Tagebuch von Cileham Curtius
Ein fallender Stern

Der weitere Weg verlief recht entspannt, auch wenn mir das viele Volk auffiel, das sich auf der Straße drängte. Aber nicht die üblichen Heerhaufen, sondern eher Bauern, Händler und Handwerker. Bei Braunsfurt klärte sich auch schnell auf, was den ganzen Trubel auslöste. Etwas abseits der Straße wurde dort ein Tunierplatz von recht ordentlicher Größe eingerichtet. Zelte, Verschläge für Tiere, Kampfplätze, Bühnen und Tribünen... alles was man für so ein großes Fest benötigte. Und wie ich von einem freundlichen Herrn erfuhr auch war genau dieser Platz anscheinend das letzte Ziel meiner Reise - hier sollte das Tunier zu Prinz Arlans Geburtstag stattfinden. Aber mein erster Schreck, zu spät zu kommen zerstreute sich sofort, der Platz war nur zum Teil fertig und ich hatte noch gute 3 Wochen, bis das Fest beginnen sollte. Also reiste ich weiter nach Trallop, wohin mich die Einladung beorderte.

Ich hatte nur noch einmal zu übernachten, bevor ich dort ankam. Und ich muss zugeben, die Gasthäuser und Herbergen waren mehr als gut gefüllt. Aber man behandelte mich trotzdem mich ausgesuchter Höflichkeit, obwohl meine Erscheinung nach wie vor nur die eines abgerissenen Söldlings war. Es könnte aber auch an dem Gunstband der Familie Löwenhaupt gelegen sein, das ich demonstrativ trug. Wo sonst wenn nicht in Weiden und bei so einem Anlass wäre es wert, getragen zu werden? Aus genau diesem Grund lies man mich wohl in Trallop auch mit freundlichem Gruß, aber ohne Kontrolle das Tor passieren. Ein Freund der Herzogenfamilie zu sein hatte anscheinend unbestreitbare Vorteile. Ich machte mich auf den Weg zur Burg und bezog dort erst einmal ein einfaches, aber zweckmäßiges Quartier. Man stellte mir sogar einen Pagen an die Seite. ein schlaksiges, pickelgesichtiges Bübchen namens Linnard, der sicher noch nicht seinen achtzehnten Sommer gesehen hatte. Dafür war er höflich und dienstbeflissen. Und konnte mir alles über das Tunier berichten, was es zu wissen gab. Wann es losging, welche Wettkämpfe es geben würde, das Arlan bald aus Donnerbach zurück kommen müsste. Ich lies mich ein wenig auf den neuesten Stand bringen, bevor ich zu Bett ging.

Aus dem Bett wurde ich mitten in der Nacht von einem lauten Knall gerissen. Von meinem Fenster aus konnte ich gerade noch eine gleißend helle Kugel am Himmel sehen, die in mehrere Teile zerbrach. Zwei davon stoben Richtung Südwesten und Südosten davon. Auf der Burg setzte sofort Hektik ein und auch ich eilte aus dem Zimmer. Eine Wache fragend erhielt ich die Auskunft, das der Stern, denn um so etwas musste es sich meiner Meinung nach handeln, in 6 Teile zerbrochen sei, die in alle Richtungen davon flogen, aber keine schien um See gelandet zu sein, Darüber hinaus ja, und links und rechts davon, ein Teil wohl in die Rote Sichel. Mein Jagdfieber war sofort geweckt. Ein echter Himmelsstern! Die Magier in Kunchom würden Augen machen, wenn ich davon einen Teil mitbringen würde! Sofort hieß ich Linnard, mich früh zu wecken, Frühstück für mich fertig zu haben und meine tiere zu satteln. Da konnte ich gar nicht schnell genug aufbrechen. Aber auch Vorsicht sollte man walten lassen. Zur Sicherheit belegte ich meinen treuen Brabakbengel noch schnell mit einem Zauberklinge, bevor ich zu Bett ging. Man weiß ja nie was einen erwartet, vielleicht war es doch kein Stern, sondern eine Sendung aus den Niederhöllen und ich würde hier auch noch arbeiten müssen?

Am nächsten morgen weckte mich ein müde wirkender Linnard, während ich voll Enthusiasmus und Tatendrang loslegte. Zu früh aufgestanden. Also schnell selbst ein kleines Frühstück und Proviant geholt und dann ab aufs Pferd, mit dem Linnard und der Stallknecht gerade fertig wurden. Der Weg war einfach zu finden. Erst einmal rechts des Neunaugensees die Straße nach Donnerbach, und später würde ich mir einfach einen Abzweig richtung Rote Sichel suchen. Das Jagdfieber hatte mich gepackt und lies mich nicht mehr los. Ich freute mich regelrecht darauf, mich wieder in die Gefahr zu stürzen. Goblins! Vielleicht sogar Räuber! Endlich würde mein treuer Streitkolben wieder einmal Blut zu trinken bekommen!

Es war gegen Mittag, als ich auf einen seltsamen Anblick mitten auf der Straße stieß. Ein trupp Ritter, unschwer an den Wappenröcken als Arlans Leibgarde zu erkennen und im Hintergrund die goldschimmernde Rüstung ihrer Gnaden Aldare von Donnerhall, standen um ein Nashorn, das ein schmächtiger Waldmensch versuchte zu bändigen. An seiner Seite waren eine rothaarige kleine Nivesin in Begleitung eines Wolfs und eine Elfe die Aussah, als hätte sie zu viel am Traumkraut genascht. Solltet ihr schon einmal von einem sogenannten karmalen Kausalknoten gehört haben, dies mag vielleicht ein solcher Moment gewesen sein. Nicht nur, das ich meine Reise bald in Begleitung dieser seltsamen Gestalten fortsetzen sollte, ich traf auch noch zwei alte Bekannte in dieser Reisegruppe. Und damit meine ich nicht Arlan, der natürlich bei seiner Wache war und die Erzgeweihte Aldare, sondern die Ritterin Sindaja, der anscheinend das Nashorn gehörte, und den Geweihten Isleif Aknason von Thorwal. Auch mich erkannte man schnell und das Wiedersehen wurde recht herzlich begangen, auch wenn ich natürlich Arlan und Aldare den gebotenen Repsekt entgegenbrachte. Etikette ist wichtig, und ich weiß was sich da gehört.

Ich fragte Arlan, wie lange es noch dauern würde bis er gedachte zu seiner Feier abzureisen und erhielt die Auskunft von einer Woche. Das würde mir genug Zeit geben um zumindest einen kurzen Abstecher in die Sichel zu wagen und die Augen auf zu halten. Auf meine Frage ob jemand mitkommen wollte, meldeten sich sofort der Waldmensch, die Nivesin und die Elfe - irgend etwas von, es sei der richtige Weg. Und Sindaja und Aknason schlossen sich ebenfalls spontan an, nachdem Alan und Aldare ihre Erlaubnis erteilt hatten.

Auf dem weiteren Weg stellte sich aber schnell heraus, das der Waldmensch ein ziemlich lockeres Mundwerk und kaum Respekt vor Höhergestellten Parsonen hatte. Die Ritterin Sindaja musste unter seinem Geschnatter-Kauderwelsch leiden, mit der Nivesin focht er schier endlos einen Disput, wessen Götter mächtiger seien, Panther oder Wölfe, und zu seiner Einstellung dem Rondrianer und dem zwölfgöttlichen Pantheon gegenüber will ich gar nicht erst reden. Umso mehr erstaunte mich, dass der Moha MaLuf und Sindaja sich anscheinend zu kennen schienen und ständig von einem gemeinsamen Bekannten Namens Marnek erzählten, der mittlerweile Bronjar im Bornland sei. Ich selbst habe diesen Kerl ja nie kennen gelernt, aber von dem was ich so hörte muss es ein recht seltsamer Kauz sein, ein Druide gar. Auf der anderen Seite zeugten ihre Gesrpäche von einer eher Laienhaften Vorstellung von der Welt und den Göttern. MaLuf hatte da noch einiges zu lernen wie es schien. Ich musste mich zwischendrin sogar meiner Kenntnisse der mohischen Sprache bedienen um aus seinem Geschnatter schlau zu werden, so krude war sein Garethi. So verging der restliche Tag, den wir nutzten um noch ein Stück nach Firun zu gehen, bevor uns ein schlichter Karrenweg gen Rahja und auf die Sichel zu führte.

