fall wohl nicht so war erläuterte ich den Anderen kurz das mathematische Konzept, stieß aber nur auf völliges Unverständnis. „Aus 6 Schlüsseln lassen sich 1*2*3*4*5*6 ergo 720 verschiedene Reihenfolgen kreiren,“ gluckste der Dämon. „Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass ihr sehr schnell an einen Punkt kommt an dem ihr in der Permutationsfalle sitzt, also nicht einfach weiterprobieren könnt ... nun ... ich greife vor. ... mmmmmmhjja ... Ich könnte Euch die richtige Schlüsselreihenfolge nennen, oder zumindest einen Teil davon also die Anzahl der dann möglichen Varianten so nebenbei für Euch von 720 auf bis zu null reduzieren, ...Was sagt ihr?“ Der kategorischen Ablehnung eines Handels durch die Anderen konnte ich erneut nur meine Bereitschaft entgegensetzen, mir das Angebot zumindest anzuhören, weswegen der Dämon sich auch fortan eher an mich direkt wandte.

„Nun ... gem. § 9 der Portalgabevereinbarung gäbe es eine Möglichkeit. Ich zitiere ... „Mit Ableben des Auftraggebers ist der Auftragnehmer nicht mehr an die in § 2 bis § 8 der Portalgabevereinbarung festgelegten Bedingungen gebunden. Einzig ausgenommen ist hiervon das rechtzeitige Benennen eines Rechtsnachfolgers durch den Auftraggeber, dem zunächst die Schutzvorkehrungen aus der Portalgabevereinbarung für einen zwischen den beiden neuen Parteien auszuhandelnden Übergangzeitraum weitergewährt werden müssen. Sollte keine Rechtsnachfolge vor dem Ableben des Auftraggebers benannt worden sein, obliegt die Aufrechterhaltung der Schutzvorkehrungen, respektive die Gewährung des Zutritts zum Schutzraum, fortan dem Ermessen des Auftragnehmers“ Kurz: Wenn sich Eine oder Einer von Euch bereit erklären würde die Rechtsnachfolge in der Portalgabevereinbarung anzutreten, wäre sofortiger, vollumfänglicher, nicht durch die Schutzvorkehrungen des Auftragnehmers behinderter Zugang für den Rechtsnachfolger sowie die von ihm benannten Personen, garantiert. Wenn es um zudem um die Befähigung zum Abschluss besserer Geschäfte oder z.B. um die Verbesserung der individuellen Verhandlungskompetenz oder z.B. der rethorischen Fähigkeiten u.v.m. geht“ dabei blickte er Pamina eindringlich an “kann für den neuen Auftraggeber sowie für den, von diesem benannten, Personenkreis über die Portalgabevereinbarung hinausgehend jederzeit auch die Teilnahme, an einem weit über den Inhalt der Portalgabevereinbarung hinausgehenden Vorteilsprogramm, mit dem Auftragnehmer verhandelt werden.“

Ich war solche Vorträge aus dem Rechtskunde-Unterricht gewohnt. Man durfte einfach nicht den Faden verlieren, wenn man am Ende das wesentliche Verstanden haben wollte. Ich vermutete, meine Gefährten ahnten zumindest um was es ging, aber völlig verstanden… nun ich bezweifelte es. Ich bat den Haqoum, die Portalgabevereinbarung lesen zu dürfen. Kein Vertrag und kein Kleingedrucktes, das man hier übersehen sollte. Die Blätter waren scharfkantig und die Worte schienen sich zu bewegen, ja gar vor meinen Augen zu verändern. Der Haqoum selbst roch, als ich neben ihm stand, penetrant nach Schwefel. So ging das natürlich nicht… ich bat den Dämon, den Vertrag durch seine Brille betrachten zu dürfen. Allerdings war die Vertragsrolle auf diese Art betrachtet lediglich ein waberndes grau-rosa, so als hätte ich hier ein Portal in die siebte Sphäre selbst vor mir. Und dass der Vertrag mit Blut zu unterschreiben wäre deutete stark darauf hin, dass mit diesem wohl ein Pakt verbunden sein dürfte… was auch für mich letztendlich ebenfalls nicht erstrebenswert war!

Auch die Aussicht auf sofortigen Erfolg die uns der Dämon in Aussicht stellte, dass sich öffnende Portal, der Besitz des ganzen Schatzes, nicht nur eines Teils und eine Zukunft im Wohlstand die er uns in Aussicht stellte, wogen das auf. Auch wenn ich, zugegebenermaßen, kurz versucht war! Zuguterletzt aber drohte Surina dem Dämon mit ihrer Waffe, er könne ja auch so das Portal öffnen oder sie ihn aufschlitzen, woraufhin er grummelnd in einer stinkenden Wolke verschwand. Also würde uns nur der schwierige und von größter Unwahrscheinlichkeit gekennzeichnete Weg bleiben… ich seufzte. Andererseits war es wohl besser so. Hätte einer der Anderen, Pamina meinetwegen, den Handel geschlossen, hätte ihr der ganze Schatz gehört und ich war nicht sicher, ob sie unter diesem Einfluss uns unseren Teil wirklich zugestanden hätte. Und wäre ich den Handel eingegangen… nun, das war natürlich keine Option – meine Seele gehörte mir, und sonst niemandem!

Daher zogen wir nun den Schlüssel aus seinem Beutel -also die noch nicht zusammengesetzten Teile, wussten wir doch was zu erwarten war wenn wir sie zusammenfügten. Ein leises „Kling“ ertönte vom Portal her, und als wir uns danach umsahen schimmerte eine der Vertiefungen golden. Dort würden wir wohl das erste Teil einsetzen müssen. So wie ich es vorgesehen hatte ließ ich die Anderen nun zurücktreten um den Schlüssel zusammenzusetzen – ihren Segen von Phex sollten sie nicht mit dämonisch beeinflussten Gedanken aufs Spiel setzen. Ich hatte mich aus der Segnung ja wohlweislich ausgenommen um genau diese Aufgabe bewältigen zu können. Als ich den Schlüssel zusammensetzte stellte sich wieder dieser eine Gedanke aufdringlich in meinem Kopf ein: „ALLES MEINS!“ und das Feld leuchtete grell auf.

Da aber weiter nichts geschah und wir auch keinen Anhalt hatten, mit welchem Teil zu beginnen wäre griff ich auf gut Glück zum ersten Stück und setzte es in die Vertiefung. Die Wahrscheinlichkeit auf einen Erfolg war ja nur gering, und es geschah, meiner Erwartung entsprechend, nichts am Portal. Außer das mit einem „Plopp“ ein weiterer Diener Zholvars erschien, der sich wohl unsere Lage zu nutzen machen wollte. Und dieser war regelrecht als putzig zu bezeichnen. Ein etwas größerer, brauner Geldbeutel mit Kulleraugen lag auf der Wiese, die Münzöffnung wie einen Mund bewegend. Auch dieses Wesen kannte ich nur in der Theorie, ein Etema-Soroph, der nimmervolle Geldbeutel, Schatzhüter, gieriger Dukatenfresser und Diebstahlverhinderer. Den heutigen Tag müsste ich mir allein schon wegen der Begegnung mit all diesen faszinierenden Dämonen im Kalender markieren! Dann sprach auch dieses Wesen zu uns.

„Versagt, was? Das Scheißding von Schlüssel sitzt fest, wie? Ich kann Euch helfen – Ich kann den Schlüssel wieder freigeben und Euch darüber hinaus sogar sagen, welcher der Richtige gewesen wäre. Aber – wie sagt ihr Menschen - eine Hand wäscht die Andere.“ Ist es wirklich notwendig zu erwähnen, wie Surina zu reagieren beabsichtigte? Die Reaktion des Geldbeutels war dann auch eindeutig und verhinderte zunächst schlimmeres.

„Ääh übrigens, Gewalt ist bei mir keine Lösung, bin ich ... entsorgt, ist die Möglichkeit den Schlüssel freizubekommen auch entsorgt.“ Wieder war es ich, der im übertragenen Sinne einen Schritt auf den Geldbeutel zumachte. Das Wesen faszinierte mich in höchstem Maße! „Nun.. mein ... ääh ich würde mich freuen, wenn ich als quasi arbeitsloser Geldbeutel – sozusagen – eine Anstellung finden könnte.  Es braucht sich nur einer von Euch bereit erklären, mich fortan als persönlichen Geldbeutel zu nutzen – ich bin der beste Aufpasser für Eure sauer verdienten Kröten und Kleinodien, den ihr Euch vorstellen könnt.“ Was für ein Angebot! Ich meine, was könnte besser sein? Und wenn ich diesen Geldbeutel hätte, der den Legenden nach über ein quasi unendliches Füllungsvermögen verfügte, ich hätte da den ganzen Schatz hineinstecken und Mitnehmen können! Mein begeistertes „Aber natürlich, ich nehme diesen Geldbeutel!“ Ging im Allgemeinen „Nein“ „Auf keinen Fall“ „Niemals“ dass die anderen anstimmten regelrecht unter. Ich schaffte es nicht einmal, mir gehör zu verschaffen, so penetrant wehrten meine Begleiter dieses lukrative Angebot ab und übertönten mich. Selbst der Dämon schien meine Zusage in dem Geschrei zu überhören, er mit trauriger Stimme fortfuhr.

