Tagebuch von Coreylius Wolfhart Greifenfurter
Aller Wege Anfang - von der Geburt bis zum ersten Abenteuer

Geboren wurde der kleine Bub, den wir heute als Coreylius Wolfhart Greifenfurter kennen, am  13. Rondra 13 Hal, das dem Jahr 1007 BF entspricht. Damit ist der junge Mann heute, da wir gerade das Jahr des Feuers überstanden haben nun 21 Jahre alt und in der Blüte seines Lebens stehend ein Ausbund an Vitalität und Kraft, obwohl seine Kindheit und Jugend einen behüteteren Verlauf hätte nehmen können.

Geboren wurde Coreylius als Sohn einfacher Leute. Sein Vater Ilvan Greifenfurter war nicht wohlhabend, aber als Nachtwächter der stolzen Markgrafenstadt Greifenfurt ein respektiertes Mitglied der Gesellschaft. Seine Mutter Prailieb Greifenfurter brachte der Familie als Wäscherin und Hausdame ein bescheidenes Zubrot. Natürlich war der kleine Coreylius nicht alleine. Zwei  Schwestern und zwei Brüder vervollständigten die Familie, die ein kleines Häuschen im Hafen bei der Herberge „Grafenhaupt“ bewohnte. Seinen Mittelname erhielt der Bub nach seinem Onkel väterlicherseits Wolfhart Greifenfurter, der später in seinem Leben noch, wenn auch aus traurigen Gründen, eine wichtige Rolle spielen sollte.

Man konnte den Knaben zwar nicht dumm nennen, aber im Vergleich zu anderen Praiostagsschülern war er auch nicht die hellste Kerze auf dem Leuchter, sondern schwamm meist in der breiten Masse, und damit unter dem Horizont der Priester, mit. Dafür hätte man schon früh bemerken können, dass er von vielen Spielen die er mit seinen Geschwistern und Gefährten trieb zwar keine Ahnung von den Regeln hatte, diese waren ihm meist schlicht zu langweilig, aber seinen fairen Anteil am Sieg hatte er durch pures Glück trotzdem immer wieder. Dumm nur für den jungen, dass Greifenfurt als Stadt des Herrn Praios weder eine Phexkirche hatte, die auf ihn hätte aufmerksam werden können, noch unter dem strengen Auge des Herrn des Gesetzes eine besonders organisierte Diebes- oder Bettlergilde hervorbrachte, so dass dieses Talent nach wie vor unerkannt schlummert. Sonst hätte sich vielleicht sein Leben uns eine Karriere in eine andere Richtung entwickelt.

Dann kam das Ereignis, welches das Leben aller Greifenfurter und damit auch des kleinen Coreylius für immer veränderte. Im Orkensturm in den Jahren 1012 und 1013 BF starben an den Waffen der Orks (sein Vater) und Hunger und Krankheit (seine Mutter und Geschwister) bis auf seinen älteren Bruder Gänswin und seinem Onkel Wolfhart die ganze Familie in zwei bitteren Jahren, die dem kleinen Buben die Freude am Leben nahmen. Wen mag es daher wundern, dass Coreylius nun auch als Mann kein Freund des Orken ist? Aber welcher gestandene Greifenfurter mag schon Orks?

Er hätte den Krieg wohl nicht überlebt, wenn er nicht schon als Kind so zäh wie ein Stück gegerbtes Schuhleder gewesen wäre. Fiber und Gilbe überstand er, während seine Schwestern starben. Dem Hunger trotzte er als abgemagerter Bengel, während seinen Bruder die Kraft verließ. Aber er selbst, obwohl er sein Los mehr als einmal verfluchte, wollte der Herr Boron ein ums andere Mal nicht in seine Hallen rufen. Nach dem Krieg lebte er im Haus seines Onkels als einzigem erwachsenen Verwandten, da die Waisenhäuser der Stadt nun übervoll waren und schlug sich als Botenjunge und Hilfsarbeiter durchs Leben. Zwar hätte sein Oheim ihm gern in eine Lehre gegeben um etwas Vernünftiges zu lernen aber es gelang ihm nie für längere Zeit bei der Sache zu bleiben, weil er sich nie auf ein einzelnes Handwerk konzentrieren konnte und wollte. Nach dem dritten erfolglosen Versuch und gezahlten Lehrgeld gab der Onkel es auf, das zappelige Bürschchen zu etwas vernünftigem machen zu wollen. So hatte Coreylius in der Folge viel Zeit, sich mit Flausen im Kopf herumzutreiben.