Am Abend erreichten wir einen Wehrhof der aus 5 Gebäuden bestand und von einer kleinen Palisage gegen die Rotpelze der Sichel umgeben war. Die Bewohner waren mehr als höflich und gastfreundlich. Insgesamt mögen hier um die 4 Dutzend Menschen leben, die uns herzlich willkommen hießen. Das dürfte in erster Linie an Aknason und Sindaja gelegen sein, die in ihrem Ornat der einfachen Landbevölkerung natürlich Respekt abnötigten. Gleichzeitig waren die Leute aber auch so herzlich und bereitwillig das Gastrecht Travias zu gewähren, dass ich mir sicher war auch ohne die beiden hätten wir hier ein Dach über dem Kopf gefunden. Wir wurden bewirtet und erhielten sogar einen sehr schmackhaften Honiglikör, der wirklich gefällig die Kehle herunter ran. Der Vorsteher dieser kleinen Gemeinschaft, ein Mann Namens Robak, erteilte uns auch bereitwillig Auskunft als ich nach dem gefallenen Stern fragte. Natürlich hatten sie ihn gesehen, er war quasi zum greifen nahe über ihre Köpfe gesaust. Drei Männer aus ihrem Dorf hätten sich danach aufgemacht Richtung Norden wo der Flammenstein irgendwo niedergegangen sein musste, aber seit dem Aufbrauch direkt am letzten Morgen hatte man noch nichts wieder von ihnen gehört. Die Nacht, welche wir dann auf dem Gut verbringen durften war geruhsam.

Als wir am nächsten Morgen aufbrachen dankte ich Robak seine Gastfreundschaft mit 5 Silbtertalern. Natürlich erwartete er keine Entlohnung und hätte den hohen Herrschaften und ihrem Gefolge die Gastlichkeit jederzeit umsonst gewährt. Aber Freundlichkeit, auch im Namen Travias, sollte man wenn man es sich leisten kann nicht unerwiedert lassen. Der Meinung war ich zumindest, da weder Sindaja noch Aknason anstallten machten ihren Beutel für die Bauern zu öffnen. Da wir gewarnt waren, dass das Gelände zur Sichel hin unwegsamer werden würde liesen wir unsere Tiere direkt auf dem Hof zurück, was natürlich auch bedeutete einen Teil der Ausrüstung da zu lassen. Wobei es bei mir gar nicht viel war, da ich MaLuf davon überzeugen konnte mir beim Tragen zu helfen. Aber selbst der Rondrijaner Aknason verzichtete auf sein Blech und beschloss, nur im Gambeson ins Vorgebirge zu ziehen. Nur Sindaja behielt die Rüstung an. Aber das war ihre Entscheidung. MaLuf und die Nivesin Sari hatten wenig Mühe die Spuren der 3 Bauern zu finden so dass wir ihnen schnell folgen konnten. Es gab sogar etwas wie einen Trampelpfad, so dass wir uns nach einiger Zeit darauf beschränkten ab und an nach den Spuren zu sehen und ansonsten dem Weg folgten um schneller zu sein. Es war ja zu erwarten dass auch die anderen den Weg genommen hatten und nicht grundlos vom Pfad abweichen würden.

Anfangs war der Weg noch recht einfach zu gehen, wurde aber zunehmend beschwerlicher, je später der Tag voranschritt. Wobei ich damit nicht sagen will das wir zu klettern gehabt hätten oder es überhaupt eine Herausforderung gewesen wäre. Für mich war es im Vergleich zu den Trollzacken, dem Raschtulswall und dem Ehernen Schwert eigentlich mehr so etwas wie ein Spaziergang. Aber ich war hier nicht das Maß der Dinge, sondern ich musste auf diejenigen Rücksicht nehmen die mich begleiteten. Am frühen Abend fanden wir einen erst kürzlich genutzten Rastplatz hinter einem Wasserfall, wir waren also eindeutig noch auf dem richtigen Weg. Selbst beschlossen wir aber, da wir ja nur begrenzt Zeit hatten uns im Gebirge herumzutreiben, die letzten 3 bis 4 Stunden Sonnenlicht zu nutzen und weiter zu gehen. Der Weg war mittlerweile eigentlich nicht mehr als solcher zu bezeichnen und die Anderen mühten sich Stellenweise schon, weiter zu kommen. Sogar Sindaja beschloss jetzt, ihre Rüstung abzulegen. Über eine Gebirgsfalte hinweg erreichten wir schließlich ein Hochtal, das klar erkennbar unser Ziel war. Von oben herab sah ich niedergedrückte Bäume und einen Krater, in den vor kurzem etwas mit ungeheurer Wucht eingeschlagen sein musste. Direkt hiner mir kam MaLuf den Hang hinauf, aber meiner bemächtigte sich eine Mischung aus Aufregung, die wohl meiner aufkeimenden Neugier geschuldet war und gieriger Vorfreude auf die zu erwartende Beute. Ich konnte nicht mehr an mir halten und begann im Laufschritt wie eine Bergziege den felsübersääten Hang hinunter zu eilen. MaLuf rief mir noch eine Warnung hinterher, das es gefährlich sein könnte, aber das ignorierte ich geflissentlich. Der gefährlichste Kämpfer hier oben dürfte eh ich selbst, oder vielleicht noch Isleif sein. Leider schien das den Waldmenschen nur anzuspornen mir hinterher zu rennen. Trottel! Es dauerte keine Minute, da hörte ich wie er hinter mir ins Straucheln kam und unktontrolliert begann zu Tal zu rauschen. Ich blieb stehen, fasst ihn am Kragen und hielt ihn damit davon ab sich irgendwo den Hals zu brechen. Das Spie wiederholte sich sogar noch einmal, bis der junge Hitzkopf begriff, das er mit mir hier nicht würde Schritt halten können.

Im Tal die erste Überraschung. Ich fand die drei Bauern. Tod. Von Goblinpfeilen mit Knochenspitzen gespickt wie die Igel. Weiter hinten an der Einschlagstelle dann die Enttäuschung. Der Stein den ich zu finden gehofft hatte war weg, nur der Boden am Grund des Kraters bestand aus geschmolzenen Sand, Stein und Erde. Während ich mich noch umsah und schnell die Spuren von vielen kleinen nackten Füßen - wahrscheinlich Goblins - fand, waren Sindaja und Aknason schon damit beschäftigt die Toten unter Steinen zu begraben. Eigentlich wollte ich sofort weiter, aber die beiden Bestanden darauf die Arbeit erst zu erledigen, so dass ich, nur damit es schneller ging, ebenfalls half. Dann aber ging es Bergauf hinein in die Ausläufer der Roten Sichel. Für mich immer noch ein Kinderspiel, aber die anderen hatten Stellenweise schon ihre Mühe. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit fanden wir dann die Goblins, deren Lager gar nicht so weit weg war. Etwa zwei Dutzend der kleinen Gestalten feierten um ein Feuer herum, auf dem sich zwei halbe Ochsen am Spieß drehten.

Der einfachste Weg wäre sicher gewesen dort jetzt einfach hinein zu gehen und die Kreaturen zu erschlagen um an meine Beute zu kommen. Immerhin hatten sie die drei Bauern auch einfach abgeschlachtet. Aber es gab zwei Dinge die gegen dieses Vorgehen sprachen, auch wenn ich es am Ende immer noch tun würde, sollte sich keine friedliche Lösung finden lassen. Zum einen haben mich meine Reisen gelehrt, das auch das Leben so primitiver Wesen wie Goblins einen gewissen Wert für den Lauf Deres hat und man es nicht ohne Grund beenden sollte. Und auch hier würde ich nicht nur an mich, sondern in erster Linie an meine Gefährten denken müssen. Auf jeden von uns Kämpfern (die Elfe, MaLuf und Sari rechnete ich jetzt da schon gar nicht ein) würde etwa acht Goblins kommen. Das war für mich kein Problem, insbesondere nicht dank des drakonischen Leib des Humus über den ich verfügte und der mich gegen die primitiven Holzspeere und Knochenpfeile quasi immun würde werden lassen. Aber Aknason und Sindaja? Sicher, sie würden wohl mittlerweile gute Kämpfer sein, daran hatte ich keine Zweifel. Aber eine achtfache Übermacht soll man nicht unterschätzen, so schwach der einzelne Gegner auch sein mochte. Insofern wollte ich ihr Leben keinem unnötigen Risiko aussetzen.

Der Beschluss war also, erst einmal zur Verhandlung offen auf das Lager zuzugehen. Sindaja überraschte mich dann damit, dass sie sogar rudimentär die Sprache der Goblins beherrschte und die Verhandlung für uns führen konnte. Ich kürze das ganze jetzt etwas ab. Der Sprecher der Goblins schien eh nichts zu sagen zu haben, weil er immer wieder im Zelt seiner Schamanin verschwand um sich Anweisungen zu holen. Es kostete mich einen Topf, auch nur einen Blick auf den Sternensplitter werfen zu dürfen, aber das war es wert. Der Stein schimmerte schwarz und ölig und strahlte dabei eine Kraft aus, die ich direkt spürte. Der obligatorische Odem Arcanum nur um sicherzugehen brannte mir Flecken auf die Augen, als hätte ich zu lange in die Sonne gesehen. Diese Goblins wussten gar nicht, was hier vor ihnen lag. Gut, ich selber eigentlich auch nicht genau, aber war ich vorher schon davon überzeugt dieses Ding haben zu wollen, war daraus jetzt absolute Gewissheit geworden. Es war nur die Frage ob mit oder ohne 25 Goblinleichen.

