In Gareth, das fand ich zu meinem großen Entzücken heraus, war inzwischen auch Nuri Sahin anzutreffen. Und da mich dies sehr erfreute, beschloss ich sogleich ihm meine Aufwartung zu machen. Als einer der Helden von Gareth bewohnte er ein schönes Stadthaus und zu meiner Überraschung war ein weiterer Teil dieser Villa meinem alten Kameraden Cileham zur Nutzung überlassen. Nuri freute sich über mein Erscheinen ebenso wie ich mich darüber ihn nach Jahren wiederzusehen – und ich konnte feststellen, dass er tatsächlich vom einfachen und etwas tumben irrgläubigen Schlagetod zum Herrn Praios gefunden hatte. Welch unglaubliches Schicksal wir uns auf Dere erarbeiten können!
Nuri war bei meinem Erscheinen in ein Gespräch mit einem Gast des offensichtlich magischen Standes vertieft. Der junge Mann kam offensichtlich auch aus dem Horasreich – jedenfalls war das seiner Mode (auch wenn sie dem derniere crie mindestens drei oder vier Jahre hinterher war), seinem Gebaren und seinem Dialekt zu entnehmen. In typisch magischer Art und Weise gedachte mich dieser Gast nicht ganz ernst zu nehmen und glaubte mir sofort, dass ich nur ein einfacher Akoluth des Herr Nandus sei. Recht unerfahren wie mir schien – als allerdings Nuri anfing das eine oder andere zu erzählen, fiel diesem Herrn Zadalon Raffacani die Kinnlade herunter. Ihm zu Gute halten kann ich, dass er dann zuhören und uns dann verlassen wollte um unser Wiedersehen nicht zu stören.
Zu meinem Entzücken stellte sich heraus, dass Nuri auf einem Bußgang zu Rondriga Conchobair war. Ich verriet ihm nicht, dass ich Rondriga dereinst im Ehernen Schwert am Fuße des Dämonenbaums das Leben und die Seele gerettet hatte, nachdem sie, die schöne Morena, Erzmagus Pyriander di Ariarchos und Krallerwatsch mit dem Ausbruch aus der Dämonenzitadelle den Fängen Pardonas entkommen waren. Ich würde Rondriga das Ende Pardonas und damit der Zunge des Namenlosen noch einmal persönlich versichern können – und Grüße von Pyriander ausrichten. Aber das sollte Nuri nicht beirren, also behielt ich dieses Wissen für mich.
Noch größer wurde meine Freude als sich uns der wackere Callen anschloss und eine weitere Heldin von Gareth, Jurga Ragnirsdottir. Dieses Gesicht kam mir vage bekannt vor, aber ich konnte zunächst nicht den Finger darauf legen warum das so war. Erst auf der Reise erinnerte ich mich als die Barbarin recht unbeherrscht reagiert – ich war mit ihr in der Südsee gereist und wir hatten das Al’Anfanische Imperium um die eine oder andere Galeere erleichert. Sie war es auch, wegen der ich meine Meinung über die thorwalschen Barbaren etwas gemildert hatte. Sie konnte sich meiner nicht entsinnen. Seltsam, sagt man den Magiern doch ein gutes Gedächtnis nach – aber vielleicht hatte sie zwischendurch zu viel Unheil gesehen um sich noch an einen gewöhnlichen Seekrieg zu erinnern.
Der Weg führte uns zunächst in Richtung Ferdok an den Großen Fluß. Eine Tagesreise von Gareth entfernt, fiel Nuri ein, dass er eine Landkarte der Region in der der gesuchte Gläserne Turm als Residenz Rondrigas zu finden war, in Gareth vergessen hatte.
Also reiste Nuri am kommende Tag zurück nach Gareth und wir hatten nicht zu tun. Also beschlossen wir, neugierig wie wir sind, einmal die neben gelegene Dämonenbrache aufzusuchen. Es gab diverse Wege in die Brache und wir folgten einem breiten. Anscheinend waren hier häufiger Menschen unterwegs. Nach der einen oder anderen Stunde durch die zunehmend wüster und öder werdende Landschaft wurden die Auswüchse des Chaotischen augenfällig. Nach einer ersten Begegnung mit einem schief schauenden und verdreht gewachsenen Kaninchen, das ich mit einem schnellen Hieb mit dem Wanderstab zertrümmerte, wurde es noch interessanter. Der lustige junge Magus beschrieben, dass er in einem Wäldchen eine dämonische Präsenz in einem Strahl gen Himmel ragt. Er war recht ratlos was das sein könnte, aber ich erinnerte mich an den Meistermagus Sgirra und seine Ausführungen zur dämonischen Natur. Daher tippte ich auf einen sehr starken Akrobaalim in dem Wäldchen, der selbiges kontrollierte. Meine Ausführungen führten zu großen und erstaunten Augen bei dem jungen Magus und ich verstand, dass er keine Ahnung von Dämonen hatte. Aber das war auch nicht zu erwarten angesichts seiner Ausbildung und Unerfahrenheit – aber das würde sich auf unserer Reise zumindest teilweise vermindern und jeder von uns hat ja mal klein angefangen. Ich beschloss ihn unter die Fittiche zu nehmen und ihm das Eine oder Andere zu zeigen. In den folgenden Reisewochen unterhielten wir uns also und ich brachte ihm Berichte über die Welt und die einfachsten Grundlagen der Stellung im Kampf bei, während er mir Bosparano näher brachte – eine Sprache, die ich noch nicht wirklich gut beherrsche.