„Schade, ihr habt scheinbar alle schon einen Geldbeutel. Nun ich will mal nicht so sein, wir können auch ein Spiel spielen, wenn mich schon keiner anstellen will, aber ohne Spiel kein Deal.“ Wenigstens dazu konnte ich die Anderen, nachdem sie sich etwas beruhigt hatten, überreden, es sich anzuhören. „Ich öffne meine Geldöffnung ganz weit schiebe eine Münze aus meinem Besitz ganz oben an den Rand, einer von Euch positioniert seine Hand vor meiner Geldöffnung und versucht die Münze vom Rand zu nehmen bevor ich meine Geldöffnung wieder schließen kann. Gewinner ist wer von drei Durchgängen die meisten für sich entscheidet. Ich habe Spielspaß und ihr kriegt vielleicht Euren Schlüssel – Los geht’s, drei Versuche frei?“

Was natürlich sofort wieder zu Diskussionen führte. Man könne einem Dämon nicht trauen, man dürfte nicht mit so einem Wesen handeln… das übliche! Was den Dämon veranlasste, sich erneut zu Wort zu melden. „Kein Haken, warum sollte daran ein Haken sein?“ „Na gut ich vergaß vielleicht zu erwähnen, dass der Verlierer eine kleine Gegenleistung erbringen muss, um die Schlüsselangelegenheit zumindest teilweise geklärt zu bekommen. Wer mit mir spielen will, muss als Einsatz etwas wirklich Wertvolles von sich geben mir sagen warum es so wertvoll ist und den Einsatz auf den Boden legen. Falls ich verliere, bekommt ihr den Schlüssel frei und den richtigen Schlüssel genannt, Falls ich gewinne nehme ich den Einsatz und gebe zumindest den gesperrten Schlüssel frei. Wenn ihr noch wissen möchtet, welches der richtige Schlüssel gewesen wäre, können wir das Spiel gerne wiederholen.“

Ich wusste sofort genau, in wessen fähige Hände ich hier unser Glück legen würde. Ich schlug Pamina vor, es zu wagen. Sofort mischten sich wieder Surina und Faramud ein und wollten es ihr ausreden. Aber ich konterte, und das war meine echte Überzeugung, dass sie Pamina endlich einmal vertrauen sollten. Und ich meinte es so, wie ich es sagte. Ich war absolut zuversichtlich, dass sich ihre geschickten Hände in dieser Sache als genau die richtigen erweisen würden, die Aufgabe zu bewältigen. Und das sagte ich ihnen auch deutlich. Mein vorbehaltloses Vertrauen in ihre Fähigkeiten schienen für Pamina den Ausschlag zu geben, denn sie ließ sich auf das Spiel ein. In diesem Augenblick änderte sich die Stimme und nahm einen bösartigen Klang an. „Möge das Spiel beginnen“. Die Geldöffnung öffnete sich weit, eine Münze in deren Mitte ein funkelnder Diamant lag wurde auf der Zunge liegend sogar vor den Rand geschoben und furchterregend aussehende Zähne schoben sich aus den Rändern. Dieser Anblick hatte nun wahrlich nichts putziges mehr!

Ich will es nicht unnötig in die Länge ziehen. Mein Vertrauen in Pamina erwies sich, natürlich, als absolut gerechtfertig! Zwar verlor sie eine der drei Runden und wurde in die Hand gebissen, was dazu führte das noch mehr Zähne erschienen, aber zweimal war sie einfach zu schnell für den Dämon. Ein hoch auf mein tapferes Mädel! Zwar kostete es uns nun einen Heiltrank, da ihr ja vorhin auch schon ein Stein auf den Arm gefallen war, aber das war es wert! Und das richtige Schlüsselteil erfuhren wir auch noch ganz nebenbei… Nur Surina erwies sich wieder einmal als Spielverderberin. Mit ihrem Rapier stach sie nach dem Geldbeutel, verfehlte ihn jedoch knapp, woraufhin sich dieser, mit einem beleidigt verzogenen Maul, in stinkenden Nebel auflöste.

Als wir nun das neue Schlüsselteil einsetzten schien es wirklich zu passen, denn das Feld verfärbte sich und nun leuchtete die daneben liegende Vertiefung auf. Heureka! Die Wahrscheinlichkeit für einen Erfolg war soeben, wie der Mathematikus sagen würde, exponentiell gestiegen. Ich war richtig euphorisch, obwohl ich dem Geldbeutel etwas nachtrauerte. Aber nun hatte ich das, offensichtlich dienstwillige Wesen, ja einmal gesehen. Niemand würde mich hindern können, es bei Bedarf einmal zu beschwören! Aber zunächst galt alles Lob meiner lieben Pamina! Während ich mich auf sie wirklich verlassen konnte war Surina anscheinend nach wie vor eine Bedrohung für den Erfolg unserer Mission. Sie war einfach nicht bereit, die notwendigen Schritte zu gehen, die zum Erfolg führten! Ich würde sie im Auge behalten müssen, um einen erfolgreichen Ausgang sicher zu stellen…

Leider blieb uns nun erneut nichts anderes übrig, als beim nächsten Schlüsselstück zu raten. Und obwohl unsere Chancen beträchtlich gestiegen waren war die Wahrscheinlichkeit daneben zu liegen immer noch so hoch, dass ein Erfolg reiner Zufall gewesen wäre. 120 zu 1 – keine guten Aussichten. Entsprechend geschah das quasi unausweichliche. Wir entschieden uns für das falsche Stück. Und im selben Augenblick erschienen gleich drei aggressive Khidma’kha’bul, die bösartigen zweiköpfigen Rostratten mit dem Skorpionschwanz, bissige Wächter von Zholvars Hort. Diese hatten, entsprechend ihrem Wesen, auch kein Interesse daran mit uns zu verhandeln, sondern fielen direkt über uns her. Die Biester waren zäher, als sie aussahen – gerade ihre metallischen Körper steckten Treffer fast wie nichts weg! Ich war mir ziemlich sicher, dass wir diesen Kampf, ohne die phexgesegneten Waffen meiner Gefährten, wohl verloren hätten. So aber gewannen wir am Ende, wenn ich auch Surina und mich mit einem Balsamsalabunde wieder aufpäppeln musste, da wir von den scharfen Zähnen der Ratten böse blutende Wunden davongetragen hatten. Aber zumindest hatten wir den verklemmten Schlüssel wieder frei gekämpft.

Nun waren unsere Chancen erneut gestiegen, nur noch 1:24, was aber auch noch nicht wirklich gut war. Aber hatten wir denn eine Wahl? Wir versuchten unser Glück, und tatsächlich schien das nächste Stück zu meiner außerordentlichen Überraschung zu passen! Erneut verfärbte sich die Vertiefung, und die daneben leuchtete verheißungsvoll auf. Also auf ein Neues mit der nun gleichen Wahrscheinlichkeit! Aber es wäre wohl zu viel verlang gewesen, so viel Glück zweimal hintereinander zu haben, denn erneut hatten wir uns vertan. Was bei mir allerdings erstaunlicherweise fast schon so etwas wie Vorfreude auslöste, welchen Dämon aus Zholvars Domäne ich nun wohl kennen lernen würde. Und ich musste auch nicht lange warten… und erschrak dann doch ob der Entität die sich manifestierte…

Vor uns stand unvermittelt ein leibhaftiger sechsgehörnter! Fargy'raff, der Händlerdieb, Der Freudlose Quell der Habgier, der über die Begierden der Menschen weiß, noch bevor diese selbst ihre Bedürfnisse kennen. Das würde sicher nicht einfach werden… und ich sollte recht behalten. „Hallo, wie schön Euch zu sehen“ das knapp zwei Schritt großes Wesen, dessen Haut schwarz metallisch schimmerte und das ein geschäftstüchtiges Lächeln auf dem Gesicht hatte und einen langen Mantel der unzählige Taschen zu haben schien trug, tippte Pamina von hinten auf die Schulter. Ein schier unaufhaltsamer Wortschwall ergoss sich über Pamina, während zwei Hände unaufhörlich Sachen aus den Taschen des Mantels präsentierten und ihr anboten, während eine dritte Hand geschickt versuchte sich an ihren Habseligkeiten zu bedienen.