Die folgende Verhandlung gestaltete sich wieder zäh, aber am Ende waren wir uns sogar einig. Der Stein gegen meinen Streitkolben, ein Schwert und ein Dolch die MaLuf noch von den Pferden würde holen müssen, weil er sie in meiner Satteltasche deponiert hatte, ein Dolch und ein paar Rüstungsteile Sindajas sowie ihre Pfeile. Ein Tausch, mit dem ich gut Leben würde können. Wir schlugen unser Lager weiter unten auf, bevor die Nacht hereinbrach.

Zu meiner Überraschung erwachte die bisher recht lethargische Elfe mit einem Mal zum leben und begann zu sprechen. So erfuhr ich, das ihr Name Alari war und sie auf der Suche nach ihrem Bruder die Heimat verlassen hatte. Im Großen und Ganzen war es das aber auch schon, da ihr Garethi recht  dürftig war, in mein Isdira im Gegenzug auch nicht viel besser. Meine freundliche Begrüßung auf elfisch wurde zumindest mit der bitte kommentiert, es doch lieber sein zu lassen... Zur Sicherheit teilten wir natürlich Wachen ein, den Goblins war im Zweifel nicht zu trauen, aber die Nacht verlief völlig ruhig. Am nächsten Morgen gab ich MaLuf 5 Dukaten für die Tauschwaffen die er holen sollte, und Aknason sollte ihn zur Sicherheit begleiten. Da Sindaja recht nervös war, ob wir es denn rechtzeitig zurück schaffen würden fragte ich die Elfe Alari, ob sie denn die beiden mit ein wenig mehr Ausdauer ausstatten könnte - es dauerte ein wenig, bis ich ihr verständlich machen konnte, dass damit ein Movimento Dauerlauf gemeint war, was ja eine typische Elfenformel ist. Aber diesen Cantus beherrschte sie anscheinend nicht. Dafür überraschte uns Sari mit der Aussage, sie hätte eine Salbe oder Kräuter, die ähnlich wirken würden, also einem Menschen das unbeschwerte Laufen über lange Strecken ermöglichen könnten. Ganz schlau wurde ich nicht daraus, da auf Rückfrage in der Salbe nur Bärenfett und Asche zu sein schienen, aber ich lies sie gewähren. MaLuf lies sich einige seltsame Zeichen auf die Brust malen, bevor die beiden Aufbrachen. Aber ich hatte meine Zweifel, ob es wirklich helfen würde. MaLuf schien auch nach kürzester Zeit, kaum aus dem Tal heraus, schon völlig außer Puste zu sein. Half wohl doch nichts, und die Höhenluft vertrug er offensichtlich nicht so gut.

Wir anderen bezogen im Gegenzug einen Spähposten mit Blick auf das Goblinlager, nur um sicher zu gehen das die kleinen Pelzigen sich nicht doch anders entschieden und heimlich davon machen würden. Die Rotpelze hatten wohl den gleichen Gedanken, und wir wurden ebenso beobachtet. Das Sprach zumindest dafür, dass sie den Handel ernst nahmen. Da wir den Tag über viel Zeit hatten, erzählten wir uns ein wenig Geschichten. Insbesondere über die Elfe versuchte ich ein wenig zu erfahren, was ein schwieriges Unterfangen war. Im Gegenzug zeigte sie sich aber sehr interresiert, als ich auf die dunklen Elfen in der Wüste, die Drachen und Pardona zu sprechen kam, auch wenn ich den Eindruck hatte, dass sie mir nicht alles glaubte. Aber der Tag verlief ruhig. Um den Speiseplan etwas aufzubessern hätte die Elfe eigentlich jagen sollen, aber diese schien keine Lust zu haben. Dafür durfte ich Saris Wolf bitten, uns etwas zu Essen zu bringen, was dieser anscheinend sogar verstand. Die Ausbeute blieb mit einem einzelnen Rebhuhn aber so dürftig, dass das Tier seine Beute behalten sollte. eine Suppe hätte ich Mangels Topf der nun bei den goblins war eh nicht mehr kochen können.

Auch die folgende Nacht und der halbe nächste Tag waren wenig spektatkulär. Die Elfe versuchte sich nun doch am Jagen und brachte sogar ausreichend Beute mit. Aber Sari, die versuchte in einem Ledersack zu kochen verhunzte das Mittagessen ordentlich - lecker war anders. Dafür kam am Nachmittag Aknason zurück - allein. MaLuf sei derart platt gewesen, dass er ihn im Gehöft zurückgelassen hatte. Er selbst hatte nur kurz geruht und war dann früh wieder aufgebrochen, um die Zeit die ihn der Waldmensch gekostet hatte wieder herinzulaufen. Frühsport nannte er das. Immerhin, Respekt vor seinem durchhaltevermögen! Der anschließende Tausch mit den Goblins lief reibungslos. Wir legten unsere Tauschobjekte, meinen Streitkolben, 2 Dolche, 1 Schwert, Sindajas Helm und Beinschienen sowie einen Köcher Pfeile auf den Boden, und die Goblins schleppten den sicher 15 Stein schweren ölig-schwarzen Klumpen heran. Die Golbins schnappten sich ihren Teil und verschwanden wie kleine Ratten wuselnd mit der Beute. Dann wollte ich den Stein aufheben und verstauen, aber soweit kam es gar nicht.

Als ich den Stein berührte sah ich kurz einen grünen Blitz in meinem Geist - dann umfing mich die schwärze einer Ohnmacht, während ein Teil meiner Sternenkraft aus meinem Körper gerissen wurde. Was war das denn? Ich muss nur kurz weg gewesen sein, denn die Elfe beugte sich über mich und weckte mich direkt wieder auf, während Sindaja aufgeregt herumeierte. Schmerzen hatte ich aber keine, es war also nicht gefährlich. Und etwas dämonisches hatte ich auch nicht gefühlt. Es entspann sich eine kurze Diskussion, an deren Ende ich die Hand der Elfe nahm und auf den Stein legte, in der Erwartung das sie ebenfalls gleich umkippen würde, während Sindaja, die den Stein genommen hatte gar nichts spürte. Die Elfe schien aber nur für einige Sekunden in Trance zu fallen, erzählte dann irgendwas von einem grünen Nebel und dem Gefühl an einen fremden Ort gezogen worden zu sein. Aber sie wurde nicht ohnmächtig. Darüber nachsinnend und diskutiertend machten wir uns auf den Rückweg, der mit dem zusätzlichen Gepäck aber nicht gerade leichter wurde.

Ohne weitere Zwischenfälle erreichten wir Robaks Hof, machten unsere Reittiere fertig und beeilten uns, nach Trallop zurück zu kommen. Nur einmal mussten wir dazwischen noch an der Straße übernachten. Mich hatte die Neugier gepackt. Viel passiert war ja nicht, und ich wollte wissen ob sich das erlebte wiederholen würde, also legte ich die Hand noch einmal auf den Stein. Mit dem gleichen Ergebnis, wieder lag ich bewusstlos am Boden. Als ich erwachte, die zarte Hand der Elfe traf da gerade meine Backe, sah ich, wie Sindaja schon den Stein in ihrem Sattel verstaute. Von wegen der sei gefährlich, Praioskirche, blabla... Nix da! Wenn überhaupt Hesindetempel. Die Praioti würden das Teil im Zweifel ja gar nicht mehr rausrücken. nicht das ich was gegen Praioti hätte, die stehen ja auf der gleichen Seite wie ich, aber ihr Verhältnis zu Magie ist einfach zu verbohrt. Ich kannte mich in Weiden nicht so gut aus, aber Hesindetempel waren hier ziemlich rar - Bildungsfern, wie man den Weidenern so schön nachsagt. Am Ende einigten wir uns auf darauf, erst einmal im nächstgelegenen Ingerimmtempel, das wäre dann in Braunsklamm, dem Ziel des Botenritts am Tunier, nachzufragen, ob die uns sagen könnten, was das für ein Material sei. Dann würden wir weiter sehen.

