Tagebuch von Fringlas Seehoff aka Alrik Spökenkieker
20. Schlacht in den Wolken II: Der Flug des Adler

Das Werkzeug von Leonardo dem Mechanikus war ein seltsames Gerät. Unten hingen zwei Körbe und darüber waren zwei riesige Säcke, ähnlich zwei Schweineblasen, die man mit Luft füllt und die dann im Wasser schwimmen. Bei der „Adler“ (so hiess das Ding) war wohl der entscheidende Faktor, dass die Luft in den Säcken heiß ist. Ähnlich wie Rauch über den Feuer aufsteigt, stieg das Gefährt mit uns in den Himmel. Und tatsächlich schloss sich und Thomeg Atherion auf seinem fliegenden Teppich an. Bewegt wurde die Adler von zwei seltsam rotierenden Dingen, ähnlich zwei quer stehenden Mühlrädern, die mit Muskelkraft gedreht wurden. Klugerweise hatte die Thorwalerin einen Luftgeist zur Unterstützung gerufen, der uns in Richtung der Festung trieb.

 

Und so stiegen wir auf und segelten gen Norden, der monströsen Festung entgegen, die bereits am Horizont erkennbar war. Die Festung selbst „hing“ an sieben Ankerpunkten am äußeren Rand, die wiederum direkt im Limbus festgemacht waren. Dieser magisch genialen Großtat möchte ich noch immer nicht meinen Respekt versagen. Kholakkai ist und bleibt ein arcano-magischer Geniestreich, das bemerkenswerteste was es in diesem und vielleicht auch in den letzten Zeitaltern gegeben hat.

 

In der Luft hatten wir verschiedene Angriffe von Dämonen und Gargylen zu überstehen, der auch einige der mitgegebenen Wachen zum Opfer fielen. Bei der finalen Annäherung an die Festung machte sich die Thorwalerin nützlich, indem sie uns in eine große Nebelbank hüllte, sodass ich meine magischen Möglichkeiten wie den Widerwille aufsparen konnte. Tatsächlich gelangten wir bis auf die Festung und erst an der Mauer zur inneren Stadt endete der Flug des Adlers. Schon bei der Annäherung hatte ich als Kenner gesehen, dass an der Spitze Kholakkai wahrhaftig ein Mahlstrom in die Niederhölle existierte – eine portable Pforte des Grauens, die die Festung mit (Un-)Kraft versorgte. Höchst bemerkenswert muss ich sagen.

 

Dummerweise endete unsere luftige Reise in dem Moment als der Giftzwerg tatsächlich von uns Notiz nahm und einen Wirbelsturm direkt aus der Niederhölle rief, der uns vom Mauerrand weg, in Richtung des Randes der Festung wehte. Dabei wurde die Adler dummerweise irreparabel beschäftigt, sodass wir alle absprangen und uns am Rande Kholakkais wiederfanden – hinter uns noch ein Handbreit Unelement und dann Luft mit sicherlich mehr als einer Meile bis zum Boden, vor uns die Legion der absprungbereiten Irrhalkengardisten...

 

Abhilfe und rechtzeitige Abreise tat also Not, ansonsten wäre unser Angriff bereits jetzt kläglich gescheitert. Und damit konnte und wollte ich mich nicht abfinden. Die einzige schnell verfügbare Flugmöglichkeit war dabei eine Schüssel, über die ein Kharakil angeschirrt war. Der kontrollierende Beschwörerstümper saß darin und glotzte recht dumm als wir die Schüssel stürmten. Ich lief voraus und hoffte, dass die Mitreisenden mir den Rücken freihielten bis ich die Schüssel unter Kontrolle hatte. Beim Kampf mit dem Beschwörer erwischte mich das Kharakil recht übel, sodass meine Blutgabe automatisch erfolgte. Der Beschwörer war kein relevantes Hindernis, sodass ich ihn recht schnell aus der Schüssel geworfen hatte.

 

Die Kontrollübernahme des Kharakil war eine wahre Herausforderung – viel wilder war das Stück Unstruktur als der Daimonid Ghulmakai. Und als ich mich daran machte meine Geisteskräfte zu messen, tauchte der Erzdämon Llogramoth auf und bot mir für ein weiteres Stück meiner Seele die Kraft das Kharakil zu beherrschen. Allein war das keine Option, denn der bisherige Weg mit seinen Notwendigkeiten hatte mich bereits weit von der Herrin Hesinde weggeführt und ich bemerkte wohl den nagenden Zweifel an der Herrin meines neuen Freundes in meinem Kopf. Also schlug ich das Angebot des Erzdämon aus, der hohnlachend gen Spitze der Festung von dannen zog. Ich aber nahm meine gesamte Willenskraft, alle Disziplin die ich mir angeeignet hatte und sperrte den tobenden und geifernden Dämonengeist in die Kiste meines Wollens. Am Rande der Besinnung wurde ich dann Gewahr, dass in der Zwischenzeit die anderen ebenfalls die Schüssel geentert hatten und ich gab dem Ding den Befehl gen Gareth zu fliegen. Die Irrhalkengardisten machten bestimmt ein dummes Gesicht als wir uns derart verabschiedeten.

 

Der Flug glich dann eher einem kontrollierten Absturz, ähnlich wie vor Wehrheim mit den Flügeln des Mechanikus. Dummerweise war der Dämon nicht stark genug um wieder aufzusteigen, sodass wir mehr oder minder gut vor den Mauern Gareths landeten und die Reisebegleiter das Kharakilim erschlugen. Was für eine Verschwendung eigentlich, das verhinderte aber zu viele Fragen als dann ein Trupp Kavallerie auftauchte und uns zurück in die Stadt brachte.