Aber das Wesen hatte wohl nicht mit Paminas Aufmerksamkeit gerechnet, nachdem diese ihre erste Überraschung überwunden hatte und ihm auf die frechen Finger klopfte, dann aber ohne unterlass weiterplapperte und sinneverwirrend gestikulierte. „Ohh, es dauert mich Euch so niedergeschlagen zu sehen, ich weiß ... ich weiß, dass letzte was ihr jetzt meint zu brauchen bin wahrscheinlich ich, .... aber vielleicht irrt ihr Euch und ich komme gerade richtig, die helfende Hand, der willkommene Freund, das Dunkel im blendenden Licht, braucht ihr das richtige davon?“ Dabei zeigte es uns die Abbilder der Schlüsselteile, wartete aber nicht einmal eine Antwort ab und wand sich Surina zu.

„12 frische Erdbeeren zum Preis Eures Hutes, Sicherlich wollt ihr einen Liebestrank brauen, ich sehe es Euch doch an, ... Na gut 20 Erdbeeren für diesen schönen Hut ... mmmmh ich spüre Unentschlossenheit jajaja... Ich könnte Euch auch Armschienen aus Mindorium geben, fast unkaputtbar ... möchtet Ihr ... Aaah ich sehe schon, da will jemand das Gesamtpaket – diese Halskette verleiht Euch traumwandlerische Sicherheit im Kampf ... schweben wie ein Schmetterling, stechen wie eine Biene ... die Kampflegende aus Horasien ... wie würden Euch Alle beneiden meine Liebe ...“ Er zeigte wieder Schlüsselabbilder: „Eines davon oder mehrere und die richtige Reihenfolge dazu?“ Allerdings war er bei Surina, die schon bisher jeden Handel rundheraus verweigert hatte wohl an der falschen Adresse. Ganz im Gegensatz zu mir… denn die erwähnten Mindorium-Armschienen wollte ich auf jeden Fall haben und tat das auch kund, woraufhin sich der Dämon mir zuwandte.

„Ihr gelehrter Herr ... ein Buch mit 50 wahren Namen vielleicht ... mmmh möglicherweise mögt ihr aber auch nur dieses Elixir, dass Euch endlich die Intensität der vielfältigsten Geschmäcker erleben lässt ... endlich mitreden können am Tisch der Reichen und Schönen .. was sagt ihr?“ Ein Buch mit den wahren Namen besaß ich ja schon, ich konnte es ja nur noch nicht lesen… aber diese Armschienend, ich bekundete sofort erneut mein Interesse daran, aber die Aufmerksamkeit des Dämons richtete sich schon auf Faramud – oder konnte er vielleicht mit uns allen zugleich handeln?

„Dieser hervorragend gearbeitete Schild, unzerbrechlich, weniger als die Hälfte des Gewichts eines gleich großen normalen Schildes... oder vielleicht ein Buch welches das verschollene Wissen zu den Kraftspendenen Ritualen Ogerons, Chrysirs und Sokramors enthält?“ Aber die Abscheu Faramuds diesem Wesen gegenüber ließ ihn alles was er bot weit von sich weißen. Nichts anderes hätte ich bei diesem Krieger erwartet. Solcherlei Versuchungen mussten ja an seinen ehernen Prinzipien abprallen wie Kiesel von einem Plattenpanzer! Was den Dämon dann auch dazu veranlasste sich wieder an Pamina zu wenden, die offensichtlich das schwächste Glied in unserer Kette war…

„Ein Armband aus dem schwarz schimmernden Metall das deine Verhandlungsposition stärkt ... oder dieses wunderschöne weinrote Halstuch, dass deine Wirkung auf andere deutlich verbessert ...“ flüsterte er ihr zu... „nie mehr das kleine, junge Dummchen ... das für die Zwecke anderer eingespannt wird.“ Wobei seine dritte Hand auf mich deutete. Das war ja nun doch etwas unverschämt, ich wollte ja stets nur das beste für Pamina, auch wenn sie das natürlich nicht immer direkt erkennen konnte! Ich erneuerte allerdings noch einmal mein Interesse an den Armschienen.

Wer einen oder mehrere der von mir feilgebotenen Gegenstände haben möchte, braucht nur etwas von sich zum Tausche anbieten oder ... falls Euch euer Besitz so lieb geworden ist, dass ihr nicht tauschen möchtet könnt ihr auch einfacher vollkommenen gegenstandslos in Gegenleistung gehen – tolle Tauschmöglichkeiten nicht wahr.“ „Wer nichts für einen adäquaten Tausch anzubieten hat ... könnte z.B. auch die Portalgabevereinbarung unterzeichnen oder einfach nur seinen Zeigefinger auf den Rand dieser kleinen Schale legen. Ihr stellt sozusagen einen Wechsel aus.“

Und dann begannen die echten Verhandlungen… wobei es nicht einfach war dem Dämon etwas zu bieten, das mit dem eigenen Blut zu tun hatte. Aber ich hatte da einen Gedanken, um an die Armschienen zu kommen! Ich bot ihm den Lappen mit Paminas Blut an… diese war anscheinend so verwirrt, dass sie davon gar nichts mitbekam, geschweige denn dass sich ihr Blut auf dem Lappen befand. Ich hatte schon fast einen Handel zustande gebracht, als Surina sich höchst empört einmischte und mir den Lappen zeternd aus der Hand riss, den Feuerstein forderte und anfing den Lumpen in Brand zu setzen. Was wiederum bei Pamina zu völliger Verwirrung führte, die den Zusammenhang nach wie vor nicht verstand. Dabei wäre ihr ja gar nichts geschehen, denn ein Pakt bedarf ja des willentlichen Vertragsschlusses, weswegen mein Handel mit Paminas Blut sich ja gar nicht auf deren Seele hätte auswirken können! Also war sozusagen alles sicher! Nur das Surina soweit natürlich nicht mitzudenken in der Lage war und mir in der Folge eine einmalige Gelegenheit verdarb! Diese dumme Schnepfe! Aber mir blieb quasi keine Zeit mich darüber zu ärgern, weil der Dämon angesichts des geplatzten Handels sich nun wieder Faramud zuwandte.

Dieser hatte, ich war völlig erstaunt, anscheinend in seinem Rucksack etwas gefunden, das er zu tauschen bereit war für die Freigabe des verklemmten Schlüssels. Er hatte eine Phiole in der Hand in der eine rote Flüssigkeit schwappte und die er als irgendetwas seltenes elfisches anpries. Nun war er wohl wieder in seinem Element, den ein gehandle und gefeilsche setzte ein, das jedem Basarkrämer die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätte. Am Ende legte ich zu Faramud noch den Ochsenziemer aus Albernia drauf, mit dem der Wirt den Denunzianten ausgepeitscht hatte und kaufte damit endgültig den Schlüssel frei. Dafür hatte ich das Teil zwar nicht vorgesehen, aber es hatte einen Zweck erfüllt, ich will mich also nicht beschweren… als er aber merkte, dass er weiter nicht zu erfolgreichen Handelsabschlüssen kommen würde, ich ärgerte mich immer noch über die verpassten Armschienen, hatte aber nichts weiter dabei das ich ihm schmackhaft machen konnte, gab er den Schlüssel frei und verschwand in einer stinkenden Nebelwolke.

Die Chancen standen nun gar nicht mehr so schlecht! Nur noch 1 zu 6! Recht zuversichtlich setzten wir ein weiteres Stück ein, aber wir freuten uns zu früh. Das falsche leuchten glomm auf, das einen Misserfolg verkündete, und uns wohl gleich die nächste unheimliche Begegnung bescheren würde...

Wir mussten auch nicht lange warten, und ich kann nur für mich sprechen, aber bei mir überwog die Neugier jegliches Gefühl von Angst, das vielleicht hätte vorhanden sein müssen – wobei ich ja schon von Natur aus kein ängstlicher Mensch war. Hinter uns tauchte ein Nurumbaal auf, der zweigehörnte dämonische Goldesel mit den vielen Augen, die in verschiedenen Farben mäanderten. Der Schwanz des Esels war eine Schlange und aus dem verzerrten Maul ragten unzählige spitze Zähne, von denen beständig ein mehr oder weniger starker Geifer troff, je nachdem wie erregt das Vieh gerade war. Dazu furzte und schüttelte sich das Unwesen ständig, so dass es schlimmer stank wie in der tiefsten Kloake und auch genausoviele Mücken und Motten surrend aus seinem Fell aufstiegen. Insgesamt, im Gegensatz zu den zurückliegenden Begegnungen, eine höchst widerwärtige Angelegenheit. Ich konnte an mich halten, aber Hanoto fing sofort an mit grünem Gesicht sein Frühstück wieder zu geben.