In Trallop wurden wir dank Sindaja ohne weiteres in die Stadt und die Burg gelassen. Nur die Elfe hatte eine kurze Diskussion am Tor, weil sie die Wache nach ihrem Bruder fragte. Es gab anscheinend auch ein paar Elfen in der Stadt, insbesondere im Bordell. Da wurde ich hellhörig und erbot mich, mit Alari später dort hinzugehen und nach ihrem Bruder zu sehen. Auf dem Weg durch die Stadt wurde die Elfe immer grüner im Gesicht. Es roch ganz normal fand ich, aber sie jammerte dauernd, wie sehr es hier stinken würde. Das Ende vom Lied war, dass sie auf der Burg hoch oben auf dem höchsten Turm Frischluft schnupperte, während Sindaja und ich Arlan aufsuchten. Bei Arlan befand sich auf Herzog Bernfried, der Gemahl von Arlans Mutter Walpurga. Es gibt nur wenige Adelige vor denen ich freiwillig das Knie beugte, aber der Herzog von Tobrien gehörte für mich eindeutig dazu. Als gebürtiger Tobrier fühlte sich das einfach richtig an. Wir berichteten kurz das erlebte und am Ende waren zwei Dinge klar. Erstens, die Goblins waren viel zu nahe an den menschlichen Siedlungen, da würde nach dem Tunier mal wieder eine kleine Strafexpedition fällig werden. Und zweitens holte man die Heilmagier aus Donnerbach, die für das Tunier da waren, um den mitgebrachten Stein einer Analyse zu unterziehen.

Die drei Magier in ihren weißen Roben diskutierten kurz das wenige, was wir ihnen erzählen konnten. Einer berührte sogar den Stein mit seinem Stab - und fiel dabei nicht um. Gut! Das machte die Analyse dann leichter... ich bot mich an in den Unitatio der drei einzusteigen, und es begann eine einstündige magische Analyse des Objekts. Wobei man außer roher, geballter Kraft mit losen Enden an den Bruchkanten wenig erkennen konnte. Keine Struktur, kein Cantus, keine Repräsentation, nichts außer reiner Kraft. Interessant war, dass die losen Fäden sich, als der Magus die Hand danach ausstreckte, wie Tentakel nach ihm tasteten, aber er zog die Hand rechtzeitig wieder fort, bevor sieihn berühren konnten. Das war mir dann wohl passiert, als ich ihn so berührt hatte. Faszinierend, aber wenig erleuchtend. Zumindest waren wir uns alle einig, das nichts dämonisches damit vor sich ging und auch keine akute Gefahr von dem Objekt ausging. Allerdings lagen ja irgendwo noch 5 andere herum, mit denen wer weiß was passieren mochte, weswegen der Herzog beschloss späher auszusenden, um bis nach dem Tunier zumindest zu wissen, wo wir im Zweifel zu suchen hatten.

Der Besuch mit Alari im Bordell am Nachmittag fand nicht statt. Sie brachte es nicht über sich, wieder in die für sie so müffelige Stadt zu gehen, sondern wollte stattdessen mit Sindaja raus aus der Stadt, die nach ihrem Nashon in irgend einem entfernten Pferch sehen wollte. Das Tier hatte man aus dem Stall schaffen müssen, da es die Pferde wuschig machte und die Stallungen der Burg seiner Kraft nicht standhalten konnten. Also ging ich allein in das Haus mit dem schönen Namen Rote Laterne, Alari versprechend nach ihrem Bruder Kalandir zu fragen. Die Wache konnte mir, wohl auf Grund eigener Erfahrung, den Weg recht genau beschreiben, kaum zu verfehlen und an der Stadtmauer gelegen. Im schummrigen Gastraum war wenig betrieb, lag wohl an der Tageszeit, nur einige wenige Frauen warteten gerade auf Arbeit. Keine Elfen anwesend. Ich begab mich zum Tresen und fragte das hübsche blonde Mädel dahinter, ob es hier einen Elfen Namens Kalandir gäbe, aber dem war nicht so. Hier arbeiteten nur Elfendamen. Auf eine solche beschloss ich dann zu warten, dieses Erlebnis wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen! Leider würde es noch zwei Stunden dauern, bis die erste sich einfinden würde. Aber die Zeit vertrieb ich mir mit einer Flasche Rotwein und dem jungen blonden Mädel, zumahl die hier aufgerufenen Preise in Weiden wirklich sehr zurückhaltend waren. Gerade einmal 6 Silberlinge kostete mich dieses erste Vergnügen. Die später kommende Elfe mit der ich die Nacht verbrachte bevor ich im Morgengrauen zurück zur Burg ging war dann mit 2 Goldstücken schon etwas kostspieliger, aber immer noch nicht unverschämt teuer. Auf der anderen Seite... war ich irgendwie enttäuscht. Ich hatte mir irgend etwas zauberhaftes, elfenhaftes erwartet. Etwas besonderes. Aber außer das diese Elfe spitze Ohren hatte und natürlich sehr hübsch war, gertenschlank, sehr biegsam und auch irgenwie ein wenig anders, war es im Grunde nichts besonderes. Die Elfe wirkte befremdlichwerweise irgendwie zutiefst menschlisch und das lies mich meiner Erwartungen betrogen dann ernüchterter zurück, als es nötig gewesen wäre. Badoc im Endstadium, schoss es mir durch den Kopf.

Entsprechend geknickt und mit ein wenig schwerem kopf vom Wein kam ich dann zum Rondradienst auf der Burg an, den ich passiv mitverfolgte. Meine leicht gedrückte Stimmung muss man mir wohl auch angesehen haben. Aber dann stand der Aufbruch nach Braunsfurth bevor, das allgemeine treiben wurde dichter, zwei Kutschen wurden beladen und schon bald würde es losgehen.

Unser Aufbruch am frühen morgen blieb natürlich nicht unbemerkt. noch auf dem Weg durch Trallop wurde dem Prinzen und seinem Gefolge zugejubelt, und auch weiter glich die Reise mehr einer Prozession als einer zielgerichteten Fortbewegung, da wir nur langsam voran kamen. Das war aber so gewollt. Das Volk sollte seinen zukünftigen Herrscher sehen und bejubeln können. Der Zug war gleichsam auch eine demonstration der Herrschaftsansprüche wie der Volksnähe. Wohin wir auch kamen, wurden wir schon erwartet und mit allen Ehren Empfangen und bewirtet. Kein Wunder also, dass wir für die kurze Strecke mehrere Tage benötigten. Ansonsten war über die Reise wenig zu erzählen, wer hätte sich auch an einem Troß Ritter und Rondrianern in diesen Landen versuchen sollen? Einmal wollte ich sogar unsere Gesellschaft mit einem kleinen Wortspiel aufheitern das ich in Kunchom aufgeschnappt hatte, aber der Versuch scheiterte kläglich. Entweder haben Rondrianer einfach keinen Humor, oder sie haben den Witz nicht verstanden. Der ging in etwa so, als ich Herrn Aknason fragte, warum er nicht in der Kutsche reiste. "Warum fahren Rondrianer am liebste in einer 6er Ferrara-Kutsche? Es sind Mehrtürer!" wobei das letzte Wort betont wie Märtyrer ausgesprochen wurde. Nun ja, wie gesagt, der Versuch scheiterte kläglich und ich erntete bis auf eine einzelnde Dame nur verständnislose Blicke.

Bei Braunsfurth angekommen war der Festplatz mittlerweile fertiggestellt. Dutzende Zelte und Wimpel erhoben sich auf der Wiese, Tunierbahn und Kampfplätze waren angelegt, eine Tribüne errichtet, der Festplatz mit Podest für die Künstler fertig, Buden von Händlern aufgestellt und allerlei Volk anwesend, das die Ankunft seiner prinzlichen Majestät gebührend feierte. Ich war beeindruckt. Hier hatten sich sicherlich sieben- oder achthundert Leute versammelt. Das Lager hatte man mit einem Holzzaun in zwei Bereiche geteilt, standesgemäß die bewachte Unterkunft der Adligen, Geweihten und Ehrengäste, sowie das äußere Lager für alle anderen. Wieder einmal war eine Diskussion mit dem Wilden MaLuf nötig, warum er denn jetzt nicht dort mit hinein durfte. Der Bursche nahm sich selbst ziemlich wichtig hatte es den Anschein. Und war dafür umso beleidigter, wenn man ihn abwies. Die Rondrianer bekamen einen eigenen Bereich zugewiesen um ihr Lager aufzuschlagen, Sindaja nahm Quartier zusammen mit den anderen Alan-Rittern und ich durfte ein mit Tüchern unterteiltes Zelt beziehen, in dem noch andere Gäste des Prinzen untergebracht waren, von denen ich aber keinen Antraf als ich mein Gepäck abstellte.

