Tagebuch von Jindrich Eichinger
Von Gangor ins Gjalskerland

Der Südländer bedankte sich für unser Eingreifen und offenbarte auch sein Ansinnen. Er suchte im Auftrag seines Kapitäns Seishaban einige mutige Abenteurer, die es wagten, eine Expedition ins Gjalskerland zu unternehmen, um dort nach kostbarem Elfenbein zu jagen. Eigentlich hatte ich mich auf ein paar freie Tage in Grangor eingestellt, um dann wieder gen Andergast zu ziehen, aber einem geschenkten Gaul schaut man bekanntlich nicht ins Maul, wie der Andergaster zu sagen pflegte. Insbesondere, wenn man noch mit 850 Goldenen bei der Akademie in der Kreise stand. Der Rest war wenig bis gar nicht begeistert von dieser Offerte, aber man wollte zumindest mit dem Kapitän sprechen.

So machten wir uns auf in den Hafen und betraten ein südländisches Schiff, was von der Bauart her eine Zedracke genannt wurde, so brachte ich es zumindest in Erfahrung. Kurzum, man einigte sich darauf, kein Elfenbein zu jagen, sondern nach Elfenbein zu suchen, genauer gesagt, nach einem oder mehrere Friedhöfen von den Kopfschwänzlern, genannt Mammut. Mir war das nur Recht, da eine Suchexpedition weniger gefährlich war, als eine Jagdunternehmung im Land der Wilden. Ja, das klang jetzt seltsam aus dem Munde eines Andergasters, der per se im Mittelreich als Wilder oder Hinterwäldler verschrien war, aber selbst bis ins Andergastsche hatte es sich herumgesprochen, dass die Gjalskerländer ein rohes Volk mit komischen Sitten und Gebräuchen sein sollen. Den Thorwaler mögen Sie dort nicht besonders, eigentlich mögen Sie überhaupt niemanden und man tut gut daran, dieses Land zu meiden.

Um es abzukürzen, die Reise von Grangor ins Gjalskerland verlief ereignislos. Wir besorgten uns Ausrüstung für die Expedition, der Herr Bronjar bekam von den Kartographen noch den Schreiber Skribjian zur Seite gestellt und setzten wir Segel gen Norden. Ich hatte auf der langen Seereise die Gelegenheit, ein äußerst interessantes Buch über die Anatomie und die Heilkunst aus den Beständen des Kapitäns zu studieren, der Verfasser war aus dem anatomischen Institut zu Vinsalt. Beindruckend, sehr beindruckend, was die Vinsalter an Wissen über den menschlichen Körper gesammelt hatten. Vieles ging weit über das Hinaus, was ich von der Heilkunst verstand, doch waren viele wertvolle Hinweise auf das Behandeln von Verletzungen kleinerer und größerer Art enthalten. Ich fürchte, dieses Wissens könnte noch sehr nützlich werden.

Im Gjalskerland angekommen, lies uns der Kapitän anlanden und gab uns noch eine spezielle alchemische Mischung für eine Art von Signalfeuer mit, damit er uns in 30 Tagen wiederfinden könne. Und dann kam bereits die erste Herausforderung, zumindest für die schwerer Gerüsteten unter uns. Die Steilklippe. Skribjan und ich nahmen die Anhöhe ohne Mühe, jedoch kam die hohe Dame erst mit einigen Anläufen nach oben. So nützlich das schwere Eisenzeug ja bei Kämpfen war, so hinderlich war es beim Klettern. Unser erstes Ziel war es, eine Herde von diesen Mammuts zu finden, denn vielleicht konnte man über die Herde an einen dieser Friedhöfe herankommen. Bereits die ersten Stunden offenbarten die Unberührtheit der hiesigen Natur. Es gab keine Wege, das Gelände war zerklüftet und es war nicht leicht, zu marschieren. Der Bronjar schien sich sehr gut in der Natur zurecht zu finden, es schien also tatsächlich zu stimmen, dass er früher ein Förster war. 

Die erste Nacht brachte dann auch gleich einen Überraschungsgast. Ein Bär hatte sich in unserer Lager getrollt und wollte wohl ein wenig von unseren Vorräten haben, doch der Krieger Sandoval hatte etwas dagegen. Ehe ich es mich versah und einen Zauber zum Vertreiben dieses Wesens sprechen konnte, schoss er mit seiner ungewöhnlichen Waffe auf das Tier. Entweder diese Waffe mit dem unaussprechlichen Namen war wirklich so gut oder er hatte einen Glückstreffer gelandet, jedenfalls war der Bär sichtlich schwer verletzt und dementsprechend wütend. Nachdem der Bronjar auch noch auf den Krieger einredete, er solle dieses arme Tier nicht töten, verdrollte sich der Bär auch wieder. Was für ein Anfang. Die nächsten Tage verliefen unspektakulär. Es gab ein heftiges Gewitter in der Nacht und eine heftige Kletterpartie am Tag, bei dem mal der eine mal der andere ins Rutschen kam. Mich hat es einmal böse erwischt, nachdem ich das Gleichgewicht unvermittelt verlor, muss ich heftig mit dem Kopf aufgeschlagen sein, so berichtete man mir hinterher. Aber zu guter letzt erklommen wir den Berg und fanden auch tatsächlich eine Herde von diesen Kopffüsslern. Wir folgten den Spuren der Herde bis zu einem Art Ritualplatz. Dort lag ein totes und stinkendes Mammut über eine Art von Hohlraum, in dem wir barbarische Gegenstände fanden. Eine riesige Axt, einige Messer und Dolche und geschnitzte Gegenstände. Was das wohl darstellen sollte? Wir wurden nicht so Recht schlau draus und trauten uns auch nicht, die Gegenstände mitzunehmen. Es war wahrlich keine gute Idee, mit solchen Gegenständen auf eine Horde Wilder zu treffen und dann als Grabschänder zu gelten.  

Abenteuer: Unter Barbaren - Gjalskerland
Dieser Eintrag wurde am 29.01.2018 (21:25) verfasst und 633 mal aufgerufen.
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