 

Bis wir wieder in Gareth angelangt waren, tobte die Schlacht in Luft und Gassen. Brände, Plünderung, Verheerung waren allüberall, es flogen seltsame Luftgefährte flogen über den Dächern und warfen gefährliche Ladung ab. Kleine Lederbeutel, die explodierten und Eisenkugeln durch die Luft schleuderten. Auf unserem Weg tauchte unvermittelt ein anderes Gefährt auf, an dem eine lange Kette herunterbaumelte, an deren Ende sich eine riesige Eisenkugel befand. Der durch die Luft fahrende Holzkasten setzte vor und zurück und mit seinen Bewegungen gab er der Kugel den Schwung um ganze Häuserwände einzureißen. Die kleine Wilde hatte die gute Idee das Ding zu entern, so wie damals die laufende Hütte. Es würde uns zurück auf die Festung bringen. Die Kleine machte sich mittels Trank unsichtbar und kletterte an der Kette entlang nach oben vor, dann folgte der Wickelkopf. Anscheinend kam die Wilde oben nicht an, denn der Novadi war allein als ich als Dritter den Kasten enterte. Der SOMNIGRAVUS nahm den ersten der Söldlinge aus dem Kampf und er war recht schnell erledigt, sodass nur noch drei bleiben. Der Steuermann war zu beschäftigt mit der Kontrolle des augenscheinlich mächtigen Tragedämons um in den Kampf einzugreifen. Der Kampf drehte sich sehr schnell zu unseren Gunsten, als ein glücklicher Hieb den Novadi am rechten Bein traf und es oberhalb des Knies durchtrennte. Nun sah es wirklich übel aus und ich benötigte all meine Fechtkunst um mir die Schergen vom Leib zu halten bis endlich meine kleine Leibwächterin auftauchte und wir die Sache gemeinsam recht zügig bereinigten.

 

Dann machte die Wilde allerdings etwas wirklich dummes, denn sie stach den Beschwörer ab. Eigentlich wollte ich ihn beherrschen um durch ihn das Gefährt zur Festung zu bringen. Nun war es mit diesem Plan aber aus. Also versuchte ich erneut mein Glück um den tragenden Dämon zu kontrollieren. Aber dieses Mal war nicht daran zu denken. Der die Kiste tragende Dämon war ein Arjunoor, ein Achtgehörnter der Domäne Agrimoth – der mächtigste bekannte überhaupt zu beherrschende Dämon. Und es erschien der Erzdämon Agrimoth und bot mir einen Pakt dafür an das Arjunoor zu beherrschen. Aber ich müsste dafür ein großes Stück meiner Seele geben und tief in die Kreise der Verdammnis eintreten, war meine Seele doch bereits ein ein erstes, kleineres Stück an Llogramoth gegangen und einer der beiden musste obsiegen – zwei Pakte zu schließen ist keinem Sterblichen gegeben.

 

Diesen Handel konnte und wollte ich nicht machen und so ließ ich wohl oder übel von meinem Kontrollversuch ab. Nun hatte ich zwei Begleiter in der unkontrolliert abstürzenden Kiste und nur einen konnte ich mitnehmen. Ich entschied mich für den Wickelkopf, denn die Wilde hatte bisher immer einen Weg gefunden zu überleben und in der Schlacht war der Novadi wertvoller für mich. Ich packte daher den Novadi sowie sein abgetrenntes Bein und konzentrierte mich. Zweimal musste ich den TRANSVERSALIS ansetzen und ich bin froh um meine Zauberroutine, bevor ich es schaffte uns da raus zu holen. Am Boden nahm ich den potentesten Heiltrank aus meiner Sammlung, kippte ihn dem Wickelkopf in den Schnabel und hielt sein Beinrest an den blutenden Stumpf. Und alles klappte. Das Bein wuchs wieder an und er kam zu sich.

 

Dann machten wir uns auf in Richtung der Absturzstelle der Kiste – direkt in der Neuen Residenz. Dort fanden wir zu meiner Freude die Kleine mehr oder minder unbeschädigt vor, ebenso wie eine übel zugerichtete Thorwalerin und einen quasi toten Schwertgesellen. Anscheinend hatte die drei sich dem befreiten Schwarzen Ritter in den Weg gestellt und dieser war von einem Ghurgulum gestärkt über sie drüber gewalzt. Cancunaku hatte dann mittels ihrer magischen Dolche das Ghurgulum erledigt, als es auf der Suche nach einem neuen Wirtskörper war. Sehr nützlich die Kleine, muss ich immer wieder konstatieren. Eigentlich ging es bei dem Ausbruchsversuch des Schwarzen Ritters darum das Auge des Morgens zu rauben. Und da er nach seiner Festnahme bereits in der Residenz war, war der Weg recht kurz. Ein genialer Plan muss ich sagen. Wir machten uns dann daran das Auge des Morgens zu sichern, denn ich wollte es wirklich nicht in der Hand des Giftzwergs sehen. Der genesene Novadi erwies erneut seine Nützlichkeit, indem er den schützenden IGNISSHAERO auslöste und damit den Schutz durchbrach. Ein Elementarzauber sorgte dann noch dafür, dass alle unsere Metallgegenstände, einschließlich der Rüstung von Anjon und des uns begleitenden Marschall v. Wertlingen aneinander gezogen wurden. Die beiden mussten nun die Wirkdauer des Zaubers abwarten, bevor sie mit unseren Metallgegenständen nachkamen. Wir brachten derweil das Auge des Morgen in die Alte Residenz und übergaben es dort Graf Rondrigan Paligan von Perricum.

Abenteuer: Jahr des Feuers: Schlacht in den Wolken
Dieser Eintrag wurde am 3.10.2016 (21:13) verfasst und 744 mal aufgerufen.
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