Da es am nächsten Tag schon losgehen sollte wurden wir gleich noch auf die Registratur aufmerksam gemacht, die die Anmeldung zum Spektakel entgegen nahm. Auch hier gab es wieder zwei Tische zum anstehen, was erneut eine Diskussion mit MaLuf bedeutete. An der einen, deutlich kürzeren Schlange, die dafür aber über 2 Schreiber verfügte meldete sich der Adel an, und auch ich durfte als Ehrengast auf Nachfrage dort vorstellig werden. Die Andere, deutlich längere Schlange hatte einen Schreiber und war für das einfache Volk gedacht. Meine Erfahrung mit solchen Veranstaltungen hielt sich bisher ja in Grenzen, deswegen musste ich immer wieder Sindaja und Aknason fragen, was den jetzt zu tun und richtig sei. Am Ende nahm man mir 2 Dukaten als Gebühr ab, und ich schrieb mich für den Kampf mit den Einhandwaffen und den Botenritt ein, auch wenn mir von Anfang an klar war, dass ich wohl keine Chance auf einen besonderen Erfolg haben würde. Im Kampf war ich zwar gut, aber auf das Tuniergeplänkel bereitete einen das wahre Leben nicht vor, ich war da eher für den echten Einsatz im Feld geschult. Und Reiten war für mich eher eine Art Fortbewegung und kein Wettkampf, da würde ich weder an die Ritter noch Botenreiter heranreichen. Aber sei es drum, es ging ja ums Vergnügen. Im Nachhinein hätte ich mich wohl besser fürs Gehaue der Gemeinen angemeldet, das war erstens Billiger, und zweitens wohl auch einfacher...

Bemerkenswert war noch, das wir beim warten auf einen alten Bekannten stießen. Der Nivese Vik aus Caunus Stamm hatte sich als Bedeckung eines Händlers für Tunierbedarfe (er wollte mir direkt Tunierstreitkolben, Wappenschilde und ähnliches verkaufen) auf das Gelände verirrt. Der Bursche war mir damals in Garetien auf meiner letzten Reise schon aufgefallen und in Erinnerung geblieben. Ihn jetzt hier zu treffen war ein unerwarteter Zufall, aber seiner Profession als Bedeckung für Händler schien er treu geblieben zu sein. Sindaja, Aknason und die Anderen schienen ihn ebenfalls, wenn auch von einer Reise ins Svelltland zu kennen, so dass wir ihn kurzerhand zu uns nahmen. Am Vorabend des Tunier wurde zuerst standesgemäß getafelt, wobei ich den Bereich des Adels recht bald mit einem Krug Wein verlies um mich unters Volk zu mischen. Da waren mit die einfachen Leute dann doch näher als die Hochgebohrenen. Hier wurde wenigstens ordentlich gefeiert. Gaukler gaben ihre Kunst zum Besten, Musiker spielten auf und die Stimmung war ausgelassen, wie ich es im Reich die letzten Jahre selten erlebt hatte. Es erinnerte mich ein wenig an die Erntefeste meiner Kindheit und ich fühlte mich rundum wohl unter diesen Leuten.

Der nächste morgen wurde, wie es wohl üblich ist, mit einem Rondradienst von der Fürsterzgeweihten eröffnet.Sie rief den Segen der himmlischen Leuin herab und bald machten sich die Teilnehmer der ersten Disziplin bereit. Es sollte mit dem ersten Waffengang der Tjost losgehen, die von Alan persönlich eröffnet wurde. Micht trieb derweil immer noch der Mangel eines eigenen Wappens um. Nach kurzer Beratung mit Aknason und Sindaja war klar, das ich wohl adlig sein musste, um ein Wappen führen zu dürfen. Mein Kampf stand am Abend an, also musste es schnell gehen. Und in den Adelsstand würde mich demnach wohl Alan erheben können. Der Gute stand recht nervös neben seinem Pferd, als ich zu ihm ging, es war auch für ihn sein erstes Tunier. Ich erläuterte ihm in aller Eile mein anliegen, aber das Ergebnis war ein völlig anderes, als ich erhofft hatte. Anstatt mich mit einem Titel schmücken zu können ereichte ich nur, dass der Prinz erheitert schmunzelnd, aber zumindest abgelenkt von seiner Nervosität zum Gestech antrat, das er dann auch prompt gewann. Vik und MaLuf, die vorher noch bei einem Buchmacher zum wetten gewesen waren, behaupteten der Gegner sei quasi schon freiwillig aus dem Sattel gefallen, aber das tat dem Jubel des Volkes keinen Abbruch. Auch Sindaja schlug sich gut und stieß ihren Gegner, der etwas unsicher im Sattel saß und beim ersten Versuch nicht mal sein Pferd zum laufen brachte, schnell vom Pferd.

Als ich im Fortgang des Tages zur Auslosung meines Kampfes durfte war Phex nicht mit mir. Als Gegnerin zog ich direkt in der ersten Runde die Fürserzgeweihte Aldare von Donnerhall in ihrem goldenen Kettenhemd und mit ihrem kunstvoll gearbeiteten Tunierschwert. Da brauchte ich mir nur wenig Hoffnung zu machen... und so kam es dann auch. Der Fechtkunst dieser vollendeten Kämpferin hatte ich wenig entgegen zu setzen. Meine wuchtigen Hiebe trieben sie zwar einmal zurück als ich sie mit einem Hammerschlag überraschte und meine gekonnt gesetzten Paraden mit dem Schild retteten mir einige Zeit den Pelz, aber gegen ihre unglaublich schnellen stöße und verwirrenden Hiebe war ich am Ende machtlos. Ich musste die drei Treffer einstecken, die ihr zum Sieg reichten, ohne sie auch nur Ansatzweise erwischt zu haben. Mein Plan, zumindest ihr Schwert mit der Wucht meiner Schläge zu brechen war ebenfalls gescheitert, das Mistding hatte nicht einmal geknarzt, egal wie heftig ich dagegen geschlagen hatte. Immerhin zollte man mir danach Respekt, ich hätte länger durchgehalten als die meisten. Nun ja, ich sagte ja, ich bin eher für den echten Kampf ausgebildet...

Aknason und Sindaja schlugen sich da besser und erreichten beide die nächste Runde, bevor es am Abend wieder zum feiern ging, während beim Bogenschießen Vik sich noch ganz passabel Schlug, aber unsere Elfe sich desaströs blamierte und direkt ausschied. Das Fest fiel heute etwas gesitteter aus, da am nächsten morgen direkt mit den Kämpfen auch des gemeinen Volkes der Spaß für die breite Masse anstand und jeder dabei zumindest soweit es ging fit sein wollte. Nach dem obligatorischen Gottesdienst durfte MaLuf antreten, der sich leichtsinnigerweise dazu hatten hinreisen lassen, sich zu registrieren. In der Meinung seinen Frust mit ein paar Maulschellen beim Gehaue ablassen zu können lag er aber offensichtlich falsch. Statt mit der blanken Hand wurde natürlich auch hier mit der Waffe gekämpft, und man sah sofort, dass er das bisher nicht gelernt hatte. Einen Holzstecken wie einen Speer führend wurde er kurzerhand von seinem Gegner besiegt.

Im weiteren Verlauf des Tages gewann das Spektakel an fahrt. Die Tjost wurde fortgesetzt und Alan schaffte es erneut zu gewinnen, Sindaja tat es ihm gleich und holte einen ihrer Rittergefährten vom Pferd und anschließend sogar noch einen Sieg bei den Einhandwaffen. Aknason hingegen hatte das gleiche Pech wie ich und musste gegen seine Herrin Aldare antreten, die ihn ebenfalls, wenn auch in einem deutlich kunstvolleren Gefecht, vom Platz fegte. Vik hingegen hatte im Bogenschießen an diesem Tag dann keine Chance mehr. Der Tag wäre an sich nicht spektakulär gewesen, wäre nicht noch der Abend gekommen. Das Fest war in vollem Gange, als sich unter die Musik der Spielleute vertraute klänge mischten. Irgendwer spielte die tobrische Bauernpolka! Ich wurde ganz rühreslig und etwas dusselig dabei, während um mich herum die Leute einen glaßigen Ausdruck in den Augen hatten. Die Musik wurde immer lauter, selbst als der Spielmann auf der Tribüne zu Boden sank. Hier ging etwas nicht mit rechten Dingen zu! Als ich selbst auf das Podest kletterte um mir einen Überblick zu verschaffen sah ich es. Vom Waldrand näherten sich etwa ein halbes Dutzend gestalten, eine davon in grüne Blätter gehüllt auf einem Tiger reitend dem Lager, von denen die Musik kam. Als sie die Bühne passierten war es eindeutig. Elfen. Ich begrüßte sie in meinem besten Isdira, wurde aber ignoriert. Was wollten die hier? Es viel mir schwer mich zu konzentrieren und gegen die Müdigkeit anzukämpfen.