Schon bald hatte er sich einer Gruppe heranwachsender Hafenjunge angeschlossen, die nichts im Sinn hatten außer einen schnellen Heller zu verdienen und ansonsten den Herrn Praios einen guten Mann sein zu lassen. Dass er noch nicht einmal bei diesen besonders gut gelitten war lag daran, dass er im Laufe der Jahre immer streitsüchtiger wurde.  Dabei war es gar nicht seine Natur, von grund auf ein zorniges Wesen zu besitzen, auch wenn er vielleicht allen Grund dazu gehabt hätte. Nein, es lag einfach daran, dass er wegen schlechter Träume die ihn des Nachts heimsuchten, die Geister der Toten des Orkensturms gingen zuweilen noch in Greifenfurt um, für deren Einflüsterungen besonders empfänglich war. Und so war er meinst unausgeschlafen und deswegen grantig, selbst wenn ihn niemand provozierte. Es mag daher nicht wundern, dass er im Hafen auch immer wieder einmal in Prügeleien mit den anderen Hafenjungen verwickelt war, die sich das natürlich auch nicht immer gefallen ließen. Und bei einer dieser Schlägereien bekam er so heftig aufs linke Ohr bekommen, das ihn dabei ein stechender Schmerz durchschoss und er seitdem auf dieser Seite nur noch schlecht hörte. Denn für einen magischen Heiler oder einen Priester fehlte dem armen Schlucker natürlich das Gold.

Die Jahre gingen ins Land, uns aus dem kleinen Coreylius war ein jugendlicher geworden, der immer noch nichts aus seinem Leben gemacht hatte. Als fast schon junger Mann junger Mann fiel er im Jahre 1022 BF kurz vor seinem 15. Tsafest auf eine durchreisende Söldnertruppe die auf den klangvollen Namen „Sybils wilder Haufen“ hörte, herein. Da er sich kurz zuvor wieder einmal mit seinem Onkel gestritten hatte, er solle doch endlich in Ingerimms Namen  „etwas anständiges“ lernen, hatten die Werber der Söldner leichtes Spiel mit dem aufgewühlten Jungen. Er entlud die packen des wilden Haufens für einige kleine Münzen von einem Flußkahn, aber schon dabei fiel das Auge der Söldnerführerin auf das, wenn auch etwas junge, schnuckelige Bürschchen. Denn das musste man Rahja lassen, nicht nur seine Arbeit als gelegentlicher Schauermann hatte ihm ein paar schöne Muskeln verschafft, sondern die liebliche Göttin hatte den Jungen auch mit einem fein geschnittenen und hübschen Gesicht gesegnet. Da aber auch die Herrin Rahja kein Göttinenhaus im PRaiosgefälligen Greifenfurt unterhielt und die sittsamen Augen der Kirche über Etablissements der anderen Art wachten, verwehrten die Götter dem Knaben auch diesen Karriereweg. So folgt er also den Söldnern, nachdem deren Hauptfrau ihm ganz uneigennützig einen Platz in ihrer Truppe anbot, denn zu schleppen gab es immer was, und er müsse ja nicht einmal unter den Sternen schlafen, sondern könne ja auch ein Abteil in ihrem Zelt (oder besser Bett, wie er später herausfand) abhaben. Der Weg der Söldnerschaar führte zunächst zur Befreiung Weidens vom Ursurpator Baeromar von Geltrin-Weiden zugunsten der späteren Königin Walpurga von Löwenhaupt und später ins Weißtobrische um sich dort als Schutz gegen die schwarzen Lande anheuern lassen.