Was ich jedoch faszinierend fand war, dass der Esel, wie ein alter Mann der seine Gedärme nicht mehr unter Kontrolle hatte, bei manchem Furz mehrere Dukaten aus seinem Arsch verlor, die klimpernd zu Boden fielen. Auch hier konnte ich wieder, wenn auch mit einem eher rudimentär vorhandenen, Lehrbuchwissen meinen ahnungslosen Gefährten aushelfen. Das Biest geiferte noch stärker, als ich erwähnte, dass man es füttern könne um von ihm Gold zu bekommen. Das führte leider auch zu weiter gesteigerter Flatulenz, und so brachen Pamina und ich beim nächsten infernalisch stinkenden Furz gemeinsam mit dem schon elend aussehenden Hanoto über die Klippe. Aber zumindest war der Weg, wie bei diesem Wesen der Schlüssel freizubekommen wäre nicht besonders kompliziert zu erahnen… Pamina sollte ein Tier fangen, das wir ihm opfern könnten, das mochte bei dem gierigen Vieh ausreichen. Surina schien sogar mit dem Dämon zu sprechen, was mich ehrlich überraschte. Gerade diejenige von uns, die zuletzt am wenigsten bereit war kleine Kompromisse einzugehen, handelte nun mit dem Dämon? Zumindest schloss ich das aus ihrem anscheinenden Selbstgespräch und den Kommentaren die sie von sich gab. Aber heißt es nicht, die Dämonen erkennen diejenigen von uns, in deren Herzen die größte Schwäche lauert? Und dieser Dämon, dessen Zweck es war die Gier der Menschen zu befriedigen, hatte sich also Surina ausgesucht… welche geheimen Laster mochte die Frau in ihrem finsteren Herz verbergen?

Als nächstes furzte er sogar einen Mindoriumklumpen, der wiederum meine Begehrlichkeit erregte. Und auch das spürte der Dämon sofort, denn nun wollte er einen Teil von mir: Herz, Arm, Finger, Fingerglied… da ich nichts bereit war anzubieten ging er mit seinen Forderungen Stück für Stück nach unten… Aber natürlich kam das nicht in Frage! Unterdessen kam Pamina erfolglos von ihrer Suche nach einem Tier zurück. Das dumme Ding hatte doch tatsächlich gemeint in dem verfluchten Tal fündig zu werden, anstatt hinaus in den Dschungel zu gehen. Das hätte ich ihr auch vorher sagen können… Tiere sind da sehr sensibel, und scheuen die nähe der Sieptsphärigen. Bis auf Ratten zuweil. Selbstverständlich war dieses von Zholvar erfüllte Tal wie ausgestorben… und so standen wir weiter mit leeren Händen dar. Dann machte Pamina ihr versagen aber wieder, wenn auch unbewusst gut.

In ihrer Verzweiflung meinte sie nämlich, ob ich nicht in meinem Rucksack zu opfern hätte, ich würde ja alles Mögliche mit mir herumschleppen. Und das brachte mich dann auf die rettende Idee! Ich hatte ja vom Mohadorf noch die Flasche mit Schwarzogerblut dabei, die ich mir für ein besonders potentes Berserkerelixier vorgestellt hatte. Aber die Verwendung hier war natürlich auch eine realistische Option. Also begannen wir, dem Dämon das besonders seltene und kraftstrotzende Blut des Ogers schmackhaft zu machen, stellten sogar die Flasche vor seine Nüstern, damit er daran riechen konnten. Und anscheinend gefiel ihm, was er da witterte, denn seine Augen wurden rot vor Gier, bevor Pamina die Flasche aus seiner Reichweite zog. Der Esel sabberte und furzte nun noch mehr, weswegen Pamina die direkt bei ihm gestanden war erneut göbelte als hätte sie sich an einer schlechten Fischsuppe den Magen verdorben. Ja, das Biest hatten wir am Haken! Surina, die einen regelrechten Draht zu dem Dämon entwickelt zu haben schien, verhandelte weiter mit ihm. Allerdings gefielen ihm ihre Forderungen, den Schlüssel freizugeben und uns den richtigen Schlüssel für das nächste Schloss zu verraten, anscheinend nicht gerade. Er schlug seine Hörner gegen das Portal, das dröhnte wie ein Tempelgong, und schien ziemlich verärgert, aber handelte auch selbst weiter mit uns. Sein Gegenangebot waren dann die Flasche und einige Tropfen meines Blutes für das geforderte. Und ich würde sogar noch eine Mindoriummünze obendrein erhalten! Bevor Surina und Pamina das Angebot ablehnen konnten, willigte ich in den Handel ein. Ein paar Tropfen Blut taten mit nicht weh… und ich willigte ja auch sonst in keinen Handel damit ein, außer seine Gier zu befriedigen. Das war es mir wert… und ich meine, eine Mindoriummünze – des Haufens den er vorhin gekackt hatte würde ich mich natürlich dann noch ebenso bemächtigen… Ich nahm ein Messer, ritzte meine Hand und ließ etliche Tropfen meines Lebenssafts in die Flasche mit Ogerblut tropfen, die er sich dann von Pamina reichen ließ. Während sein Sabber troff wie ein Wasserfall trank er nicht aus der Flasche, sondern fraß diese knirschend und krachend komplett auf. Ein wahrhaft widerlicher Anblick!

Aber ein Handel war ein Handel, und den schien er gewillt einzuhalten. Sein Bauch blähte sich auf, dass man den Eindruck hatte sein Geschirr würde bald platzen. Dann drückte er aus seinem Arsch einen Schlüssel, während der andere aus der Wand fiel, und nannte uns auch den weiteren Schlüssel der danach zu nutzen wäre. Dann fiel eine niederhöllisch stinkende Mindoriummünze in der Größe eines Dukaten zu Boden. Ich angelte mir die Münze mit dem Zauberstab von seinem Hintern weg, die Schwanzschlange biss bösartig zischend in das Holz. Dann löste sich der Dämon in einer stinkenden Wolke auf, die dermaßen übel war, dass ich vom Gestank sogar ohnmächtig wurde. Wach wurde ich erst wieder von einer Schelle Paminas… da hätte ich mir zum Wecken ein wenig mehr Zärtlichkeit erwartet! Die Münze und das Mindoriumhäufchen stanken bestialisch, als ich sie in ein Tuch einschlug und verstaute. Das Zeug würde ich wohl mehr als nur einmal waschen müssen. Aber was war aus dem Arsch eines Dämons auch anders zu erwarten?

Dafür sollte das Portal nun kein größeres Hindernis für uns darstellen. Wir gingen nun die einzig verbliebene mögliche Abfolge an Schlüsseln durch. Der erwartete Erfolg stellte sich umgehend ein, aber ich noch etwas anders. Ich nahm aus dem Augenwinkel eine kleine grünliche Wolke war, wie schon zweimal zuvor, in der sich der Buchstabe P manifestierte. Im Kopf hörte ich die lockende Stimme: „Du wirst besser, die Herrin ist sehr zufrieden“. Damit waren es jetzt die Buchstaben R L und P, die sich mir offenbart hatten. Wer sich mir da am Ende offenbaren wollte? Ich war gespannt, aber augenscheinlich ja auf dem richtigen Weg… Als der letzte Schlüssel eingelegt war leuchteten alle Schalen zugleich auf. In mechanisch völlig unmöglichen, sinnesverwirrenden Bewegungen schoben sich die Teile des Schlüssels ineinander und bildeten am Ende das Zeichen Zholvars, das wir daraus ja auch schon selbst zusammengesetzte hatten. Aus einem Strich in der Mitte des Schlüssels bildete sich ein Spalt, dann klappte dieser mit einer schnellen Bewegung auf und nach oben weg und das Tor stand offen. Niemand, aber auch wirklich niemand, auch nicht der geschickteste Dieb hätte gegen ein solches Schloss eine Chance, dessen war ich mir sicher. Aber wir hatten es geschafft… vor uns lag ein dunkler Gang von 3 Schritt breite. Von innen strömte uns ein kühler Lufthauch entgegen der Verwesungsgeruch mit sich trug. Ich war mir ziemlich sicher, dass wir den letzten Schutz des Schatzes noch nicht überwunden haben durften…Pamina entzündete eine Fackel und eine Laterne, dann bereiteten wir uns darauf vor hineinzugehen. Nun war wohl wirklich Vorsicht die beste Wahl. Was uns erwarten mochte? Untote Schatzwächter, Mumien, oder weitere Dämonen? Die Domäne Zholvars hatte ja durchaus noch einige bisher nicht erschienene und als Wächter geeignete Vertreter zu bieten! Wobei ich einem Kampf mit diesen eher ungern entgegen sah. Man stelle sich nur vor, der Schatz würde durch einen Balkha'bul bewacht? Da hätten wir ein großes Problem…