Der Zug der Spitzohren ging direkt auf das Adelslager, den Prinzen und Sindajas Zelt zu. Ich folgte ihnen, schwer einen Schritt vor den anderen setzend. Aber den Prinzen, der geschützt hinter ein paar Rittern und Rondrianern stand liesen sie links liegen. Stattdessen holten sie, als wäre es nichts, unsere Reisekiste mit dem Stein aus Sindajas Zelt. Das wollte ich dann doch nicht zulassen. Ich versuchte den Elfen mit klaren, deutlichen, bestimmten aber freundlichen Worten verständlich zu machen, dass dies mein Eigentum sei und sie die Kiste wieder abstellen sollten. Und wurde erneut ignoriert. Noch zwei mal bemühte ich mich um eine friedliche Lösung, oder wenigstens darum gehör zu finden, aber es half nichts. Als zwei der Burschen meine Kiste an mir vorbei trugen legte ich meine Hand darauf, als deutliches Signal meines Anspruchs. Das war dem Anführer wohl zu viel, denn ich verstand nur so etwas wie "Macht schnell", und schon zogen die dürren Gestalten ihre Waffen. Ich riss ebenfalls Streitkolben und Schild heraus, aber da hatte ich schon den ersten Treffer kassiert. Seit wann waren Elfen so gewalttätig? Ich hatte ihnen doch gar nichts getan? Aber dieser Gedanke musste in den Hintergrund treten, da ich mich mit zwei ungemein schnellen, geschmeidigen und starken Gegnern konfrontiert sah. Wenigstens kam Sindaja jetzt an meine Seite. Ich parierte einige Angriffe, konnte aber selbst keinen Treffer landen da ich mich immer noch benommen fühlte, bevor ich von dem Elf auf dem Tiger hörte, was auf elfisch so viel bedeutete wie "Blitz dich find". Sterne tanzten vor meinen Augen, und ich sah meinen Gegner kaum noch. So würde ich nicht gewinnen können. Ich nahm seinen nächsten Angriff, der tatsächlich ziemlich schmerzte, mit der Brust und schleuderte ihm im Gegenzug meinen Fulminictus entgegen. Dafür musste ich ihn nicht klar sehen. Nimm das Bursche, dachte ich grimmig. Das entsetzte Keuchen meines Gegners und das verärgerte Knurren des Oberelfen bestätigten mich. Aber irgendwie hatte keiner der anderen Ritter den Arsch im Kettenhemd, mir zur Hilfe zu eilen. Als ich die Retoure in gleicher Art und weise von dem Tigerreiter kommen hörte blieb mir gerade noch Zeit, Hesindes Wehr, mein treues Amulett zu aktivieren. Es knisterte ganz ordentlich, als sien Fulminictus bei mir einschlug und den Schutz auf einen Schlag fast vollständig zerstörte. Bei Kor, damit hätte er mich wohl getötet! Ich sammelte noch einmal meine Kraft, schleuderte meinem Gegner ebenfalls erneut den Zauber entgegen und trieb ihn damit aus dem Kampf, aber im Gegenzug steckte ich erneut schwere Treffer ein und war kaum noch in der Lage mich auf den Beinen zu halten. Ich konnte es nicht mehr verhindern und machte einen Schritt zurück, als die Elfen meine Kiste wieder aufnahmen und vom Platz schritten. Es war nur ein Stein, und diese Kerle keine Dämonenpaktierer soweit ich das sagen konnte. Dies war kein Kampf, den man bis zum Tot führen musste. Aber die Gesichter merkte ich mir. Das war jetzt eine persönliche Angelegenheit, und das das letzte Wort noch nicht gesprochen.

Meines lädierten Körpers nahm sich dankenswerterweise einer der Heilmagier aus Donnerbach an, ein Magister namens Adran, der mich gekonnt mittels eines Balsams wieder einigermaßen herstellte, wohingegen sein Verband weniger professionell wirkte. Dafür gab er mir dann noch eine Portion Thonnys um meine arkanen Kräfte schneller zu sammeln. Die Feier war aber erst einmal vorüber. Als nächstes machten wir uns nach einer kurzen Diskussion mit dem Prinzen und den Geweihten auf nach Spuren der Elfen zu suchen. Die hatten sich noch nicht einmal Mühe gegeben, diese zu verbergen. Eigentlich hätte ich erwartet, das MaLuf und Sari größte Mühe haben würden etwas zu finden, aber die Spuren waren ziemlich offensichtlich. Im Wald fanden sich neben den Spuren der 6 Elfen die uns heimgesucht hatten noch die von 8 weiteren, die gemeinsam von dannen gezogen waren gen Westen.

Als wir zurück ins Lager kamen traf gerade ein abgehetzter und erschöpfter Bote ein. Nach seinem Bericht hat es im nördlichen Finsterkamm, wo wir ebenfalls einen abgestürzten Stein vermuteten, ein schweres Erdbebeb gegegeb, dass man bis hinunter in die Ebene gesprüt hatte. Er nannte den Ort Beornfirn als nächstgelegene Siedlung. Der Weg in den Finsterkamm hinauf von dort aus sei aber durch enen Erdrutsch verschüttet, der den Pfad zur Eselszucht am Klippenwindhof nun versperrte. Auf unsere Frage nach Langohren gab er aber an, Elfen habe man dort nicht gesehen, nur Zwerge. Diese würde sogar gegen Bezahlung die Straße räumen, aber wer hatte schon das Gold um die gierigen kleinen Kerle zu entlohnen?

Wir waren kaum mit dem Boten fertig, als es vom Rand des Lagers Alarm gab. Auf einem schäumenden Pferd trabte eine schlaf im Sattel hängende Gestalt heran aus der 2 lange Pfeile ragten. Der Reiter war einfach gekleidet, sein Pferd kräftig, eher ein Rückegaul als ein Reittier. Natürlich nahmen sich die Heiler gleich des armen Kerls an, während ich mir die Pfeile dann näher besah. Normal gefiedert und gut gearbeitet, versehen mit Knochenspitzen aber zu lang und zu gut für einen Goblin- oder Orkpfeil. Aber Elfenpfeile sahen in meinen Augen auch anders aus, auch wenn ich da kein Experte bin. Wir gönnten dem Mann kurz Ruhe, bevor wir ihn dringlich befragten. Er war Holzfäller, Edil Bachwiese mit Namen, aus der Gegend von Anderat und hatte die Gegner nicht gesehen, also blieb weiter offen ob es sich um Elfen oder anderes handelte. Er wollte im Holzfällerlager gerade eine Lieferung für den Ort holen, als sie dort aus dem Hinterhalt beschossen wurden und er wohl als einziges entkam, weil er sein Pferd noch gesattelt hatte. Da würden wir mit ihm wohl einen Boroni nach Südwesten schicken müssen.

Erneut hielten wir eine kurze Beratung ab, aber wir waren uns schnell einig, das es wohl unmöglich sein würde die Elfen ein- oder zu überholen, zumal sie anscheinend recht genau wussten wonach sie suchten, im Gegensatz zu uns. Da sie nach Südwesten gegangen waren würden wir versuchen ihnen im Finsterkamm zuvor zu kommen, wobei Maister Adran uns begleiten wollte. Die für eine schnelle Reise notwendigen Pferde stellte man uns natürlich, zumindest denen die selbst keine hatten. MaLuf, das junge Großmaul, gab erst damit an Reiten zu können, nur um sich im weiteren Verlauf der nächsten 2 Tage konstant jammernd über seine schmerzende Kehrseite und die Beine zu beklagen. aber wir kamen trotzdem zügig voran und hatten ansonsten keine Probleme. Dank Sindajas und Aknasons anwesenheit wurden wir, woimmer wir auch hin kamen, respektvoll und zuvorkommend behandelt. Nach 2 Tagen, in denen der Magister noch einmal meine Verbände wechselte und ich mich leidlich erholt hatte, kamen wir in Beornfirn an. Dort erfuhren wir zwar nichts neues, machten uns aber für den Tags darauf anstehenden Aufstieg in die Berge bereit. Von hier ab würde es wegen des Erdrutsches wohl zu Fuß weitergehen, wobei MaLuf wieder einen Teil meines Gepäcks trug. Diese letzte Nacht nutzte ich noch, um mein verbrauchtes Amulett wieder aufzuladen. Wie ich wieder einmal gemerkt hatte, das gute Stück rettete mein Leben.

Der Aufstieg zum Klippenwindhof war nicht sonderlich Spektakulär, selbst der Weg über das Geröllfeld stellte mich vor keinerlei Herausforderungen, im Gegensatz zu meinen in den Bergen unerfahreneren Gefährten, denen ich gelegentlich helfen musste. Aber ich übernahm die Führung und suchte den einfachsten Weg durch das Terrain, so dass am Ende alle wohlbehalten ankamen. An diesem Abend hatte ich Aknason, der wohl auch nicht genau wusste was uns erwartete, endlich soweit das er bereit war meinen Streitkolben zu weihen. Man konnte ja nie wissen, wann der nächste Dämon um die Ecke kommen würde. Wobei er mich eindringlich darauf hinwies, die Gebote Rondras zu achten, blablabla... MaLuf und Sari wollten wieder einmal im freien Wald und nicht im Haus schlafen, aber das waren wir ja schon gewohnt. Leider blieb die Nacht genau deswegen nicht ruhig. MaLuf kam, wieder einmal mit seinem jammernden Tonfall, zu uns und wies einen Biss im Nacken vor und erzählte, das Sari und ihr Wolf Wala verschwunden waren, er habe nur den heißen Atem im Ncken gespürt und sei dann geflüchtet.

