Tagebuch von Jindrich Eichinger
Von Andergast nach Grangor - unerwartete Wendungen

Nachdem ich mich von Siljen zurück nach Thorwal begab, um der Spektabilität meinen Bericht über die magisch begabten Candidatae vorzulegen, nutzte ich die Gelegenheit, um bei den Kollegae die Grundlagen der mir bisher unbekannten Thesis des "Analys Arcanstruktur" zu erlernen. Ich meine, wo, wenn nicht an der "Schulde der Hellsicht"? Die Magica Clarobservantia wird am Kampfseminar nur rudimentär gelehrt und auch eigentlich nur in Form der Thesis der magischen Allzweckwaffe unter den Hellsichtsaubern, dem "Odem Arcanuum".

Etwa zwei Wochen und einige Goldene an bezahltem Lehrgeld später, schloss ich mich einem Handelszug zurück nach Andergast an, jedoch nur als Mitreisender. Der Zugführer war trotzdem froh, einen Kampfmagus bei sich zu haben, so musste ich zumindest nichts für den Transport bezahlen. An der Akademie angekommen, bezahlte ich 50 Dukaten meiner Schulden zurück. Immerhin ein Anfang. Natürlich musste ich in aller Breite meine Erfahrungen und Erlebnisse mit Feen und Kobolden auf meiner letzten Reise zum Besten geben. So entschloss ich mich auch gleich, die Gelegenheit zu nutzen, um einen Spruch, den ich im Studium vernachlässigt habe, endlich anzugehen, den Horriphobus. Wiederum etwas zwei Wochen und Lehrgeld später, war es an der Zeit, mit dem Gold verdienen weiterzumachen. Es ergab sich auch eine günstige Gelegenheit, denn ein größerer Handelszug bereitete sich auf die lange Reise nach Grangor ins Horasische vor. Eine Festanstellung, die gutes Gold versprach.

So zögerte ich auch nicht lange, denn die Bedeckung brachte mir 4 Silberlinge mit freier Kost ein und das auf eine Entfernung von etwa 800 Meilen Landweg. Die angedachte Reiseroute war: Andergast - Winhall - Honingen - Abilacht - Elenvina - Grangor. Um es kurz zu machen, es passierte .... nichts. Nichts, ausser einer unterwarteten Bekanntschaft, die ich mit einem horasischen Krieger aus Vinsalt namens Leomar Sandoval machen durfte. Er war ebenfalls als Bedeckung des Handelszuges dabei und hatte zuvor ein Abenteuer mit einem alten Bekannten von mir aus Andergastschen Zeiten an der Akademie bestritten. Wir kamen überein, den guten Mann bei Gelegenheit einmal gemeinsam zu besuchen.

Ich war schon lange Zeit nicht mehr im Horasreich, aber es war auch diesemal der Eintritt in eine völlig andere Welt. Eines muss man den Horasiern schon lassen, sie sind uns in vielen Dingen um Längen voraus. Kleidung und Mode, Perücken, Kunst und Kultur, Wissenschaft und Mechanik, um nur einige der Themen zu nennen. Da müssen wir Andergaster trotz aller konservativen Haltung einfach auch mal ein wenig mit der Zeit gehen. Aber ich fürchte, das wird noch sehr lange dauern, bis es meine Landesbrüder einmal einsehen werden. War das der Grund, warum es mich nicht in den Armeedienst gezogen hatte? Jedenfalls war ich mit Freude erfüllt, endlich einmal Grangor zu sehen. Und es kam noch besser. Leomar hatte nichts vor und erklärte sich bereit, mit die Stadt zu zeigen. Was gab es besseres, als einen der hiesigen Kultur bewandten Führer?

Aber, eins nach dem anderen, erst einmal, nach so einer langen Reise, dürstete es uns nach einer gründlichen Körperreinigung, gutem Wein und Essen und Leomar kannte da ein Gasthaus namens "Voller Kanal". Ein sehr ungewöhnlicher Name für eine Grangorer Schankstube, aber sei es drum. Nach einer Fahrt mit etwas, das Leomar als "Gondel" bezeichnet hatte, was nichts anderes war, als ein Boot ohne Ruder, statt dessen stand hinten einer drauf und staackte mit einer langen Stange. Und das Beste war, der sang auch noch dazu. Aber gut, andere Länder andere Sitten. So kamen wir also im Gasthaus an und der Wirt schien sich tatsächlich noch an Leomar zu erinnern. Ausser ein paar bereits angetrunkenen Seeläuten war niemand im Schankraum, so liessen wir uns nieder und bestellten je ein Zimmer, Waschzuber, Wein und Essen. Das tat nach einer so langen Reise wirklich gut.