Der Gang wurde mit jedem Schritt breiter und höher. Aber das überraschte mich nicht, denn ich erwartete ja den größten Schatz Aventuriens. Den konnte man schlecht in einem kleinen Keller verstecken… Im Fackelschein glitzerten bereits vereinzelt silberne und goldene Münzen die am Boden achtlos verstreut lagen. Die Höhle, die wir nach einigen Schritt erreichten wurde von mehreren Säulen getragen. Pamina hob neugierig eine Münze auf, die das Abbild einer Frau mit Haube zierte. Von der Prägung her musste sie etwa 300 Jahre vor unserer Zeit entstanden sein, das Antlitz war mir aber unbekannt. Hinter uns schrie Melissa unvermittelt auf und hatte die Hände vor den Kopf geschlagen. Hanoto war auf die Knie gesunken, sein abgeschlagener Kopf rollte zwischen unsere Füße... Über uns zwischen den Säulen verschwand ein riesiger Kopf im Dunkel. Statt von entsetzen gelähmt zu sein fuhren mir zwei Gedanken durch den Kopf. Der erste war, dass sich das Problem mit einem unerwünschten Mitwisser damit erledigt hatte. Der zweite war, wie wir es der Professora schonen beibringen sollten, dass wir ihren Assistenten verloren hatten… Erst als sich das Geräusch Richtung Eingang entfernte, das Wesen schien es uns den Ausweg versperren zu wollen, dachte ich an die Gefahr, die natürlich auch uns drohte. Wie groß die Angst meiner Gefährten in dieser Sekunde war zeigte sich am besten an Pamina, die mich sogar, einen noch größeren und gefährlicheren Dämon auf unserer Seite zu beschwören, um uns vor dieser Gefahr zu schützen! DAS war nun wirklich eine unerwartete Wendung! Aber dafür würde ich natürlich Zeit brauchen…

Zeit, die wir nicht hatten… Ein Flammenstoß erhellte die Höhle und löste das Monster aus dem Dunkel, das nun direkt vor Surina stand. Es wirkte wie ein leibhaftiger Drache und schien auf den ersten Blick nichts dämonisches an sich zu haben. Grollend forderte es die Münze die Pamina genommen hatte zurück und noch eine von ihr dazu. Hatte sich hier etwa ein Drache des Schatzes als seinen neuen Hort bemächtigt? Ganz abwegig war der Gedanke nicht, ein Drache mochte durchaus eventuell vorhandene dämonische Wächter rund Fallen zu überwinden in der Lage gewesen sein. Was wiederum nicht gerade zu unseren Gunsten sprach… Wir vernahmen im Kopf eine fremdartige Stimme die etwas wie „Eindringlinge, Diebe, Totes Fleisch“ von sich gab. Dann loderte ein weiterer Flammenstoß auf Pamina zu, dem sie gerade so noch auszuweichen in der Lage war. Ich sah im kurz aufflackernden Licht einen langen Schwanz, 4 krallenbewehrte Beine und einen furchterregenden Kopf mit einem Maul voller Zähne. Aber ich war kein Experte für Drachen… war das ein Höhlendrache? Ein Kaiserdrache? Etwas ganz anderes? Lediglich einen Purpurwurm schloss ich aus, so einen hatte ich ja schon gesehen, und für einen Riesenlindwurm waren es wohl zu wenig Köpfe. Der Drache bewegte sich geschmeidig und fast geräuschlos – was mich vermuten ließ, dass es sich auch nicht um ein untotes Wesen handelte -  was sich später bestätigte, da wir es bluten ließen! Dann brach der Mampf los und mir blieb keine Zeit für weitere Überlegungen. Mein erster Armatrutz war für Pamina, die mir am nächsten Stand. Je länger jeder von uns durchhielt, umso besser würden unsere Aussichten sein. Und mit meinem Stab auf den Schuppenpanzer einzudreschen würde ohnehin nicht viel bringen… Dann war ich zu sehr mit mir selbst beschäftigt, um alles zu erfassen was um mich herum vorging. Ich war mir der Hitze und der Schreie bewusst, die erschallten. Kein gutes Zeichen… ich eilte weiter zu Faramud und ließ auch ihm magischen Schutz angedeihen. Aber noch bevor ich das gleiche bei Surina erreichen konnte hatte das Monstrum sie schon so schwer getroffen, dass ich es als sinnlos erachtete hier noch Kraft zu vergeuden. Der nächste Hieb würde sie mit oder ohne magische Rüstung zu Boron befördern. Stattdessen legte ich nun den Rest meiner Kraft darin, das Wesen mit mehreren Fulminicti zu schwächen. Bei den Herren Alverans, war das Vieh zäh! Nach langem Kampf schafften wir es, das Biest Boden zu bringen. Aber das hatte seinen Preis, eine weitere solche Begegnung würden wir kaum überstehen. Surina und Pamina waren schwer getroffen und konnten sich nur mit Mühe auf den Beinen halten. Auch Faramud hatte einen schweren Hieb einstecken müssen und aus seinem Kopf ragte einer von Paminas Pfeilen, den sie wohl in der Hektik auf eine falsche Flugbahn geschickt hatte. Sein Gesicht war blutüberströmt. Ich war zwar körperlich halbwegs unversehrt, fühlte mich aber regelrecht ausgebrannt und hatte kein Quäntchen Kraft mehr in meinem Astralleib. Das würde heftige Kopfschmerzen geben…

 Als wir uns das Biest genauer ansahen, bot sich uns die nächste Überraschung. Der Schwanz ging statt in Schuppen hinten in Fell über, die Hinterpranken waren wie von einem Löwen oder einer anderen Raubkatze. Noch während ich daher Anfing Pamina über die Entstehung und das Wesen von Chimären aufzuklären, was auf wenig geistig fruchtbaren Boden fiel, flößten sie und Surina sich die Heiltränke ein, die ich vorausschauend wie ich war für genau solche Fälle gebraut hatte. Aber sie hatten ja recht. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Als wir uns gesammelt hatten und wieder einigermaßen bei Kräften waren ging es weiter. Hinter den Säulen setzte sich die Höhle fort, von schimmerte es grünlich. Mich erinnerte das schimmern auf beunruhigende Weise an das Unheiligtum im Bornland – aber genau so etwas war ja hier auch zu erwarten gewesen, nicht wahr? Je weiter wir gingen, umso mehr Schmuck, Gold und Edelsteine lagen herum. Als wir um eine Ecke bogen öffnete sich vor uns eine Säulenhalle mit Bergen von Preziosen und Truhen. Die Goldhaufen waren mit verschiedensten Gegenständen durchsetzt. Waffen, Statuen, Bilderrahmen und vieles mehr, was das Auge auf den ersten Blick gar nicht zu fassen vermochte. So etwas geschah nicht oft, aber mein Geist war regelrecht überfordert von der Pracht und dem Reichtum – natürlich der größte Schatz Aventuriens, wie hätte man ihn sich auch sonst ausmalen sollen. Aber der schiere Anblick raubte mir den Atem und ich konnte nicht ansatzweise erfassen, welche Reichtümer sich hier auftürmen. Wie viel mochte das alles Wert sein? Die Dimension war einfach jenseits meiner Vorstellungskraft… Hinter den Säulen erblickte ich eine große Statue die eine weiße Kugel in Händen hielt und an Melissas Uronkeln erinnerte.

Die Schätze zunächst außer Acht lassend ging ich dorthin. Irgendwie weigerte sich mein Verstand, sich mit all diesem Gold zu befassen… Als ich die Kugel aus den Händen nehmen wollte, durchlief ein leichtes Zittern meine Hände. In der Kugel erblickte ich das Gesicht von Daeron Zornbrecht und hörte seine Stimme. „Sei gegrüßt Fremder, oder auch besser nicht… wenn du hier stehst und es in der Hand hältst, hast du es anscheinend geschafft. Möge Tasfarelel dich in die Niederhöllen reißen! Aber dennoch, Respekt, diese Fallen zu überwinden. Das wäre nur den wenigstens gelungen.“ Was für eine gehässige Botschaft eines Mannes, dessen Essenz heute sicher schon seit Jahrhunderten von der Seelenmühle zermahlen worden war. Und dennoch, so faszinierend…. Ich schüttelte die Kugel, in der Hoffnung das Bild noch einmal erzeugen zu können, erhielt diesmal aber nur verzerrte Versatzstücke der Nachricht. Als ich mich nach den anderen Umsah musste ich lächeln… Pamina lag wie ein verspieltes Kind in einem der Haufen und macht einen Goldengel, wie es im Norden der Nachwuchs im Schnee tat. Zumindest sie würde sich um das eigene Auskommen und das ihrer Familie keine Sorgen mehr machen müssen… ein schöner Gedanke!