Keine Frage, wir mussten das Mädel finden. Mit Fackeln zogen wir direkt los und begannen mit der Suche. Ein tot im Wald liegender Wolf zeigte uns, dass die Richtung stimmte, zum Glück war es nicht Wala. Wir folgten dem heißeren Knurren das zu hören war und kamen zu einer Lichtung, auf der Sari und ihr Wolf von anderen Wölfen eingekreist stand, die wie im Wahn nach ihnen schnappten. Als wir uns dazwischen drängten um sie zu entlasten fiel uns auf, dass wir quasi völlig ignoeriert wurden, die Wölfe sich aber auch untereinander angriffen, anscheinend zwei verschiedene Rudel. Daher beschränkten wir uns darauf, Sari und Wala, die nach wie vor angegriffen wurden, abzuschirmen, während sich die verfeindeten Wölfe gegenseitig den gar ausmachten. Als am Ende noch ein geschwächtes und verletztes Tier übrig war versetzten wir diesem noch den Todesstoß, immerhin war nicht klar, was diese Biester in die Raserei getrieben hatte oder ob sie womöglich krank waren.

Am nächsten Tag wiesen uns die Bewohner des klippenwindhofs, die auch einige Männer vermissten die aufgebrochen waren um nach dem Stern zu suchen (Dejavu!) den Weg in die Berge. Durch den Wald, an einem See links vorbei und hinauf auf die Gipfel. Nur das wir auch nach einem halben Tag Wanderung, und wir waren uns sicher nicht falsch gegangen zu sein, das war in dem Tal ja eigentlich nicht möglich, immer noch keinen See gefunden hatten. Nur dichten Wald, der es nahezu unmöglich machte sich vernünftig zu orientieren oder von einem erhöhten Punkt aus zu spähen. Dafür stießen wir mittem im Wald auf einen gepflegten Schotterweg, auf dem sich nicht einmal ein Blatt Laub oder ähnliches befand. Was hatten uns diese Dörfler verheimlicht? Am Ende des Pfades wartete dann die nächste Überraschung auf uns. Eine steinerne Treppe führte hinauf zu einem Gebäude mit Flachdach vor dem eine geschändete Greifenstatue stand. Vorsichtig betraten wir den Raum hinter dem Eingang, anscheinend eine ehemalige Bethalle. Wer zum Namenlosen stellte hier oben am Berg einen Schrein für Praios hin? Eine Tür die weiter ins Innere führte war verschlossen, leistete aber nur kurz Widerstand. Der muffige Geruch von Tot und Verwesung schlug uns entgegen, denn in der Kammer dahinte, wahrscheinlich in den Fels getrieben, lagen die Leichen von drei seit langen Jahren verstorbenen Bannstrahlern. Doch egal was wir uns überlegten oder taten, der Ort blieb ein Rätsel, von dem wir uns später mit mehr Fragen lösten um unsere Suche fortzusetzen, als das wir Antworten gefunden hätten.

Während wir weiter durch den Wald gingen, mittlerweile quasi ohne Pfad und nur die Richtung haltend in der wir den Stern vermuteten, griffen uns noch drei wildgewordene Kronenhirsche an. Imposante Tiere, majestätische Erscheinungen, aber vor unseren blanken Waffen natürlich keine Gegner. Dafür fanden wir eine Schutzhütte, wie sie Wanderern oder Hirten gelegentlich im Gebirge gebaut wurde. Noch war es hell, aber wir beschlossen zu Rasten. Während die Anderen das Lager vorbereiteten machte ich mich daran, auf einen der hohen Bäume zu klettern. Irgendwo musste ja ein Loch im Wald sein, wo sich der angebliche See befinden müsste. Stattdessen sah ich in der Ferne, dort wo das Dörfchen Klippenwindhof sein musste, dichten schwarzen Rauch aufsteigen? Was war nur geschehen? Als ich die Nachricht weitergab waren Aknason und Sindaja natürtlich dafür, sofort umzukehren und zu helfen. Aber was würen wir finden? Selbst wenn wir jetzt in die kommende Nacht hinein losrannten, bis wir ankämen wäre alles längst zu spät. Daher blieben wir wo wir waren, der Stern konnte eigentlich gar nicht mehr weit sein.

Es dauerte nicht lang, da brach auch die Nacht herein. Aus alter Angewohnheit und um mich zu orientieren nahm ich den kleinen Ausschnitt Nachthimmel in Augenschein, den man von unserer Lichtung aus sah. Wie normal hielten wir abwechselnd Wache. Es war, wieder einmal, MaLuf, der unglückseelige, der uns aus dem Schlaf riss. Anscheinend hatte er seine Wache auf das Dach der Hütte verlegt, wo ihn ein Panther oder ein ähnliches Tier angefallen und schon wieder in den Kopf gebissen hatte. Sein lautes Jammern und Klagen konnte einem echt auf die Nerven gehen! Dabei lamentierte er dauernd etwas von Kamaluqu und Sumu, die sich nicht vertragen würden oder so ähnlich. Als eigentlich der Morgen grauen sollte blieb es dunkel. Finsterste Nacht, als ob nicht ein Augenschlag vergangen wäre. Ich blickte wieder in den Himmel, und dort standen noch die gleichen Sterne wie vor Stunden. Konnte das sein? Waren wir ausversehen durch ein Feentor oder etwas in der Art gestolpert? Aber auch diesmal blieb unsere Beratung ergebnislos, und auf gut Glück brachen wir dann irgenwann auf.

Es dauerte nicht lange, bis ich im dunklen Wald an etwas klebrigem hängen blieb. Im Schein des eilig herbeigebrachten Lichts war das Debakel schnell klar. Spinnen, richtig große, und riesige Netze! Und ich klebte fest. Aknason trat rasch an meine Seite und wir begannen, uns gegen die Krabbler zu verteidigen. Ich musste einige Bisse hinnehmen die brannten und begannen mich zu lähmen, bis alle Gefährten da waren und wir am Ende die Biester erschlagen hatten. Aber in diese Richtung wollte keiner weiter gehen. Aber auch der nächste Weg den wir einschlugen war nicht besser. Auf den Wald folgte totes Land, sumpfig und morastig. Stinkendes Wasser gluckste mit jedem Schritt, während ich voranging um uns einen Weg zu suchen, der nicht unbedingt in einem Pfuhl enden würde. Das Land um uns herum deprimierte uns regelrecht. Insbesondere MaLuf, der wieder jammerte "Sumu ist weg, Sumu ist weg" und Alari schien es besonders mitzunehmen. Aber zum Glück war dieses Trauertal bald durchschritten.

Auf der anderen Seite, endlich hatten wir wieder festen Boden unter den Füßen, hörten wir das Klirren von Waffen die aufeinander schlugen. Meine Treu! Dort waren zwei Weidener Ritter in Wappenröcken, die einen einzelnen Elfen bedrängten! Wobei es nach kurzer Beobachtung eher anders herum aussah. Die Ritter hatten, richtig betrachtet, eigentlich keine Chance gegen den agilen und flinken Elfen, der ihnen mit gezielten Stichen unglaublich geschickt zusetzte und als wir näher kamen um einzugreifen die beiden Ritter einfach enthauptete. Die Unterhaltung mit dem Elfen, übrigens in akkzentfreiem Garethi! war aber kurz und wenig ergiebig. Wir sollten umkehren, er würde uns nicht vorbei lassen. Anscheinend eine Art Wächter. Was wir suchen sei hinter ihm, aber wir würden nicht vorbei kommen. Seine Herrin wollte es nicht. Unsere Mutmaßungen, wer dies sein könnte liefen ins leere, genauso wie freundliche Apelle oder versuche ihn zu überzeugen das es sinnvoll wäre, uns weiter gehen zu lassen. Aber er ging auf nichts davon ein. Sindaja hatte sich die Ritter angesehen, wohl in der Angst diese zu kennen, aber die Ritter waren seltsam, ohne besondere Merkmale die ein Kämpfer in seinem Leben wohl gehabt hätte wie Narben oder ähnliches, fast wie Puppen von der Stange. Hier stimmte etwas nicht. Und nachdem Reden und Denken nichts half... Gewalt konnte manchmal doch eine Lösung sein. Wir zogen unsere Waffen und drangen gemeinsam auf den Elfen ein, wäre doch gelacht wenn wir alle gemeinsam nicht an so einer Bohnenstange vorbei kommen würden.... dachten wir. Er war so verdammt schnell und es war immer noch dunkel! Es dauerte kaum Sekunden, da steckte seine Klinge zur Hälfte in meiner Brust und ich zog mich blutend und röchelnd zu unserem Magus zurück, der sich schon wieder meiner annehmen musste. Und ohne mich wollte der Rest auch nicht weiter machen...