Die Söldner brauchten aber keine unnützen Esser. Und nachdem die Hauptfrau ihres Spielzeugs rasch überdrüssig geworden war ließen sie ihn, nachdem er anfangs nur Hilfsarbeiten zu leisten hatte, auf Wache, Rast und im Lager immer wieder einmal das Waffenhandwerk üben. Er sollte sich ja wehren können, wenn es einmal hart auf hart käme oder das Lager zu verteidigen sei  und nicht dumm im Wege rumstehen. Dabei zeigte sich schnell, dass er zwar nicht so gut mit filigranen Waffen umgehen könnte, aber ein ausgeprägtes Talent für lange und schwere Eisenschwerter hatte. Je länger und schwerer desto besser, wie es schien, denn bekanntlich kommt es im Gegensatz zu anderen Aussagen tatsächlich auf die Größe an. Nach zwei Götterläufen war er fester Teil der Söldnertruppe und kämpfte unverdrossen und mit jugendlicher Unbekümmertheit an der Seite der Veteranen. Wobei es ihm sehr zupass kam, das die Truppe meist an den Grenzen patrouillierte und nicht einer festen Garnison zugeteilt war, so dass sich die langweile in Grenzen hielt. Über die Jahre verdiente er seinen Sold und war in der Lage das ein oder andere Stück an Waffen und Rüstung zu erwerben und zu erbeuten, aber nie genug, um sich mit einem ausreichend gefüllten Säckel von der Truppe verabschieden zu können.

Trotzdem wurde auch dieser Auftrag mit der Zeit für ihn immer monotoner und eigentlich hatte er gar keine Lust mehr den Dienst weiter auszuführen. Er  blieb nur aus Pflichtgefühl und Loyalität bei den Kameraden der letzten Jahre, wurde aber dadurch  wieder grantiger und unleidiger. Außerdem zermürbte ihn der Kampf gegen Schwarzländer, Untote und Dämonen. Der beständige Schrecken fraß sich in seine Seele und die Angstgestalten versetzten ihn mehr und mehr in abergläubische Furch, schon wenn er an sie dachte. Mit jeder Schlacht und mit jedem Kampf den er focht wuchs diese Saat in seinem Herzen, bis sie sich eines Tages Bahn brach. In einem weiteren Scharmützel südlich von Kleinwardstein , dass seine Truppe zu verlieren drohte, gingen Coreylius die Nerven durch  als er mit dem Bidenhänder in der Faust die Linie gegen eine Rotte Karmanthi mit den anderen halten sollte. Mit panisch schlagendem Herzen drehte er auf dem Absatz um und lief mit dem was er am Leibe trug, zurück ins Lager, schnappte sich ein Maultier um schneller fliehen zu können und gab Fersengeld gen Efferd in die sicheren Kernlande.

Die Söldner gewannen den Kampf unter Verlusten doch noch, meldeten den flüchtigen Soldaten und Kameraden aber bei der tobrischen Kommandantur. Die plante ein Exempel zu statuieren, ließ ihn verfolgen und als gesuchten Deserteure ausrufen. Und da er auch noch seine Kameraden bestohlen hatte, denn ein Teil seiner Rüstung, ein veritabler Kettenmantel dem man ihm als Gassenhauer gegeben hatte, und das verschwundene Maultier waren Besitz der Söldnertruppe und nicht sein Eigentum, hatte auch seine Hauptfrau ein veritables Interesse ihren Besitz oder dessen Gegenwert wiederzuerhalten. So kam es das zwei besonders hartnäckige Kopfgeldjäger ihn sogar bis Greifenfurtsche verfolgten, weswegen er sich, um zunächst aus dem Mittelreich zu fliehen, Richtung Andergast weiterzog.

Dieser Eintrag wurde am 14.06.2022 (11:08) verfasst und 97 mal aufgerufen.
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