Nachdem wir eine Weile die Seele baumeln liesen, stellte sich ein unerwartet hoher Besuch ein. Eine hohe Dame, deren Wappen sich zum einen Teil aus derer von den Löwenhaupts, den Herzögen von Weiden, und einem mit unbekannten Wappen zusammensetzte, gesellte sich zu uns. Löwenhaupt? Schnell klärte sich es auf, denn die hohe Dame war eine Leibwache des Prinzen Arlan von Löwenhaupt, welcher in Grangor verweilte und dort auch eine längere Zeit sich aufzuhalten gedachte. Da reist man nach Grangor und wenn trifft man da, eine Arlan-Ritterin. Hesindes Wege sind oft unergründlich, aber ich war der allweisen Schlange sehr dankbar, denn wer weiß, was so eine Bekanntschaft noch zu allem nütze war. Aber es kam noch besser. Ein Bekannter der Ritterin tauchte ebenfalls im Gasthaus auf und zwar ein nivesischer Förster aus dem Reichswald, der vor kurzem ben Bronjaren-Titel der Strobanoffs zamt Schloss errungen hatte. Sachen gibt es. Aber er erzählte wahrhaft seltsames Zeugs und zwar behauptet der Herr Bronjar, er hätte zur Unterhaltung seines Schlossels eine Dienerschaft aus Orkinacken und Goblinacken angeheuert. Das hältst Du im Kopf kaum aus. Da reist man ins Hinterland des Hinterlandes nach Siljen und wen triffst du? Mitten im Sumpf bei einem unheiligen Tairach-Ritual? Den Orkinacken, der einen Schutzkreis zerstören und die ganzen untoten Moorleichen aus dem Sumpf rauslassen will. Dann reist Du nach Grangor, wen triffst Du? Einen bornländischen Adeligen der Orkinacken beschäftigt und behauptet, diese würden ihm gute Dienste leisten. Mehr Wein !!!!

Um es kurz zu machen, die Gespräche waren sehr anregend, bis es zu einer Auseinandersetzung am benachbarten Tisch zwischen den mitterweile stark schlagseite habenden Seeleuten und einem südländischen Hänftling kam. Ich bekam erst gar nichts davon mit, aber Leomar stand plötzlich auf und schritt sehr entschlossen auf die Gesellen zu, die dem armen Mann gerade einen Teller Fischsuppe über den Kopf schütteten. Und ja, wie das nun so ist, die Stimmung heizte sich sehr schnell auf und kochte über. Es waren wohl drei Rüpel und ich kam zu dem raschen Entschluss, dass drei auch für Leomar gefährlich werden konnten, stand auf und wandte mein neu erlerntes Wissen über den Horriphobus gleich äußerst erfolgreich an. Einer der Seeläute mit einer diesen typischen Hakenhände wollte gerade auch mich zusteuern, als ihn die Wirkung des Spruches erfasst, er im Ansatz stehen blieb, mich erst ungläubisch, dann erschrocken und schliesslich panisch ansah und schreiend das Weite suchte. Mittlerweile hatte Leomar auch eine horasische Schusswaffe gezogen und einem anderen Rüpel ins Bein geschossen. Dem dritten ist daraufhin das Kämpfen gleich vergangen, packte seinen verletzten Freund ein und suchte das Weite.

Ich muss sagen, sehr beeindruckend, dieser Horriphobus. Sauber, effektiv, anders als beim Ignifaxius oder Fulminictus nichts, was man hinterher zusammenflicken, heilen oder behandeln müsste, insbesondere auch nicht dieser widerliche Gestank nach verbranntem Fleisch. Eine gute Wahl, das. Ich werde noch mehr Zeit und Energie in das Perfektionieren dieses Spruchs und dessen kleinem Verwandten, dem elfischen Bannbaladin investieren. Eine äußerst nützliche Sache, um Kämpfe gleich vor deren Beginn zu unterbinden bzw. effektiv zu beenden.

 

Abenteuer: Unter Barbaren - Gjalskerland
Dieser Eintrag wurde am 18.01.2018 (17:15) verfasst und 519 mal aufgerufen.
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