Dann machte ich mich auf die Suche nach dem Szepter und Phexgeweihten Gegenständen. Schließlich war ich hier mit einer konkreten Aufgabe hereingekommen. Das Gold würde ja sowieso überall zum Einstecken rumliegen, und das Melissa uns um den verdienten Lohn betrügen würde, daran glaubte ich nicht eine Sekunde. Auch Faramud und Pamina strolchten nun herum und suchten offensichtlich gezielt nach etwas. Nur Surina schaute sich eher ungezielt um, anscheinend unschlüssig welche der unzähligen Schmuckstücke ihr am besten stehen würden. In einer der unzähligen Truhen fand ich einen nachgebildeten, blau leuchtenden und in Silber gefasst Drachenzahn, der meine Aufmerksamkeit allein durch seine Absonderlichkeit erregte. Aber Faramud forderte diesen für Sari ein und ich händigte ihm das Stück aus. Keine Not über etwas zu streiten, dass nicht mich sondern einen der Anderen betraf. Jeder von uns hatte seinen Anteil redlich verdient, auch wenn ich nicht wusste was sie suchten. Außerdem fand sich wirklich alles in diesem Hort, selbst Barren von Mindorium, Endurium und ein Alicorn lachten mich auf der Suche nach dem Szepter an, die ich dann wieder zurück legte um das Meine zu finden. Für diesen Tand, für den ich zu einer anderen Zeit sogar getötet hätte, hatte ich nun keine zwei Blicke übrig. Verrückt, oder?

Surina fand eine Fuchsstatue mit Diamantenen Augen, aber auch daran verschwendete ich keinen weiteren Gedanken. Das war dann wohl der Beifang für die Kirche des Phex. Ich hatte nicht mitgezäht, wie viele Kisten ich schon durchwühlt hatte, als ich an eine weitere unverschlossene Truhe kam. Und darin, endlich, lag das Szepter das ich suchte. Als ich es herausnahm schoss ein heller blauer Strahl aus Faramuds Richtung zu mir herüber, der sich anscheinend aus dem Drachenzahn entladen hatte. Was sollte das? Dann wurde mir schwummrig im Kopf. Als ich die Augen wieder öffnete war ich von rosa-grauem, waberndem Nebel umgeben. Augenblicke später krachte ich hart auf sandigen, mit Gras durchsetztem Boden. Benommen wollte ich mich aufrichten, aber ein Schlag von hinten auf den Kopf warf mich wieder um. Jemand packte mich im Genick. Dann blickte ich einer Person im blauen Burnus in das Tätowierte Gesicht, die mir das Szepter abnahm. Unbändiger Hass wallte in mir auf! „Schön, dass du es für mich gefunden hast, unser Handel ist besiegelt. Wenn du zurückkehrst ist die Last von Deinem Sohn genommen.“ Ein Fuß, oder eher ein Huf, stellte sich auf meine Brust und presste mich zu Boden. Der Huf strahlte namenlose Kälte aus und ein Name durchzuckte meinen Geist, bevor ich kurz das Bewusstsein verlor. Ghon'chmur. Ich erwachte am See unterhalb des Wasserfalls, desorientiert von den abrupten Eindrücken die sich in meinen Kopf gebrannt hatten. Dieser Name… hatte ich ihn schon einmal gehört? Ich glaube nicht… aber ich würde Fragen. Fragen, ihn jagen, finden und vernichten… und dann diejenigen, die hinter ihm Standen… und dann… ich schüttelte den Kopf um wieder klar zu werden und den Hass der wie rote Wolken durch meine Gedanken trieb zurück zu drängen.

Nachdem ich die Orientierung wieder gefunden hatte rannte ich, jegliche Vorsicht außer Acht lassend, zum Portal und erneut in den Hort hinein. Auch meine Gefährten schienen wegen meines Verschwindens in höchstem Maße verwirrt, und waren noch überraschte, als ich von draußen erneut die Schatzkammer betrat. Nur Surina schien es egal gewesen zu sein das ich kurz weg war. Meine Schimpftirade über das Unerklärliche und den Verlust des Szepters brachten uns aber auch keine Erklärung darüber, was geschehen war. Faramud fand dann wohl ebenfalls das, was er gesucht hatte. „Ein Gewinn für die Wissenschaft,“ wie er meinte, als er eine feinziselierte Abbildung des derischen Himmels in Händen hielt. Die Planeten schwebten selbständig auf einer Mindorium-Platte und man konnte anscheinend mit Stäben die Jahreszahlen einstellen woraufhin sich die Sterne verschieben. Wohl ein faszinierendes Artefakt, aber für jeden außer Gelegenheitsastronomen wie ihn dann doch eher eine schöne Spielerei, als etwas das mich weiterbringen würde. Mit grimmigen Gedanken widmete ich mich erneut den Schätzen, jetzt aber eher ungezielt in den Haufen und Truhen wühlend und abgelenkt von meinen Emotionen.

Ich fand noch ein Goldmobile mit Elstern und Fledermäusen, das mochte auch der Phexkirche gehören. Woanders fiel mir ein Schwert mit silberner Parierstange und Elfenbeineinlage in die Finger, in die kleine Bilder eingeschnitzt waren. Jemand richtete mit dem Schwert Echsen. War dies das legendäre Schwert Echs-Kalibur. Wir würden uns wohl wirklich Gedanken über eine zweite oder dritte Expedition machen müssen, um diese Schätze hier zeitnah abzutransportieren, jetzt wo der dämonische Schutz verflogen war.

 

Zu sagen, dass wir alle angesichts des immensen Schatzes nun nicht mit einer gewissen Gier die Reichtümer durchwühlt hätten, wäre gelogen. Ob mit oder ohne dämonischen Einfluss, ich glaube am Ende konnte sich keiner von uns der Verlockung des Goldes völlig entziehen. Aber kann man es uns vorwerfen? Hier lag alles und mehr vor uns, als wir uns je hätten zu erträumen wagen! Auf der anderen Seite… wir hatten es uns auch redlich verdient, gar mit Phexens Segen! Und einen solchen Anblick würde wir, wenn der Hort erst einmal aufgeteilt war wohl kein zweites Mal im Leben erblicken. Also war diese kindliche, und sei es nur Neu-Gier auch redlich verdient!

Ich selbst suchte nun insbesondere nach Mitbringsel für daheim und fand nach stundenlagem wühlen auch einige passende Kleinigkeiten, bei denen mir es mehr um die symbolische Bedeutung die man hineininterpretieren konnte ging, als um den rein materiellen Wert. Zum einen natürlich, dass ich sie für meine Lieben aus dem vermutlich am besten gehüteten Schatz Deres geborgen hatte. Zum Anderen, was man in sie für die zukünftige Trägerin hineininterpretieren konnte. Für Visaria fand ich eine Kette deren Anhänger aus einem ineinandergeschlungenen weißen und einem schwarzen Raben bestand, die ein großes smaragdenes Herz hielten. Da ihr Name auf einen alten Aspekt Borons zurück ging und man die beiden Raben als sie und mich auslegen konnte gefiel mir dies außerordentlich gut. Für Liliana fand ich einen zierlichen silbernen Ring, besetzt mit unzähligen Diamanten und Saphiren, die in Form einer Lilienblüte aufgesetzt waren und damit perfekt zu ihrem Namen passten. Und zuletzt noch eine goldene Kette für Ulmjescha. Der Anhänger war in Form eines Lebensbaums, ich interpretierte ihn als Ulme, gestaltet, in den 12 kleine Edelsteine eingelassen, die die Götter repräsentierten, unter deren Schutz sie allzeit ihr Leben verbringen sollte. Darum ein umlaufender Schmuckkreis, in den weitere Steine eingesetzt waren, davon zwei besondere Rubine, die für mich und Nandurin stehen sollten als Familie zu der sie nun gehörte. Das gefiel mir. Natürlich würde ich diese Stücke zur Sicherheit, sobald ich wieder bei Kräften war, auf dem Heimweg vermittels Odem überprüfen. Denn im Gegensatz zu sonst legte ich hier größten Wert darauf, gerade kein Artefakt mit ungeahnter Wirkung oder gar einem Fluch darauf zu verschenken… und ich nehme es vorweg, es war glücklicherweise auch so. Schöner, profaner Schmuck, Hesinde sei dank.