Was sollten wir tun? Am Ende war es dann ganz anders als wir es erwartet hatten. Ich hatte schon die ganze Zeit das unbestimmte Gefühl, das hier etwas nicht stimmte, nicht real sein konnte. Und jedesmal wenn ich diesen Gedanken hegte oder äußerte meinte ich, wie gegen ein Tuch zu rennen, das die Realität von mir trennte. Ein nachgiebiger Schleier, den ich nicht in der Lage war zu zerreisen. Später, jetzt wo wir das Rätsel gelöst hatten, scheint es so klar. Mein einzelner Geist war einfach zu schwach, um das Gespinst aus Lügen zu durchdringen. Erst als wir unserem Unglauben an die ungeheuerlichen Dinge gemeinsam Ausdruck verliehen (ja, wir haben beim ersten mal dabei Händchen gehalten wie Baumkuschler), löste sich das Surreale vor uns auf. Zuerst, das war MaLufs Wunsch, liesen wir das tote Land verschwinden, wobei wir bei der Suche nach dessen Mittelpunkt recht lange herumgeirrt waren. Dann wurden die toten Spinnen hinfortgewünscht. Die dauernde Dunkelheit ließen wir durch Licht ersetzen. Bei der Hütte, zu der wir zurückgekehrt waren ergründeten wir, woher dies alles kam. Anscheinend war es so, das jedes der Dinge die geschehen waren sich aus den Ängsten, Gedanken, der Abscheu oder etwas ähnlichem das uns Anhing repräsentierte. Sari hatte panische Angst vor Spinnen, MaLuf anscheinend Angst das sein Panthergott Kamaluqu sauer auf ihn war weil er zu Sumu überlief, die Wölfe, bzw. das jagende Rudel ängstigten Sari und Wala, Sindaja hatte mir ermordeten Praioti wohl ihre Probleme, Aknason konnte es nicht ab wenn unschuldige in brennenden Dörfern starben (wie ich selbst ja auch), das Tote Land machte gleich mehreren von uns sorgen und die dauerhafte Nacht und Dunkelheit war für Magister Adran ein Problem, während Alari vor dem gefühllosen Elfen eine Aversion hegte.

Wir waren kaum zu dieser doch tiefgründigen Erkenntnis gekommen, da begann auch schon der Boden zu beben. Wenn dies wirklich eine Unwelt war, mussten wir hier heraus. Und der Elf hatte gesagt, er sei der Wächter des Auswegs. Wir rannten und stolperten zurück zu ihm und drängten ihn mit der Kraft unserer gemeinsamen Gedanken aus seiner Nicht-Existenz heraus, bevor er seine Klinge gegen uns heben konnte. Dies schien der geschaffenen Welt den Todesstoß zu versetzen. Es rumpelte noch einmal, dann verschwand der Boden unter uns und wie fielen. Als wir uns aufrappelten standen wir vor einem Schloss. MaLuf blieb der Mund offen stehen - anscheinend waren wir in das Domizils seines Lehrers, dieser merkwürdigen Gestalt namens Marnek, gefallen. So zumindest die erste Vermutung, die nur so lange hielt bis wir genau hinsahen und ein Elf um die Ecke des Stallgebäudes bog. Dieser war anschienend genaus überrascht uns zu sehen wie umgekehrt. Aber immerhin begann er anstatt eine Waffe zu ziehen mit uns zu sprechen. Er stellte sich als Felandir vor und fragte, warum wir Elementare (wie sich heraus stellte kannte er keine Menschen), hier draußen seien, das würden die Wächter nicht mögen. Deswegen bugsierte er uns zur weiteren Unterredung in ein Gebäude, das MaLuf als Schmiede bezeichnete. Die ganze Unterhaltung wiederzugeben wäre jetzt müßig, da sie sich wegen gegenseitigem Unverständnis ziemlich in die Länge zog. Die Erkenntnis die am Ende stand war, das wir in einer Art Globule steckten, die die ururur-alten Elfen als Wachposten oder Festungen im Land geschaffen hatten, noch bevor die großen Elfenstädte errichtet worden waren. Ich habe ja über die Drachen schon so einiges mitbekommen, aber das es vor den Hochelfen auch schon etwas anderes gegeben hatte... die Elfen hier kannten noch nicht einmal Pardona! Und ich hatte gedacht, die wäre mit der Geschichte der Elfen untrennbar verbunden. Dieses ganze Konstrukt hielt anscheinend eine Träumerin (Ur-Elfe, Lichtelfe?) namens Nyosil zusammen, in deren GEdanken wir auch gefangen gewesen waren, wohl als eine Art Schutz dieser Festung. Aber seit einem großen Beben (der Sternenfall?) vor kurzem war anscheinend der Durchlass zwischen den Welten zumindest etwas wieder offen. Was die gelangweilten Wächter freute, die endlich wieder Goblins erschagen konnte, worauf aber MaLuf recht entsetzt reagierte, weil er meinte, das seien die Diener seines Herrn. Felandir ermöglichte uns dann eine Audienz bei Nyosil, die uns weiter erleuchtete. Es gab 6 Türme, so viele wie Sternensteine, und auch die vermuteten Absturzstätten stimmten etwa überein. Ein Hauptmann Namens Alriel hatte die Türme/Welten erschaffen, in denen je ein Traumweber seine einsame Wacht halte und "seine" Welt sowohl erhalte als auch schütze und verberge. Konnte es überhaupt ein Zufall sein, dass sich auf jeden dieser Wachtürme ein Stück des zerborstenen Sterns stürzte?

Nyosil, deren Kraft wohl nach all den Jahrtausenden am schwinden war, hatte für uns nun einen klaren Auftrag. Die Welt dort draußen, so wie wir ihr sie beschrieben hatten, war nicht mehr die Welt ihres Volkes. Und ich will anmerken, es war auch nicht mehr ihr Zeitalter. All die Elfen würden sich hoffnungslos auf Dere verlieren. Aber für uns lag das reelle Risiko, wie uns die marodierenden Spitzohren beriets deutlich gemacht hatten, darin gegen eine übermächtige Armee von 600 zaubermächtigen Wesen antreten zu müssen, die im vermeindlichen Glauben das Land schützen zu müssen durch Weiden oder sogar darüber hinaus zogen. Solch einen Krieg wollte ich mir gar nicht vorstellen, das Reich hatte schon lang und genug geblutet in den letzten Jahren.Wir sollten als ihre Gesandten zu den übrigen Türmen reisen und die dortigen Traumweber und Elfen davon überzeugen, das Friede der richtige Weg sein würde. Wie dieser aussehen mochte, ob sie einfach in ihren Türmen ausharren sollten oder vielleicht in die ewiggrünen Hügel der Salamandersteine gehen sollten wo kein Konflikt mit den Menschen zu befürchten war, vermochte ich aber nicht zu sagen. Die Träumerin entlies uns mit einem Abschiedsgeschenk, das auch als eine Art Legitimation unseres Auftrags dienen sollte. Ein dünner, grüner Elfenmantel mit goldener Fiebel, so fein gewebt, das man meinte hindurchsehen zu können.

Felandir führte uns dann zum Ausgang, der interessanterweise im Labyrinth des Schlosses lag. Wieder sürzten wir durch das graue nichts, dem Limbus, was die These erhärtete in einer Globule zu stecken, nicht nur in einem verheelten Teil Deres. Und dann hatte uns die Welt wieder, umgeben von den schroffen Zinnen des Finsterkamms. Auf dem Rückweg musste zunächst das naheliegende getan werden: Der Klippenwindhof konnte hier oben nicht weiter bestehen, zu groß war die Gefahr für die Bewohner. Aber Esel konnte man überall züchten, und nachdem wir noch ein paar Schauergeschichten vom verwunschenen Wald zum besten gegeben hatten, die Wahrheit war hier nicht unbedingt das sinnvollste, waren die Bewohner auch nur zu bereit, in die Ebene hinunter zu ziehen um ein neues Dorf aufzubauen. Ich will nicht vergessen zu erwähnen, das Arlan diesen Neuanfang später auf bitten von Aknason und Sindaja durch ein Aufgebot an Helfern unterstützen wollte, um ein neues Dorf zu errichten. Wir hingegen werden, nachdem wir dem Prinz und der Fürsterzgeweihten alles berichtet hatten, nun wohl versuchen die anderen Türme vor dem durchgedrehten Kommandanten zu ereichen und die alten Elfen auf dem Pfad des Friedens zu halten. Möge Kor mir gnädig sein, dass ich so einen Unsinn mitmache, aber hier war Blutvergiesen wirklich nicht das Mittel der Wahl.

 

Dieser Eintrag wurde am 7.06.2019 (22:14) verfasst und 505 mal aufgerufen.
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