Dann stieg aus dem Wäldchen ein Scharm untoter und verwachsener Krähen auf und wir hatten einiges zu tun die Dinger abzuwehren – und nahmen einigen Schaden bis wir den Schwarm dezimiert hatten. Dann zogen wir uns flinken Fußes aus dem Gebiet des Akrobaalim zurück und erreichten zerkratzt und geschunden den Rand der Brache.
Am nächsten Morgen sah die Welt dann wieder besser aus und wir hatten uns zumindest etwas erholt als der Herr Sahin aus Gareth zurückkam. Ebenso wie der Wirt, der uns ob unseres Unterfangens wohl für schwachsinnig hielt, war Nuri recht überrascht über die Geschehnisse. Aber wir liessen uns nicht weiter aufhalten auf unserem Weg gen Ambossgebirge. Zunächst führte uns der Weg weiter gen Süden und wir kamen in Marano vorbei – einem Ort, von dem ich bereits gehört hatte, war es doch der inzwischen zerstörte Sitz des berühmten Bund des Wahren Glaubens. Das Kloster des Ordens war im Wiederaufbau befindlich und ich trug meinen Teil in Gold für den Bau bei. Am Abend hielt ich mit einem Akoluthen der Herrin Peraine einen Götterdienst, was mich sehr erfreute. Der Weiterweg gen Ferdok geriet recht kurzweilig mit einem Abstecher zu einem etwas barbarischen Spiel namens Imman. Davon hatte ich schon gehört und ein Spiel anzusehen war fast vergnüglich – nur chaotisch und ungeordnet war das Spiel. Hier wäre ein guter Coach gefragt, der die einzelnen Spielzüge im Vorhinein einüben lässt.
Auf dem Weg gen Ferdok erwähnte Herr Sahin, dass er sich auf dem Weg befände ein Krieger des Lichts zu werden, einem Orden des Herrn Praios, von dem ich nur dank meines langen Aufenthalts in Vinsalt gehört hatte, denn er war klein und unbekannt – wenn, dann aber im schönen Horasreich vertreten. Nun stellte der Herr Nandus hier noch eine Möglichkeit Erkenntnis über diesen mysteriösen Orden zu erlangen in Aussicht. Diese Reise war wahrlich ein vielversprechendes Unterfangen. Später in den Gesprächen abends am Feuer erfuhr ich, dass die Krieger des Lichts auch das Grau als legitim jenseits des Weiss und des Schwarz anerkennen. Ein interessanter Aspekt der Praioskirche wie mir scheint. Und vielleicht werde ich noch mehr darüber erfahren und niederlegen können.
In Ferdok stellten sich meine Mitreisenden etwas ungeschickt oder auch tumb an – nur mit Zadalon war es etwas anderes und wir erfuhren das eine oder das andere über den Weg zum Unsichtbaren Turm. Zu meinem großen Erstaunen hatte ich das Glück im HES Tempel eine dreiköpfige Drachenstatue zu entdecken und der Tempelvorsteher war des Drakned ebenso mächtig wie ich – dem armen Zadalon blieb dabei die Konversation gänzlich verschlossen und der Mund (wieder einmal) offen. Welch großartiges Treffen eines Bruder in dieser mittelreichischen Provinz. Und noch besser – in wenigen Jahren sollte hier wieder die Drachenqueste stattfinden, einem Ereignis, dem ich bei Möglichkeit auf jeden Fall beiwohnen werde!
Auch Nuri half ich ein Stückchen weiter auf seinem Weg, denn ich erkundigte mich im örtlichen PRA-Tempel nach einem Krieger des Lichts, was dem Herrn Sahin gar nicht in den Sinn gekommen war. Und siehe – es war einer anwesend, der Nuri wohl einen Schritt weiter auf den Weg leitete.
Der Weiterweg entlang des Flusses und dann über Bragan und Mama Morana war recht langweilig. Erst die Schnitzeljagd ab Bragan hinauf ins Gebirge wurde dann etwas interessanter. Sechs Aufgaben hatten wir zu erfüllen, entsprechend den sechs Elementen und keinen Schaden sollten wir dabei anrichten.
Der Weg endete hoch im Gebirge auf einem Tafelberg am Unsichtbaren Turm. Und wie groß war meine Freude Rondriga leibhaftig, gesund und bei guter Stimmung zu finden. So groß, dass ich all meine Zurückhaltung fahren liess und sie gleich begrüßte und die Grüße von Pyriander überbrachte und vom Ende Pardonas, der Zunge des Namenlosen berichtete. Rondriga vernahm das alles mit großer Freude, denn wie ich von Pyriander erfahren hatte, war sie ebenso wie alle anderen der Lichtvogelexpedition von Pardona selbst gefoltert worden. Nuri Sahin hatte dies nun nicht erwartet und war auf das höchste überrascht – und vielleicht etwas verärgert, der alte Wickelkopf – darüber, dass es wichtigere Kunde geben könnte als seine Bußqueste. Und mein junger Freund Zadalon verstand überhaupt nichts.