Als Pamina eine silberne Laute anschlugt die sie gefunden hatte, tauchte der Haqoum wieder auf. Er beschwerte sich über die ihm offensichtlich unangenehmen Töne des, nach seinen Worten, Rahja-Geweihten Instruments. Hatte der dämonische Wichtel am Ende die ganze Zeit im Verborgenen gelauert und uns beobachtet? War er eine manifestierte Form seiner selbst, die an diesen Ort oder den Schatz gebunden war? Bei genauerer Überlegung war dies eigentlich sogar naheliegend, wenn seine Aufgabe die Kontrolle und Buchführung des Hortes war. Immerhin hatten wir ja den Fluch, oder Schutz, des Ortes nicht gebrochen, sondern nur die Tür aufgeschlossen. Er berief sich wieder auf die Portalgabevereinbarung § 10. Demnach könnte er uns den Stand der letzten Inventur mitteilen. Allerdings wollte er als Preis für die Liste die von uns erschlagene Chimäre statt eines Talers. Faramud bot ihm die Chimäre ohne Kopf, auch wenn ich keine Ahnung hatte was er mit dem Kopf wollte. Dem Dämon schien dies zu genügen, er wies aber darauf hin, dass in dem Drachenkopf kein Karfunkel zu finden sein würde. Mir war es einerlei, mit dem Kadaver würden wir so eh nichts mehr anfangen können. Wir willigten also in den Handel ein, dann löste sich der Haqoum auf und eine Liste flatterte zu Boden. Eine seeehr langen Liste mit erstaunlichen Gegenständen, unglaublichen Reichtümern und einer schier unüberschaubaren Anzahl an Geschmeide. Wie das alles hierher gelangt sein sollte war mir nach wie vor schleierhaft. Das mussten, rechnete man allein das Gewicht der Münzen, mehrere Tonnen Edelmetall sein! Nun war es an uns, die Besitzverteilung auszuhandeln. Das könnte spannend werden, aber wir waren soweit zusammen gekommen, dass ich zuversichtlich war, dass wir uns am Ende einig und darüber nicht im Streit zerbrechen würden. Nach einer ersten Sichtung der Liste war ich eh der Meinung, dass dort nur wenige Gegenstände standen, für die ich ein besonderes Interesse hegen würde. Und das, was vermutlich die Gefährten beanspruchen würden, lag außerhalb meines Interessenhorizontes. Oder was sollte ich denn mit einem Kraftgürtel, oder einem Doppelkunchomer? Egal wie besonders der sein mochte, damit konnte ich vergleichsweise wenig anfangen!

Das meiste würde ich mir am Ende wohl in barer Münze auszahlen lassen. Nur einige wenige Gegenstände über den oben angesprochenen Schmuck hinaus erweckten mein persönliches Interesse. Ein Alicorn war etwas, auf das man nicht alle Tage seine Hand legen konnte, das wollte ich tatsächlich für mich haben. Und eine Kiste mit Proben aller existierenden Unmetalle war auch interessant, aber sicher nur für mich. Wobei das jetzt eher wissenschaftliche Neugierde war. Nach den jüngsten Erlebnissen würde ich es mir sicher zweimal überlegen, ob ich mir daraus ein verzaubertes Amulett machen sollte. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen sie ihren Schwarzmagier, Beschwörer oder Paktierer.

Als ich mit Surina über die Liste plauderte und nach einigen dort verzeichneten Objekten auf die Suche ging sah ich in der Kiste, in der mein Szepter gelegen war einen Zettel liegen. Sollte es am Ende sogar eine Bedienungsanleitung zu dem Ding geben, oder etwas das zumindest seine Verwendung erklärte? Das Pergament war eine kurze, in Zahyad verfasste Abhandlung, was die Neugier meiner Begleiter schlagartig unterband, den ich sofort anfing zu entschlüsseln. Ohne es studiert zu haben könnte es sich genauso um ein Backrezept wie eine Gebrauchsanleitung handeln, aber ich machte mich umgehend ans Übersetzen. Hesinde sei Dank hatte ich diese Sprache damals im albernischen gelernt – die dort investierte Zeit hatte sich ja schon mehrmals als Gold wert erwiesen. Da der Text nicht übermäßig lang war hatte ich ihn auch schnell entziffert. Ein beunruhigendes Gedicht, das ich den Anderen aber erst später, vielleicht beim Nachtlager eröffnen würde.

 

Von den unheiligen Tagen

Von eins bis sechs kannst Du sie zählen,
Wenn Du nicht willst die Namen wählen,
Die diesen Tagen zugedacht,
Den Tagen einer langen Nacht.

Schwach sind die Zwölf zu dieser Zeit,
Der Zeit der ew'gen Dunkelheit,
Gar machtvoll ist der ohne Namen,
an diesen, ihm geweihten Tagen.

Glaubt man den Mythen alter Zeit

hält der Eine sich bereit

zwar von den Göttern noch am schwächsten

kehrt er mit Macht zurück am sechsten.“

Die Interpretation, die ich hineinlegte, machte mich schauern. War das Szepter am Ende ein Instrument, mit dem der Namenlose würde seine Ketten sprengen und zurück kehren können? Abgesehen davon, dass ich ja eh noch ein Hühnchen mit dem Diener des Güldenen zu rupfen hatte, war das natürlich etwas, was es ohne Rücksicht auf mögliche Opfer ohnehin zu verhindern gälte, nicht nur in meinem, sondern im Interesse aller!

Die Chimäre war weg als wir schwer beladen mit Reichtümern soviel wir tragen konnten hinaus gingen, nur der Kopf war noch da, so wie Faramud es ausgehandelt hatte. Auch Hanoto nahmen wir mit um ihn ordentlich beizusetzen. Keiner von uns war der Meinung, dass es gut wäre den Leib des Mohas auf unheiligem Boden liegen zu lassen. Als wir das Portal verließen erklang ein scharrendes Geräusch und das Tor schloss sich so, wie es aufgegangen war. Die Schlüssel lagen nun wieder auf dem Boden vor der Pforte und wir packten sie ein, um später noch einmal mit einer größeren Expedition zurückzukehren.

Zur Feier des Tages, darauf bestand ich, tranken wir draußen am Lagerfeuer eine Flasche alten, sicher mehrere Tausend Dukaten teuren Wein. Bei Rahjas prallen Titten, das Gesöff mochte vielleicht alt und wertvoll sein, war aber so sauer, dass es mir den Hintern zuzog. Aber egal, ich war fest entschlossen, das die Dekadenz des Konsums hier dem reinen Genuss vorging. Wann hatte man schon einmal die Gelegenheit, in einem Becher mehrere Hundert Dukaten in die Kehle rinnen zu lassen? Dann trug ich den Anderen das Gedicht vor. Ihre Begeisterung über die möglichen Implikationen war, freundlich gesagt, recht gedämpft. Allein deswegen konnte ich wohl mit ihrer Unterstützung für mein nächstes Vorhaben, den Diener des Namenlosen zu jagen und zur Strecke zu bringen, rechnen. Und man soll ja in ordentlichen Maßstäben denken. Warum bei diesem einen halt machen? Alle Diener des Namenlosen auf Deres wären auszurotten, finde ich! Und am Ende würde sich das Übel wohl nur beseitigen lassen, wenn man es an der Wurzel packte. Aber wie zum Teufel sollte ich einen Gott vernichten? Dafür hatte ich noch keine Lösung… aber mir würde sicher noch etwas einfallen!

Mit solchen Gedanken legte ich mich zur Ruhe, während die Anderen wieder ihre Wachen verteilten. Hanoto setzten wir am nächsten Tag eine Meile weit vom Unheiligtum weg bei. Kopf und Körper getrennt, damit er nicht als Wiedergänger zurückkehren mochte, aber diese Arbeit hatte uns die Chimäre ja schon abgenommen. Die Professora würde sicher nicht erfreut sein, aber ich verzeichnete den Standort seiner letzten Ruhestätte zur Sicherheit auf einem Pergament, falls Sie sich auf die Suche nach seinem Grab machen wollte. Vielleicht hätte sie ja sogar Interesse daran mit Melissa auf die nächste Expedition zu gehen um das Tabu hier einmal mit eigenen Augen zu sehen? Das wären wir ihr wohl schuldig, sollte sie dies wünschen.

 

Zurück am Fluss, die neugierigen Fragen der Wächter nach Hanotos verbleib beantworteten wir eher einsilbig, führen wir den Jalob weiter hinunter. Nach einer guten Meile erwartete uns ein Einbaum. Die Napewanha erkundigten sich, ob wir Erfolg gehabt hätten. Leider mussten wir ihnen sagen, dass das Tabu nicht beseitigt war. Aber der Schamane meinte, er könne spüren, dass es geschwächt war. Und wir versprachen ihm, noch einmal zurückzukehren, was wir ja sowieso vorhatten, um es dann endgültig aufzuheben, bevor wir uns endgültig von ihnen verabschiedeten. Das war gut so, denn dann würden sie die nächste Expedition schon erwarten und nicht feindselig abweisen. Zur Not mochte sogar Melissa allein mit der erforderlichen Bedeckung diese Aufgabe übernehmen können, auch wenn es mir lieber wäre, wenn ich dabei auf sie achtgeben würde können. Nicht weil ich ihr nicht traute, immerhin hatte auch Sie einen Eid bei Phex geleistet. Aber ich sah meinen Handel noch nicht als vollständig erfüllt, auch wenn er vielleicht im Wortlaut erfüllt war. Aber mir war es wichtig, ihren Schutz bis zur Bergung des letzten Dukatens sicherzustellen! Ich mochte diese Frau… irgendwie.

Es dauerte noch mehrere nasse Tage, bis wir schließlich Tyrinth an der Küste erreichten und am Nachmittag des nächsten Tages dann auch einen Handelsfahrer fanden, der uns mit nach Al’Anfa nahm. Es war schon nach Einbruch der Dunkelheit am 24. Phex, als wir bei schwülwarmem Regenwetter in den Hafen einliefen.

Dennoch führte uns der erste Gang zum Phextempel, die für die Geweihten geborgenen Dinge abgeben und unseren Teil des Handels einzuhalten. Niemand sollte sagen können, wir kämen unseren Verpflichtungen nicht nach. Vater hätte dies sicher auch so gewollt. Pacta sunt servanda, hätte er gesagt und dieses Vorgehen gebilligt! Insbesondere Surina schien den Charakter des Phex mehr und mehr zu verinnerlichen, begann sie doch um eine weitere Belohnung bei den Geweihten für die geretteten Gegenstände zu feilschen. Mir war das eher peinlich, aber sie hatte, wider meines Erwartens, sogar Erfolg damit, das durchtriebene Stück! Da mir aber an einer materiellen Entlohnung nichts lag bat ich, für mich, nur darum, einen Gefallen bei der Phex-Kirche gut zu haben, wenn ich meinen persönlichen Feldzug gegen die Diener des Namenlosen starten würde. Darauf ließ sich der Hochgeweihte ohne Anstand ein. Ich vermute, da dies in seinem ureigensten Interesse und meine Ziele mit denen der Kirche Deckungsgleich waren sah er dies noch nicht einmal als besondere Kosten. Aber ich fühlte mich mit dem Gedanken die Diener des Grauen hinter mir zu Wissen wesentlich wohler, wenn ich einmal losschlagen würde.

Auch weiteren Schutz bei der nächsten Expedition und Unterstützung bei der Bergung des restlichen Schatzes handelten wir mit dem Tempelvorsteher aus. Faramud überließ ihm dafür als Bezahlung einen schwarzen Doppelkunchomer, der vermutlich mehr wert war als jeder von uns ermessen konnte. Aber was war das schon angesichts der Reichtümer, die wir am Ende bei der sicheren Bergung des Schatzes noch erhalten mochten? Von uns hätte diese Waffe außer vielleicht Faramud selbst ohnehin niemand führen können, also war es mir auch irgendwie einerlei.

Dann machten wir uns auf den Weg nach Hause zu meinen Eltern. Die Anderen würden natürlich wieder unsere Gäste sein. Nur Pamina meinte, sie müsste noch etwas anderes erledigen und den Rahjatempel aufsuche. Meine Güte, wer hätte gedacht das der Kleinen nach ein paar Tagen im Dschungel schon derart das Döschen juckte, dass sie es so dringend benötigte? Was war aus der unschuld vom Lande nur in so kurzer Zeit geworden…

Auf dem Weg zum Elternhaus sinnierte ich noch über die anstehenden Dinge. Wie sollte man der Professora die Nachricht von Hanotos Tot schonend überbringen. Wo konnte man die Preise unserer Beute eruieren und die Dinge verkaufen, die wir nicht behalten wollten? War der Dieb des Szepters wortbrüchig, oder hatte er seinen Teil des Handels eingehalten? Eigentlich würde ich zu Nandurins Sicherheit in 3 Monaten, wenn die nächsten Namenlosen Tage anstanden, in der Stadt sein müssen um auf ihn acht zu geben. Nur zur Sicherheit… Und was sollte ich Vater und der Familie über den Schatz erzählen? Schulden hatte ich ja keine mehr bei ihm, aber allein die Gegenstände die ich mitbrachte, warfen ja schon Fragen auf. Und natürlich würde ich irgendwann so bald wie möglich nach Bethana reisen müssen um meine Schulden zu tilgen.

Überhaupt, es war der Phexmond. Welche Rolle spielten die Götter, welches Interesse hegten die Zwölfe daran, der Schatz genau zu dieser Zeit von uns gesichert wurde? Hatte der Fuchs vielleicht gar selbst seine Finger im Spiel, ohne das wir es ahnten? Ein Rätsel waren mir auch Saris blauer Zahn und Faramuds Sternenmodel. Hing dies mit meinem Vorhaben zusammen, was der Blitz der ins Szepter gefahren war ja nahelegte, oder waren ihre Ziele unabhängig von meinen? Ich würde Faramud bitten müssen die nächsten Namenlosen Tage und den ersten Praios einmal in sein Sternenmodell einzugeben. Die dann vorherrschende Konstellation würde mich tatsächlich interessieren, ob man daran etwas ablesen konnte.

Noch bevor wir mein Elternhaus erreichten bekam ich seltsamerweise einen Brief der Rahjakirche zugestellt. Woher wussten die nun schon wieder, dass wir gerade heute zurückgekommen waren? Ach ja, Pamina, das wollüstige Mädel, hatte vermutlich geplaudert. Aber es war ja kein Geheimnis, dass wir wieder da waren. Und ich hatte bei der Kirche ja nach Erkundigungen gebeten. Ein Zufall, dass diese gerade jetzt zu Ergebnissen geführt hatten, aber ein willkommener, wie ich zugebe. Das Schreiben war nicht besonders lang: „Ihr sucht eine Person mit blauem Kaftan verhüllt und allerlei Tätowierungen im Gesicht.
Bei besagter Person handelt es sich scheinbar um einen eremitischen Beschwörer,
Rechtsgelehrten und Mystiker, der zumindest unter diesem Namen seine Auslegungen 
der 99 Heiligen Gesetze und anderer Schriften veröffentlicht hat. Unser Dorn konnte eine 
der Schriften besorgen und hat mir diese eilends übersandt. Passagen darin, wie z.B. 
„Er hat sich für uns geopfert! Doch er wird zurückkehren! Und dann wird er die Grundfesten der Schöpfung erschüttern und ich werde unsterblich sein!“ lassen eher darauf schließen, dass es sich nicht um einen der verblendeten Rashtula-Schwafer handelt. Ich sehe hier eher Bezug zum Widersacher ohne Namen.
Der Mann hat ein Anwesen etwas außerhalb von Rashdul.
Die Spur verlor unser Dorn südlich von Rashdul.

Eine Großzügige Spende für diese Informationen an unsere Kirche sollte auch künftig weitere Unterstützung ermöglichen.
Ein Gänseblümchen“

Das war unerwartet, aber immerhin eine Spur. Der Deckname des Agenten war ja regelrecht putzig. Für einen Dorn hatte so ein Gänseblümchen ja recht wenige stacheln. Aber vermutlich gingen ihnen einfach irgendwann die Namen der Rosen aus, wenn es um die Pseudonyme ging… Andererseits weckte das schon meine Neugier, den Verfasser des Schreibens ausfindig zu machen. Da er sich in der Stadt aufhalten dürfte, wäre das auch gar nicht so schwierig. Schnell einen Thalon beschwören, ihn auf die Suche nach dem Verfasser schicken... aber was wäre das für ein Vertrauensbeweis? Einen Dämon aus purer Neugierde womöglich noch hinter einem Geweihten herschicken... das gehört sich nun wirklich nicht. Ich würde wohl warten müssen, bis sich mir das Gänseblümchen selbst zum dran riechen darbot, im übertragenen Sinne nur versteht sich.

In Gedanken plante ich schon meine nächste Reise nach Rashdul, um diesen Schergen aufzuspüren. Und sein Ableben würde ich so unangenehm wie möglich gestalten… Melissa verabschiedete sich derweil nach Chorhop, sie wollte ihrer Familie den Beweis ihres Erfolgs unter die Nase reiben, versprach uns aber bald zurückkehren, um die Bergung des restlichen Schatzes anzugehen. Die Schlüsselteile würde wir bis dahin verwahren und dann die Expedition von Al’Anfa aus erneut organisieren, den Weg kannten wir ja jetzt alle.

Als ich, voll Vorfreude und Spannung, die Tür zum elterlichen Anwesen durchschritt kam mir, vollkommen aufgeregt und aufgelöst, Merwan, der alte Haussklave meines Vaters entgegen. „Herr Viktor, Herr Viktor … Nandurin, Ulmjescha … schrecklich … Park …. Eure Frau Mutter … !!“ Mehr konnte ich seinem Gestammel nicht entnehmen. Was war geschehen? Die Freude mit einem Schlag verflogen eilte ich sorgenvoll in den Garten hinter dem Haus um nach meinen Liebsten zu sehen.

Dieser Eintrag wurde am 26.05.2024 (06:03) verfasst und 94 mal aufgerufen.
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